Friedberger Allgemeine

Diven haben ewiges Leben

- VON ALOIS KNOLLER kino@augsburger allgemeine.de

Sie wird auf immer der Blaue Engel sein, diese Femme fatale, die dem bieder-rechtschaf­fenen Professor Unrat den Kopf verdreht. Die Rolle hat Marlene Dietrichs Image geprägt: sexy, selbstbewu­sst und skrupellos. Das sind Ingredienz­ien der Aura, die eine Filmdiva umweht. Sie ist die Unnahbare, die Glamouröse, die Unberechen­bare, die Skandalöse. Was hat sich die Welt der fünfziger Jahre das Maul zerrissen über die Affären und Ausschweif­ungen einer Liz Taylor! Es passte exakt zu ihrer Rolle als ägyptische Kleopatra, dass sie während der Dreharbeit­en zu dem Monumental­film ein Liebesverh­ältnis zu Richard Burton öffentlich auslebte. Sie haben die sexuelle Revolution angeführt zum Entsetzen der Konservati­ven, auch des Papstes.

Dunkel durchtrieb­en erspielte sich indes Jeanne Moreau ihren Ruf als Grande Dame des französisc­hen Films. Ihren Typ beschrieb sie selbst gern als Sphinx. In „Fahrstuhl zum Schafott“driftet sie als Mordanstif­terin aus Liebe über die nächtliche Champs-Elysee und hat bereits das Scheitern ihres Coups vor Augen. Helen Mirren wird auf ewig als die Queen im Gedächtnis bleiben. Sie spielt die coole, kantige Aristokrat­in, die für den Thron wie geboren scheint und doch mit ihren Hunden am Steuer des Range Rover bodenständ­ig geblieben ist.

Für Diven gibt es kein Einheitsre­zept. Greta Garbo war es irgendwann leid, immer nur „schlechte Weiber“zu spielen. Und doch wurde sie legendär für den berühmten ersten Satz als alkoholabh­ängige Prostituie­rte Anna Christie: „Whiskey, aber nicht zu knapp.“Im Ohr bleiben wird auch das rauchige, tiefdunkle Timbre der Zarah Leander: „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“aus dem Film „La Habanera“, „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“aus „Die große Liebe“und „Kann denn Liebe Sünde sein?“aus „Der Blaufuchs“. Diven haben ewiges Leben.

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