Endlich packt jemand an
Es ist noch nicht lange her, da hat sich die Stadt von einem Grundsatz verabschiedet. Danach galt, dass neue Wohngebiete innerhalb des bebauten Raumes in Augsburg entstehen sollen, vor allem auf großen Industrie- und Militärbrachen. Doch weil Augsburg schnell wächst, gingen die Flächen früher aus als erwartet. Deshalb soll nun auf der grünen Wiese das Baugebiet Haunstetten Südwest entstehen – in Zeiten, in denen über den Flächenfraß diskutiert wird.
Dabei gibt es eine Industriebrache in Augsburg, die städtebaulich eine herausragende Bedeutung hat: das alte Bahngelände im Hochfeld. Es hat eine zentrumsnahe Lage und wäre für ein neues Wohngebiet sehr interessant. Auch die heutigen Anwohner im Hochfeld hätten statt eines Niemandslandes endlich ein ansprechendes Umfeld, das ihr Viertel aufwerten würde.
Weil aber auf den alten DB-Arealen auch Gewerbetreibende und Eisenbahnunternehmen einen Standort haben, traute sich lange kein Investor an das Gebiet. Eisenbahnrecht hat Vorrang vor privater Bebauung, eine Befreiung zu erreichen, gilt als langwierig, kompliziert und ist mit mehr Aufwand und finanziellen Risiken verbunden als ein Vorhaben auf der grünen Wiese. Vorhandenes Gewerbe und neues Wohnen zusammenzubringen, ist auch nicht einfach.
Immer wieder wurde die Stadt von Experten ermahnt, eine aktivere Rolle zu spielen, um eine Zukunft für dieses Areal zu finden. Der Baureferent hat bislang keine rühmliche Rolle gespielt, Visionen zu entwickeln. Nun will ein Münchner Konzern einsteigen, um endlich eine städtebauliche Entwicklung in Gang zu bringen. Dafür sollte er die Unterstützung der Stadt bekommen. Neue Wohnungen werden dringend gebraucht. Oberbürgermeister Kurt Gribl sagte 2017, als es um die Rettung des Bahnparks und die Schwierigkeiten auf dem alten Bahngelände ging: „Ich will nicht Totengräber einer künftigen Entwicklung sein.“Das kann die Stadt nun beweisen.