Jung, weiblich, politisch
Porträt Seit zwei Jahren ist Franziska Trinkl Mitglied im Jugendrat der Stadt. Mit K!ar.Text spricht sie darüber, was jugendpolitisch in Friedberg schiefläuft
Friedberg Franziska Trinkl ist in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme. Nicht nur, was die Wahl ihres Studiengangs betrifft. Seit jungen Jahren ist die 19-Jährige auf ganz unterschiedliche Weise ehrenamtlich engagiert.
Angefangen hat alles nach ihrer Erstkommunion. Franziska blieb ihrer Gemeinde treu, war mehrere Jahre Ministrantin und verwaltete die Kasse. Seit 2016 ist sie die Oberministrantin ihrer Gemeinde und leitet nun ihre Schützlinge selbstständig an. Dazu organisiert sie Ausflüge und Projekte. Ihre Ministranten liegen ihr sehr am Herzen. Als inzwischen Älteste im Team bemüht sie sich auch um Neuzugänge, schließlich bedienen die Ministranten aus Ottmaring auch die Gotteshäuser in Rederzhausen und Hügelshart. Neben ihrer Funktion als Oberministrantin ist sie in diesem Jahr zur Pfarrgemeinderätin gewählt worden und damit im zwölfköpfigen Gremium die jüngste. Dort möchte sich Franziska vor allem für die Belange der Jugend und der Ministranten einsetzen. Doch das ist noch lange nicht alles. Seit sie 16 Jahre alt ist, ist sie politisch in der Jungen Union engagiert. Dort ist sie inmitten junger Männer eine von nur drei Frauen. Außerdem ist sie Beirätin. In der CSU ist sie außerdem Schriftführerin ihres Ortsverbands.
„Auf die Partei gekommen bin ich durch meinen Vater, der Vorsitzender der CSU von Ottmaring ist. Ich habe ihn oft zu Veranstaltungen begleitet. Irgendwann wurde ich angesprochen, ob ich nicht auch mitmachen möchte.“Sie fühlt sich in ihrer Partei ernst genommen und wertgeschätzt. „Jeder, egal ob Mann oder Frau, hat bei uns die gleichen Chancen. Gerade auch die Frauen werden ermutigt, Funktionen zu bekleiden und bekommen Unterstützung“, findet die 19-Jährige.
Natürlich hat auch sie die öffentlichen Debatten darüber mitbekom- dass es in der Union zu wenig Politikerinnen in Spitzenpositionen gebe. Dazu meint Franziska: „Ich habe den Eindruck, dass viele Frauen Hemmungen haben, Ämter und Funktionen zu übernehmen. Und sie sich auch zu erkämpfen, wenn sie die Qualifikationen mitbringen.“Die 19-Jährige hätte sich in der neuen Bundesregierung gut die CSUFrau Dorothee Bär als Verkehrsministerin vorstellen können. In Bayern hält sie es für möglich, dass Ilse Aigner eines Tages die erste weibliche Parteivorsitzende werden könnte.
Neben ihrem Engagement in der Pfarrgemeinde und der Partei ist Franziska seit 2016 Mitglied im Friedberger Jugendrat. Ihr Ziel ist es, die Belange der Jugendlichen in den Friedberger Ortsteilen zu verFriedberger treten und diese stärker in die Kernstadt einzubinden. Wenn die nächsten Wahlen anstehen, wird sie allerdings nicht mehr als Kandidatin antreten. Das hat verschiedene Gründe. Vor allem ist sie darüber enttäuscht, dass die Diskussionen im Rat stagnieren, wie sie meint. Sie hat häufig das Gefühl, in einem AlibiGremium zu sitzen.
„Ich habe bisher nicht den Eindruck, hier wirklich etwas bewegen zu können“, sagt die 19–Jährige. Außer mit den beiden Jugendpflegerinnen des Stadtrats hätte sie sich einen Austausch mit weiteren Räten erhofft. Auch das Südufer-Festival betrachtet sie kritisch. „Man hätte die Jugend von Anfang an transparenter einbinden sollen. So ist bei vielen das Gefühl entstanden, von oben ein Festival aufgestülpt zu bemen, kommen und der ursprüngliche Charakter ,von der Jugend für die Jugend’ ist verloren gegangen.“Außerdem fände sie einen Turnus von zwei Jahren statt einem besser, da man so nicht permanent im planerischen Zeitverzug stehe. „Ich bin gespannt, wie die Bilanz des zweiten Festivals im Vergleich zum ersten ausfallen wird“, meint Franziska.
Trotz ihres Engagements steht bei der Friedbergerin etwas anderes an erster Stelle. Priorität hat momentan ihr Studium. Die Stipendiatin des Max-Weber-Programms studiert im ersten Semester Physik an der Uni Augsburg. Nur 30 Prozent im Studiengang sind weiblich. Während ihrer Schulzeit am Augsburger Stetten-Institut entwickelte sie ihr Interesse an Physik. Bis jetzt ist sie von ihrer Studienwahl begeistert. „Man muss sich zwar durchbeißen und die ersten Prüfungen sind sehr happig. Für mich ist es aber genau das Richtige!“
Eine politische Karriere strebt Franziska aber nicht an, obwohl ihr Vorbild Angela Merkel ist. Auch Merkel ist Physikerin. An der Bundeskanzlerin schätzt Franziska ihre ruhige Art und ganz besonders ihr Durchhaltevermögen.