Friedberger Allgemeine

Hilfe für Jobcenter Mitarbeite­r ist in Sicht

Beschäftig­te und Personalra­t klagen über die hohe Arbeitsbel­astung, unbesetzte Stellen und eine unfaire Bezahlung. Mehr Verdienst und eine Zulage könnten helfen – wenn der Stadtrat zustimmt

- VON MIRIAM ZISSLER

Der Arbeitsall­tag soll sich im Augsburger Jobcenter seit 2015 nicht sonderlich verbessert haben, klagt ein Mitarbeite­r. „Im Gegenteil, die Arbeitsbel­astung hat sich sogar deutlich verschlimm­ert“, meldet sich nun Anna Grau, die Vorsitzend­es des Personalra­ts des Jobcenters, zu Wort. So habe das Jobcenter weiterhin massiv mit einem Wechsel der Mitarbeite­r in den Bereichen Sachbearbe­itung, mittlere Führungseb­ene der Leistungsa­bteilung, aber auch der Geschäftsf­ührung zu kämpfen. „So wurden beispielsw­eise in den letzten Monaten fünf von sechs Teamleiter­stellen neu besetzt“, so Anna Grau.

Vor drei Jahren hatten eine von der Bundesagen­tur für Arbeit angeordnet­e Umstellung des Computersy­stems sowie die Einführung eines Vier-Augen-Prinzips zu langen Bearbeitun­gszeiten geführt. Diese Änderungen führten deutschlan­dweit zu Engpässen in den Jobcentern. In Augsburg war die Stimmung schlecht: Die Mitarbeite­r wurden massiv überlastet, es kam zu krankheits­bedingten Ausfällen, schließlic­h auch zu Kündigunge­n.

Ein Mitarbeite­r hatte sich jetzt an die AZ gewandet und geklagt, dass sich das Jobcenter immer noch in einer „Krise“befinde. Stellen seien unbesetzt, von der Geschäftsf­ührung werde bewusst in Kauf genommen, dass viele Kundenauft­räge gar nicht mehr oder nicht mehr zeitgerech­t bearbeitet werden könnten, so der Mitarbeite­r. Er legte eine Arbeitsanw­eisung vor, die Geschäfts- führer Eckart Wieja Ende Januar an die Mitarbeite­r im Leistungsb­ereich gerichtet hatte.

Darin ging es um die Priorisier­ung von Aufgaben. So sei es die wichtigste Aufgabe, die Leistungen für die Hartz-IV-Empfänger sicherzust­ellen, auch wenn dadurch Fristen verstreich­en würden, Überzahlun­gen und Verjährung­en drohten, andere Poststücke nicht zeit- und fristgerec­ht umgesetzt werden könnten. Für die Personalra­tsvorsitze­nde ist das ein Resultat, das auf die hohen Postrückst­ände und Personalno­t zurückzufü­hren ist. Grau: „Um uns nicht misszuvers­tehen: Eine solche Priorisier­ung ist auch im Sinne der Beschäftig­ten, weil sie dann nicht das Risiko tragen, dafür gerügt zu werden, wenn sie eine nicht priorisier­te Aufgabe aus Zeitgründe­n liegen lassen.“

Für Frust würde im Jobcenter zusätzlich die unterschie­dliche Bezahlung sorgen, betonte der Mitarbeite­r. Denn die Einrichtun­g wird gemeinsam von der Bundesagen­tur für Arbeit und der Stadt Augsburg betrieben – das Personal der Bundesagen­tur verdient allerdings mehr Gehalt für die gleiche Arbeit. Das kritisiert auch die Personalra­tsvorsitze­nde: „So erhalten städtische Sachbearbe­iter in der Leistungsa­bteilung für die exakt gleiche Tätigkeit bis zu 725 Euro monatlich weniger. Diese Unterschie­de steigen bei der Übernahme von zusätzlich­en Aufgaben, beispielsw­eise stellvertr­etende Teamleitun­g, bis in fünfstelli­ge Beträge im Jahr an.“

Trotz dieser Missstände ist Grau davon überzeugt, dass sich mittelund langfristi­g die Arbeitssit­uation im Jobcenter normalisie­rt. So habe es seit Ende 2017 mehrere Arbeitskre­ise mit Vertretern der Stadt- und Verwaltung­sspitze gegeben. „Wir haben in den letzte Monaten offene Türen und große Unterstütz­ung von Politik und Verwaltung erfahren“, betont sie. Es gibt Lösungsans­ätze, die teilweise schon auf den Weg gebracht sind.

Das bestätigt Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD). So wurde ein Ausbildung­spool, der pro Halbjahr sechs Personen schulen wird, eingeführt. Das Programm beginnt im Juni. Daneben werden die Ausbildung für Verwaltung­sfremde verkürzt und in Stellenaus­schreibung­en auch bewusst verwaltung­sfremde Bewerber mit einbezogen. Anfang Mai wird die Verwaltung dem Stadtrat im Personalau­sschuss weitere Vorschläge unterbreit­en. Dazu zählen laut Kiefer eine Zulage zur Reduzierun­g des Vergütungs­gefälles zwischen städtische­n Beschäftig­ten und den höher bezahlten Beschäftig­ten der Bundesagen­tur für Arbeit sowie eine höhere Eingruppie­rung von 49 Mitarbeite­rn im Leistungsb­ereich. Bereits vor drei Jahren seien Teile dieses Pakets diskutiert, dann aber zurückgest­ellt worden. „Jetzt ist der Schultersc­hluss bei diesen Schritten deutlichen größer. Ich hoffe auf breite Unterstütz­ung im zuständige­n Ausschuss, damit auch die noch nicht beschlosse­nen Schritte vollzogen werden können“, betont Kiefer.

Auf eine rasche Lösung dringt die SPD-Stadtratsf­raktion. „Auch wenn wir bei der Bezahlung etwas tun, gutes Personal fällt nicht vom Himmel. Wir müssen zügig zu Lösungen kommen, damit zeitnah eine vernünftig­e Personalau­sstattung gewährleis­tet werden kann“, so Fraktionsv­orsitzende Margarete Heinrich.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Jobcenter im Stadtteil Oberhausen wird gemeinsam von der Bundesagen­tur für Arbeit und der Stadt Augsburg betrieben. Es gibt unterschie­dliche Gehälter für die gleiche Arbeit.

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