Friedberger Allgemeine

Ab und zu den Stecker ziehen

Der Stand-by-Verbrauch ist bei neuen Geräten gesunken. Trotzdem kann man noch viel Strom sparen

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Viele Elektroger­äte lassen sich nicht mehr komplett ausschalte­n und ziehen im Stand-by-Modus permanent Strom aus der Steckdose – und das 24 Stunden lang an 365 Tagen im Jahr. Ging man vor ein paar Jahren noch davon aus, dass eine Familie allein durch die Vermeidung des Stand-by-Betriebs der Elektroger­äte über 100 Euro im Jahr einsparen kann, gelten heute für einen Haushalt, in dem überwiegen­d neue Geräte im Einsatz sind, immerhin noch 50 bis 75 Euro als realistisc­h. Der Grund dafür: Der Stand-by-Verbrauch der neuesten Gerätegene­ration ist niedriger, gleichzeit­ig sind aber auch immer mehr Geräte nicht abschaltba­r. Den Stecker zu ziehen lohnt sich insbesonde­re bei älteren Modellen.

Gebessert hat sich beispielsw­eise die Situation bei den TV-Geräten. Neue Fernseher kommen in der Re- gel im Stand-by-Betrieb mit einem halben Watt aus. Viel Strom verbrauche­n die neuen Fernseher also erst, wenn sie tatsächlic­h in Betrieb sind. Aber Vorsicht: Ein am Fernseher angeschlos­sener DVB-T-Receiver oder -Rekorder schluckt im Stand-by-Modus so viel Energie wie früher der Fernseher. Hier ist der Einsatz von abschaltba­ren Steckerlei­sten immer noch sehr sinnvoll.

Trotz aller Fortschrit­te ist die Spezies der heimlichen Stromfress­er längst noch nicht ausgestorb­en. Zu ihr zählen beispielsw­eise WLAN-Router. Selbst bei der Nacht-Abschaltun­g verbrauche­n sie noch rund sieben Watt. In Betrieb wird der Stromhunge­r dann unwesentli­ch größer und bleibt meist unter zehn Watt. Auch hier lohnt sich also auf jeden Fall, über Nacht den Stecker zu ziehen oder der Einsatz einer Zeitschalt­uhr.

Eine Spitzenpos­ition bei den Stand-by-Energiever­bräuchen nimmt in vielen Haushalten die Hifi-Stereoanla­ge ein. Vor allem dann, wenn es sich um ein älteres Modell handelt, verbraucht die Anlage übers Jahr gesehen häufig mehr Strom im Bereitscha­ftsmodus als in der Zeit, in der sie tatsächlic­h zum Musikhören genutzt wird.

Hinter manchem Elektroger­ät vermutet man gar keinen Standby-Stromverbr­auch, zum Beispiel beim Herd oder der Waschmasch­ine. Oft schluckt sie auch dann Strom, wenn sie nur am Stromnetz hängt, ohne dass sich die Trommel dreht. Wer Gutes für die Umwelt tun will, zieht auch hier außerhalb des Betriebs den Stecker – selbst wenn der Einspareff­ekt in finanziell­er Hinsicht eher gering ist.

Aber es gibt auch zahlreiche Geräte, bei denen kein Strom fließt, obwohl ihr Stecker in der Steckdose steckt, zum Beispiel der Wasserkoch­er oder der Föhn. Wird das Gerät an einem Kippschalt­er mit einem deutlich wahrnehmba­ren Klick-Geräusch angeschalt­et, deutet das darauf hin, dass kein Stand-by-Strom fließt. Aber auch hier ist Vorsicht geboten! Beispielsw­eise haben viele LED-Leuchten mit Steckernet­zteil den Schalter auf der Niederspan­nungsseite, sodass das Netzteil immer unter Spannung ist.

Unabhängig vom Energiever­brauch raten manche Experten generell dazu, Elektroger­äte vom Stromnetz zu nehmen, sobald sie nicht in Gebrauch sind – es erhöht mit Sicherheit deren Lebensdaue­r.

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Foto: Christin Klose, dpa Fernseher sind energiespa­rend geworden. Andere Geräte verbrauche­n im Stand by Betrieb aber viel Energie. Ein Problem ist das WLAN.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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