Hilfe für Jobcenter Mitarbeiter ist in Sicht
Beschäftigte und Personalrat klagen über die hohe Arbeitsbelastung, unbesetzte Stellen und eine unfaire Bezahlung. Mehr Verdienst und eine Zulage könnten helfen – wenn der Stadtrat zustimmt
Der Arbeitsalltag soll sich im Augsburger Jobcenter seit 2015 nicht sonderlich verbessert haben, klagt ein Mitarbeiter. „Im Gegenteil, die Arbeitsbelastung hat sich sogar deutlich verschlimmert“, meldet sich nun Anna Grau, die Vorsitzendes des Personalrats des Jobcenters, zu Wort. So habe das Jobcenter weiterhin massiv mit einem Wechsel der Mitarbeiter in den Bereichen Sachbearbeitung, mittlere Führungsebene der Leistungsabteilung, aber auch der Geschäftsführung zu kämpfen. „So wurden beispielsweise in den letzten Monaten fünf von sechs Teamleiterstellen neu besetzt“, so Anna Grau.
Vor drei Jahren hatten eine von der Bundesagentur für Arbeit angeordnete Umstellung des Computersystems sowie die Einführung eines Vier-Augen-Prinzips zu langen Bearbeitungszeiten geführt. Diese Änderungen führten deutschlandweit zu Engpässen in den Jobcentern. In Augsburg war die Stimmung schlecht: Die Mitarbeiter wurden massiv überlastet, es kam zu krankheitsbedingten Ausfällen, schließlich auch zu Kündigungen.
Ein Mitarbeiter hatte sich jetzt an die AZ gewandet und geklagt, dass sich das Jobcenter immer noch in einer „Krise“befinde. Stellen seien unbesetzt, von der Geschäftsführung werde bewusst in Kauf genommen, dass viele Kundenaufträge gar nicht mehr oder nicht mehr zeitgerecht bearbeitet werden könnten, so der Mitarbeiter. Er legte eine Arbeitsanweisung vor, die Geschäfts- führer Eckart Wieja Ende Januar an die Mitarbeiter im Leistungsbereich gerichtet hatte.
Darin ging es um die Priorisierung von Aufgaben. So sei es die wichtigste Aufgabe, die Leistungen für die Hartz-IV-Empfänger sicherzustellen, auch wenn dadurch Fristen verstreichen würden, Überzahlungen und Verjährungen drohten, andere Poststücke nicht zeit- und fristgerecht umgesetzt werden könnten. Für die Personalratsvorsitzende ist das ein Resultat, das auf die hohen Postrückstände und Personalnot zurückzuführen ist. Grau: „Um uns nicht misszuverstehen: Eine solche Priorisierung ist auch im Sinne der Beschäftigten, weil sie dann nicht das Risiko tragen, dafür gerügt zu werden, wenn sie eine nicht priorisierte Aufgabe aus Zeitgründen liegen lassen.“
Für Frust würde im Jobcenter zusätzlich die unterschiedliche Bezahlung sorgen, betonte der Mitarbeiter. Denn die Einrichtung wird gemeinsam von der Bundesagentur für Arbeit und der Stadt Augsburg betrieben – das Personal der Bundesagentur verdient allerdings mehr Gehalt für die gleiche Arbeit. Das kritisiert auch die Personalratsvorsitzende: „So erhalten städtische Sachbearbeiter in der Leistungsabteilung für die exakt gleiche Tätigkeit bis zu 725 Euro monatlich weniger. Diese Unterschiede steigen bei der Übernahme von zusätzlichen Aufgaben, beispielsweise stellvertretende Teamleitung, bis in fünfstellige Beträge im Jahr an.“
Trotz dieser Missstände ist Grau davon überzeugt, dass sich mittelund langfristig die Arbeitssituation im Jobcenter normalisiert. So habe es seit Ende 2017 mehrere Arbeitskreise mit Vertretern der Stadt- und Verwaltungsspitze gegeben. „Wir haben in den letzte Monaten offene Türen und große Unterstützung von Politik und Verwaltung erfahren“, betont sie. Es gibt Lösungsansätze, die teilweise schon auf den Weg gebracht sind.
Das bestätigt Sozialbürgermeister Stefan Kiefer (SPD). So wurde ein Ausbildungspool, der pro Halbjahr sechs Personen schulen wird, eingeführt. Das Programm beginnt im Juni. Daneben werden die Ausbildung für Verwaltungsfremde verkürzt und in Stellenausschreibungen auch bewusst verwaltungsfremde Bewerber mit einbezogen. Anfang Mai wird die Verwaltung dem Stadtrat im Personalausschuss weitere Vorschläge unterbreiten. Dazu zählen laut Kiefer eine Zulage zur Reduzierung des Vergütungsgefälles zwischen städtischen Beschäftigten und den höher bezahlten Beschäftigten der Bundesagentur für Arbeit sowie eine höhere Eingruppierung von 49 Mitarbeitern im Leistungsbereich. Bereits vor drei Jahren seien Teile dieses Pakets diskutiert, dann aber zurückgestellt worden. „Jetzt ist der Schulterschluss bei diesen Schritten deutlichen größer. Ich hoffe auf breite Unterstützung im zuständigen Ausschuss, damit auch die noch nicht beschlossenen Schritte vollzogen werden können“, betont Kiefer.
Auf eine rasche Lösung dringt die SPD-Stadtratsfraktion. „Auch wenn wir bei der Bezahlung etwas tun, gutes Personal fällt nicht vom Himmel. Wir müssen zügig zu Lösungen kommen, damit zeitnah eine vernünftige Personalausstattung gewährleistet werden kann“, so Fraktionsvorsitzende Margarete Heinrich.