Friedberger Allgemeine

Sie hat den richtigen Schwung

Stockschüt­zin Franziska Schwertfir­m betreibt den Sport seit ihrer Kindheit. Mit dem TSV Kühbach holte die 33-Jährige in diesem Jahr die deutsche Meistersch­aft auf dem Eis. Ihr geht es aber nicht um Titel

- VON SEBASTIAN RICHLY

Kühbach Franziska Schwertfir­ms Blick ist auf das Ziel gerichtet. Den Stock streckt sie in die Richtung, in die das Spielgerät am Ende gleiten soll. Dann holt die 33-Jährige aus, geht leicht in die Knie und schiebt den Stock über den Pflasterbo­den. Für die Stockschüt­zin vom TSV Kühbach, die mit zwölf Jahren mit dem Sport begonnen hat, Routine. „Es kommt auf den Bewegungsa­blauf an. Der muss sitzen“, erklärt die Weilacheri­n.

Und bei Schwertfir­m sitzt der Ablauf. Mehrmals gewann sie mit der Kühbacher Frauenmann­schaft die deutsche Meistersch­aft auf Eis, so auch in diesem Jahr. Der Titel 2018 war dabei ein ganz besonderer, auch für die 33-Jährige. Denn selten war ein Finale so dramatisch­wie das in Peiting. Gegen Mehring setzten sich die Kühbacheri­nnen am Ende mit 23:21 durch. Erst mit dem letzten Stock stand der Sieg fest. Bei Schwertfir­m und Co. gab es kein Halten mehr. „Es flossen Tränen, der Jubel war groß. Das waren Emotionen pur.“

Ihr schönster Erfolg war aber der Gewinn des Europacups vor ein paar Jahren. „Wir waren öfters ganz nah dran, sind dann aber meist knapp gescheiter­t. Deshalb war es eine Art Befreiung.“Sosehr sich die 33-Jährige über die vielen Titel freut, so steht der Erfolg nicht im Vordergrun­d: „Das ist zweitrangi­g. Mir geht es um das Miteinande­r und den Spaß. Deshalb trete ich auch nicht im Einzelwett­bewerb an. Wenn es keinen Spaß mehr macht, muss man aufhören.“Schwertfir­m ist ein Teamplayer. Im vergangene­n Jahr setzte sie aufgrund der Geburt ihres zweiten Kindes aus. Aufgrund des Trainingsr­ückstandes schoss sie dann an der ungewohnte­n Position eins. „Eine wichtige Position, denn wenn der erste Stock gut liegt, hat man einen Vorteil“, erklärt Schwertfir­m. „Das richtige Tempo ist wichtig. Dafür braucht man Gefühl.“

Bei den Mannschaft­swettbewer­ben profitiere­n die Kühbacheri­nnen auch von ihrem eingespiel­ten Team. Das trifft besonders auf Schwertfir­m und ihre Schwester Veronika Filgertsho­fer zu, die seit vielen Jahren ein erfolgreic­hes Gespann bilden. „Wir haben so etwas wie ein blindes Verständni­s. Wir sprechen uns schon ab, aber viel sagen müssen wir nicht. Meistens reichen ein paar Zeichen, groß diskutiert wird nicht.“Neben der Erfahrung sei auch die Taktik ein wichtiges Element: „Natürlich spielt das eine Rolle. Du musst wissen, welche Typen in der Mannschaft sind und wie du gegen den jeweiligen Gegner spielen willst. Es gibt auch Teams, die extrem defensiv spielen.“

Abteilungs­leiter Anton Stadlmair bezeichnet seine Frauen gerne als „Aushängesc­hild“. Der 62-Jährige ist selbst der größte Fan des Teams und kennt Schwertfir­m schon seit Jugendtage­n. „Sie hat ein gutes Gefühl. Von der Technik her ist sie sehr stark, deshalb hat sie nach der Babypause auch kaum Anlaufschw­ierigkeite­n gehabt. Außerdem, wenn sie auf der Bahn steht, will sie auch gewinnen.“

Angefangen hat alles beim TSV Weilach. Vater Johann Weigl nahm sie mit zum Stockschie­ßen. Es dauerte nicht lange, da warf die damals Zwölfjähri­ge ihre ersten Stöcke. „Es hat mir Spaß gemacht, und dann bin ich dabeigebli­eben.“Da es später in Weilach keine Jugend-Mannschaft mehr gab, wechselte sie gemeinsam mit Schwester Veronika zum TSV Kühbach. Stadlmair erinnert sich: „Sie hat sich stetig verbessert, auch das ganze Team. In der Jugend war schon zu erkennen, was sie später einmal erreichen können.“Beim TSV Kühbach entwickelt­e sich Schwertfir­m zur Stammspiel­erin. Sie spielte auch viele Jahre mit Mutter Marianne Weigl erfolgreic­h im Team. Die gelernte Zahnarzthe­lferin kommt also aus einer echten Stockschüt­zenfamilie.

Ihre zweite große Leidenscha­ft ist das Skifahren. Sooft wie möglich geht es für die 33-Jährige in die Berge. „Das war ohne Kinder noch einfacher“, erzählt die zweifache Mutter, die 2013 schon einmal für ein Jahr ausgesetzt hatte. Derzeit arbeitet sie in einer Praxis für Physiother­apie in Gerolsbach. Wenn sie ihren Arbeitskol­legen vom Stockschie­ßen erzählt, sind die Reaktionen unterschie­dlich. „Manche kennen es gar nicht. Denen sage ich dann, sie sollen mal bei Youtube schauen.“

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 ?? Foto: Sebastian Richly ?? Volle Konzentrat­ion: Beim Stockschie­ßen kommt es viel auf die Technik an. Franziska Schwertfir­m vom TSV Kühbach übt den Sport schon seit ihrer Kindheit aus. Die 33 Jährige weiß genau, worauf es ankommt.
Foto: Sebastian Richly Volle Konzentrat­ion: Beim Stockschie­ßen kommt es viel auf die Technik an. Franziska Schwertfir­m vom TSV Kühbach übt den Sport schon seit ihrer Kindheit aus. Die 33 Jährige weiß genau, worauf es ankommt.

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