Friedberger Allgemeine

Für Pokale hat sie kaum noch Platz

Simone Isopp ist eine der besten bayerische­n Sportlerin­nen in der Rhythmisch­en Gymnastik. Dabei kam sie eher zufällig zu diesem Sport, weil ihr Bruder am Blinddarm operiert werden musste

- VON MORITZ WEIBERG

Friedberg Simone Isopp ist eine der besten Sportlerin­nen der Rhythmisch­en Gymnastik in Bayern. Das wird deutlich, wenn sie ihre Pokale und Medaillen zeigt: Sie hat sie in einer großen Kiste verstaut – es wären zu viele, um sie alle aufzustell­en.

Die 20-jährige Studentin Simone Isopp trainiert beim TSV Friedberg. 2017 feierte sie mit dem bayerische­n Meistertit­el im Einzel ihren bisher größten Erfolg, in diesem Jahr wurde sie trotz einiger Widrigkeit­en bei diesen Titelkämpf­en Zweite: „Das Training ist bei mir häufig ausgefalle­n“, sagt sie. Die Vorbereitu­ng sei nicht besonders intensiv gewesen, zudem hatte sie bis kurz vor dem Wettkampf mit Rückenbesc­hwerden zu kämpfen. „Umso schöner und erfüllende­r war der zweite Platz“, erinnert sich Simone Isopp.

Vor zwölf Jahren begann die heute 20-Jährige mit der Rhythmisch­en Gymnastik. „Ursprüngli­ch wollte ich gar nicht anfangen“, erzählt sie. „Aber als ich acht Jahre alt war, wurde mein Bruder am Blinddarm operiert und meine Mutter wusste nicht, wo sie mich hinstecken soll.“Dann schickte ihre Mutter sie zu Simones Freundin und die nahm sie in die Halle des TSV Friedberg mit. „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dabei geblieben bin.“Bis heute reizt sie vor allem die Vielseitig­keit dieser Sportart, die vielen einzelnen Elemente, die der Sport verbinde. „Man braucht Ausdauer, Beweglichk­eit, Durchhalte­vermögen und Kraft – das ist spannend“, erklärt sie.

Rhythmisch­e Gymnastik ist nicht nur eine Turnsporta­rt, sondern hat auch einen künstleris­chen Aspekt: Neben den sogenannte­n „körpertech­nischen Schwierigk­eiten“und den „gerätetech­nischen Schwierigk­eiten“bewertet eine Jury die Choreograf­ie der Turnerinne­n. Aus einer A- und einer B-Note ergibt sich schließlic­h die Gesamtpunk­tzahl und die entscheide­t schließlic­h über die Platzierun­g.

Simone Isopps größter Erfolg bislang war der Sieg im Einzel beim bayerische­n Landesfina­le 2017 in Hof, wo sie den Handgeräte­n Seil, Band und Ball triumphier­te. Für sie kam der Titel völlig überrasche­nd, zumal ihr Lieblingsg­erät, der Reifen, diesmal „außen vor“war. „Ich habe damit nie im Leben gerechnet“, sagt sie, immer noch sichtlich bewegt: „Ich habe die komplette Siegerehru­ng durchgeheu­lt, weil ich so überwältig­t war“, erinnert sie sich lächelnd. Mit dem Sieg bei den bayerische­n Meistersch­aften qualifizie­rte sie sich für die süddeutsch­e Meistersch­aft und wurde dort Dritte. Das berechtigt­e die TSV-Turnerin schließlic­h zum Start bei den deutschen Meistersch­aften – für Simone Isopp ein Traum, der in Erfüllung ging: „Ich habe mir immer gewünscht, im Einzel zur deutschen Meistersch­aft zu kommen.“Es sei immer das große Ziel gewesen, auf das sie hingearbei­tet hat.

Und sie arbeitet hart für ihren Erfolg. Mindestens dreimal in der Woche steht sie in der Halle, trainiert zwischen zwei und vier Stunden. Dazu kommt noch Kraft- und Beweglichk­eitstraini­ng. „Das ist wichtig, vor allem wenn man so ein ,gstarriger‘ Mensch ist wie ich. Allein für den Spagat habe ich sechs Jahre gebraucht“, sagt sie mit einem verschmitz­ten Grinsen.

Dabei ist es oft schwierig, das Training mit ihrem Studium in Einklang zu bringen. Simone Isopp studiert im zweiten Semester Maschinenb­au an der Hochschule Augsburg – kein alltäglich­er Studiengan­g für Frauen.

Neben ihrer aktiven Karriere ist Simone Isopp auch als Trainerin tämit tig, sie trainiert seit zwei Jahren den Nachwuchs beim TSV Friedberg. „Es ist toll, ich arbeite gerne mit Kindern“, erzählt sie. Und fügt schmunzeln­d hinzu: „Auch wenn sie mir manchmal ein bisschen auf die Nerven gehen.“

Außerhalb des Sports ist sie froh, wenn es ruhiger zugeht. „Beim Sport geht es mir immer darum, was ich noch verbessern kann und was ich noch erreichen möchte. Da brauche ich im Privaten einen Ausgleich.“Sie malt, zeichnet und liest Romane. „Das sind alles Dinge, die mache ich nur für mich. Da muss ich mich mit niemandem messen“, sagt sie.

Sportlich messen muss sich Simone Isopp dann wieder in wenigen Wochen: Dann tritt sie bei der süddeutsch­en Meistersch­aft an – und hat dort auch ein klar abgesteckt­es Ziel: „Ich will wieder zur deutschen Meistersch­aft. Das wäre super.“

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Foto: Moritz Weiberg Das ist nur eine kleine Auswahl der Pokale, die Simone Isopp vom TSV Friedberg in der Rhythmisch­en Gymnastik in ihrer Karriere bisher gewonnen hat. 2017 wurde sie baye rische Einzelmeis­terin und startete bei den deutschen Titelkämpf­en.
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Foto: Peter Kleist Nicht nur auf turnerisch­e Fähig keiten, sondern auch auf die Aus strahlung kommt es an.

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