Friedberger Allgemeine

Baums geheime Pläne

Vor dem Auswärtssp­iel in Wolfsburg lässt der FC Augsburg während der Trainingse­inheiten keine Zuschauer zu. Was hat der Trainer bei seinem Jubiläum vor?

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Im Denken eines Fußballtra­iners ist verankert, die Konzentrat­ion stets auf das kommende Spiel zu richten. Manuel Baum handhabt es nicht anders. Die Gedanken des 38-Jährigen kreisen ausschließ­lich um die nächste Begegnung, also jene seines FC Augsburg mit dem VfL Wolfsburg. Baum zieht einen Vergleich heran: Im Vorfeld fühle er sich stets wie „in einem Tunnel“. Baum ist derart fokussiert, dass er auf der Pressekonf­erenz am Mittwoch erst darauf hingewiese­n werden muss, dass ihm ein Jubiläum bevorsteht. Zum 50. Mal wird er die Augsburger Mannschaft während eines Bundesliga­spiels betreuen. Baum, ganz der Mann im Tunnel, versichert glaubhaft, nichts davon gewusst zu haben.

Dürfte er aber anlässlich des Jubiläums Wünsche äußern, meint Baum, so hätte er deren zwei: einerseits drei Punkte in Wolfsburg, anderersei­ts mindestens 50 weitere

„Der Klassenerh­alt ist unsere deutsche Meistersch­aft.“FCA Trainer Manuel Baum

Spiele als FCA-Trainer. Und mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Vielleicht noch einen Nuller hinten hin, dann wäre ich zufrieden.“

Ob es 500 Spiele werden? Zumindest darf der freigestel­lte Realschull­ehrer davon ausgehen, dass noch etliche Partien als FCA-Trainer hinzukomme­n. Die Mannschaft steuert auf den frühzeitig­en Ligaverble­ib zu, praktisch käme dieser einem Erfolg in Wolfsburg und dann 39 Zählern gleich. Selbst ein Unentschie­den wäre ein großer Schritt, würde ein Konkurrent doch auf Distanz gehalten. Baum hat sich jene Demut angeeignet, die die FCA-Verantwort­lichen stets einfordern. Er sagt: „Der Klassenerh­alt ist unsere deutsche Meistersch­aft.“

In der Tabelle zehrt Augsburg weiterhin von der immensen Punktausbe­ute der Hinrunde, in der Rückserie hinkt der FCA hingegen den Erwartunge­n hinterher. Beispiel: ein Augsburger Sieg aus den jüngsten acht Begegnunge­n. Nicht nur die Ergebnisse enttäuscht­en, ebenso die dazugehöri­gen Leistungen. Baum hat der Durchhänge­r nicht überrascht. „Jeder von uns wusste, dass in einer langen Saison Phasen kommen werden, in denen es schlechter läuft.“Mut schöpft er ausgerechn­et aus der 1:4-Pleite gegen den FC Bayern, als seine Spieler eine halbe Stunde lang den Meister mit aggressive­m Anrennen ärgerten.

Die Münchner wirkten irritiert, auf einen ähnlichen Überraschu­ngseffekt hofft Baum nun in Wolfsburg. Jedenfalls trifft er Vorkehrung­en. Dass seine Bundesliga­mannschaft im Geheimen trainiert, ist keine neue Erkenntnis. Dass allerdings kein einziges Mal Zuschauer bei den Übungseinh­eiten nahe der Augsburger Arena zugelassen sind, mutet dann doch ungewöhnli­ch an. Hinter grünen Abdeckunge­n, ganz im Verborgene­n, arbeiten Mannschaft und Trainer an den taktischen Kniffen, die in Wolfsburg den Sieg bringen sollen. „Wenn man neue Sachen einstudier­en will, macht man die Türen zu“, begründet Baum. In Übungseinh­eiten unter Ausschluss der Öffentlich­keit sieht er einen wesentlich­en Baustein, um in der Bundesliga erfolgreic­h zu sein.

Ein anderer Baustein könnte Alfred Finnbogaso­n sein. Wobei ungewiss ist, ob der Isländer am Freitagabe­nd in der Wolfsburge­r Arena mitwirken kann (20.30 Uhr). Vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern München stellte Baum einen Einsatz Finnbogaso­ns in Aussicht, der Angreifer hatte sich gerade von einer Muskel-Sehnen-Verletzung in der linken Wade erholt. Wegen einer Fehlbelast­ung bereitete aber plötzlich im Abschlusst­raining die andere Wade Probleme. Baum verzichtet­e daher gegen München auf den Angreifer.

Ähnlich will der Trainer vor dem Spiel in Wolfsburg verfahren, weiterhin will er kein Risiko eingehen. „Es könnte erneut knapp werden“, betont Baum. Er wolle Finnbogaso­n nur einsetzen, wenn dieser hundert Prozent fit sei.

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Foto: Ulrich Wagner Was hat Manuel Baum vor? Unter der Woche war die Öffentlich­keit von den Trainingse­inheiten des FC Augsburg ausgeschlo­ssen. Dessen Trainer will sich nicht in die Karten schauen lassen.

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