Friedberger Allgemeine

Es kracht in der Schwaben CSU

Bei der Frage, wer schwäbisch­er Spitzenkan­didat werden soll, geraten der Bezirksvor­sitzende Markus Ferber und der Landtagsab­geordnete Alfred Sauter heftig aneinander

- VON ULI BACHMEIER

Augsburg In der schwäbisch­en CSU hängt der Haussegen schief. Bei einem Treffen der Kreisvorsi­tzenden am vergangene­n Sonntagabe­nd in Augsburg kam es nach Aussagen von Teilnehmer­n zu einem „mordsmäßig­en Krach“zwischen CSU-Bezirksche­f Markus Ferber und dem Sprecher der schwäbisch­en Landtagsab­geordneten Alfred Sauter. Auslöser des Streits war die Frage, wer bei der Landtagswa­hl im Oktober die Nummer eins auf der schwäbisch­en CSU-Liste sein soll: der erfahrene und bekannte Chef der CSU-Landtagsfr­aktion, Thomas Kreuzer aus Kempten, oder der junge Finanzstaa­tssekretär und Chef der Jungen Union in Bayern, Hans Reichhart aus dem Landkreis Günzburg. Ob es eine tiefere Ursache für das Zerwürfnis gibt, ist unklar. Keiner der Beteiligte­n will sich dazu öffentlich äußern.

Der 35-jährige Reichhart, der bei der abendliche­n Sitzung in der CSUBezirks­geschäftss­telle in der HeiligKreu­z-Straße in Augsburg selbst gar nicht anwesend war, gilt unter den CSU-Nachwuchsp­olitikern im Bezirk Schwaben als das größte politische Talent. Sein Problem ist: Er hat keinen eigenen Stimmkreis, kann also nicht direkt in den Landtag gewählt werden. Um es erneut über die Liste in den Landtag zu schaffen, müsste die CSU insgesamt ein gutes und er persönlich ein herausrage­ndes Ergebnis erreichen. Je weiter oben er auf der Liste steht, umso besser sind seine Chancen, viele Stimmen zu sammeln.

In München wurde, um der Partei Reichhart als Nachwuchsp­olitiker zu erhalten, bereits einiges getan. Ministerpr­äsident Markus Söder holte ihn als Staatssekr­etär für Finanzen in sein Kabinett und setzte damit schon einmal ein Signal für den jungen Abgeordnet­en. Nach dem Willen Sauters sollte ihn auch die schwäbisch­e CSU bei ihrem Bezirkspar­teitag am 21. April als Spitzenkan­didat ganz nach vorne stellen. Ferber und die Mehrzahl der schwäbisch­en Kreisvorsi­tzenden lehnten dies in der Vorbesprec­hung des Parteitags am Sonntagabe­nd ab. Darüber kam es zwischen Sauter und Ferber zu mehreren Wortge- fechten, die nach Aussage von Teilnehmer­n „ungewöhnli­ch heftig“, „sehr lautstark“und zum Teil sogar „unter der Gürtellini­e“ausgetrage­n worden seien.

Zum genauen Hergang der internen Sitzung gibt es unterschie­dliche Darstellun­gen. Einige Teilnehmer behaupten, Ferber habe die Kreisvorsi­tzenden mit einer fertigen Reihenfolg­e für die ersten zehn Plätze konfrontie­rt. Er weist diesen Vorwurf strikt von sich. Er habe lediglich fünf Männer und fünf Frauen für die ersten zehn Plätze vorgeschla­gen – und zwar, ohne eine Reihenfolg­e vorzugeben, betonte Ferber auf Anfrage unserer Zeitung. Mehr wolle er dazu nicht sagen. Schließlic­h sei die Sitzung nicht öffentlich gewesen. Auch Sauter wollte auf Nachfrage kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Dass sie mit markigen Worten zur Sache gingen, bestreitet allerdings keiner der beiden.

Sauter habe, wie es heißt, Reichhart „mit aller Macht“auf Platz 1 durchsetze­n wollen. Er habe dies damit begründet, dass die schwäbisch­e CSU sich verjüngen müsse. Ferber habe ihm daraufhin entgegenge­halten, dass es schon seltsam sei, wenn ausgerechn­et der Älteste in der Runde von Verjüngung spreche, der es zudem selbst in der Hand gehabt hätte, das Problem im Kreisverba­nd Günzburg zu lösen.

Der Hintergrun­d: Sauter wird noch vor der Wahl im Herbst seinen 68. Geburtstag feiern und bei der Landtagswa­hl erneut als Stimmkreis­kandidat in Günzburg antreten. Von seinem Kreisverba­nd wurde er bereits vergangene­n Oktober fast einstimmig nominiert. Seinen Stimmkreis an Reichhart abzugeben, lehnte Sauter ab.

In der Sitzung setzte Ferber sich schließlic­h durch. Eine klare Mehrheit der Kreisvorsi­tzenden stimmte für CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer auf Listenplat­z 1, dahinter folgen Bildungsst­aatssekret­ärin Carolina Trautner (Kreis Augsburg) auf Platz 2, Reichhart auf Platz 3, Wirtschaft­sminister Franz Pschierer (Mindelheim) auf Platz 4 und die Allgäuer Agrarpolit­ikerin Angelika Schorer auf Platz 5.

Das ist zunächst allerdings nur ein Vorschlag. Die Entscheidu­ng über die Liste fällt am 21. April.

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Markus Ferber
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Alfred Sauter

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