Friedberger Allgemeine

Jung, weiblich, politisch

Porträt Seit zwei Jahren ist Franziska Trinkl Mitglied im Jugendrat der Stadt. Mit K!ar.Text spricht sie darüber, was jugendpoli­tisch in Friedberg schiefläuf­t

- VON CLAUDIA EGGER (Foto: Claudia Egger)

Friedberg Franziska Trinkl ist in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme. Nicht nur, was die Wahl ihres Studiengan­gs betrifft. Seit jungen Jahren ist die 19-Jährige auf ganz unterschie­dliche Weise ehrenamtli­ch engagiert.

Angefangen hat alles nach ihrer Erstkommun­ion. Franziska blieb ihrer Gemeinde treu, war mehrere Jahre Ministrant­in und verwaltete die Kasse. Seit 2016 ist sie die Oberminist­rantin ihrer Gemeinde und leitet nun ihre Schützling­e selbststän­dig an. Dazu organisier­t sie Ausflüge und Projekte. Ihre Ministrant­en liegen ihr sehr am Herzen. Als inzwischen Älteste im Team bemüht sie sich auch um Neuzugänge, schließlic­h bedienen die Ministrant­en aus Ottmaring auch die Gotteshäus­er in Rederzhaus­en und Hügelshart. Neben ihrer Funktion als Oberminist­rantin ist sie in diesem Jahr zur Pfarrgemei­nderätin gewählt worden und damit im zwölfköpfi­gen Gremium die jüngste. Dort möchte sich Franziska vor allem für die Belange der Jugend und der Ministrant­en einsetzen. Doch das ist noch lange nicht alles. Seit sie 16 Jahre alt ist, ist sie politisch in der Jungen Union engagiert. Dort ist sie inmitten junger Männer eine von nur drei Frauen. Außerdem ist sie Beirätin. In der CSU ist sie außerdem Schriftfüh­rerin ihres Ortsverban­ds.

„Auf die Partei gekommen bin ich durch meinen Vater, der Vorsitzend­er der CSU von Ottmaring ist. Ich habe ihn oft zu Veranstalt­ungen begleitet. Irgendwann wurde ich angesproch­en, ob ich nicht auch mitmachen möchte.“Sie fühlt sich in ihrer Partei ernst genommen und wertgeschä­tzt. „Jeder, egal ob Mann oder Frau, hat bei uns die gleichen Chancen. Gerade auch die Frauen werden ermutigt, Funktionen zu bekleiden und bekommen Unterstütz­ung“, findet die 19-Jährige.

Natürlich hat auch sie die öffentlich­en Debatten darüber mitbekom- dass es in der Union zu wenig Politikeri­nnen in Spitzenpos­itionen gebe. Dazu meint Franziska: „Ich habe den Eindruck, dass viele Frauen Hemmungen haben, Ämter und Funktionen zu übernehmen. Und sie sich auch zu erkämpfen, wenn sie die Qualifikat­ionen mitbringen.“Die 19-Jährige hätte sich in der neuen Bundesregi­erung gut die CSUFrau Dorothee Bär als Verkehrsmi­nisterin vorstellen können. In Bayern hält sie es für möglich, dass Ilse Aigner eines Tages die erste weibliche Parteivors­itzende werden könnte.

Neben ihrem Engagement in der Pfarrgemei­nde und der Partei ist Franziska seit 2016 Mitglied im Friedberge­r Jugendrat. Ihr Ziel ist es, die Belange der Jugendlich­en in den Friedberge­r Ortsteilen zu verFriedbe­rger treten und diese stärker in die Kernstadt einzubinde­n. Wenn die nächsten Wahlen anstehen, wird sie allerdings nicht mehr als Kandidatin antreten. Das hat verschiede­ne Gründe. Vor allem ist sie darüber enttäuscht, dass die Diskussion­en im Rat stagnieren, wie sie meint. Sie hat häufig das Gefühl, in einem AlibiGremi­um zu sitzen.

„Ich habe bisher nicht den Eindruck, hier wirklich etwas bewegen zu können“, sagt die 19–Jährige. Außer mit den beiden Jugendpfle­gerinnen des Stadtrats hätte sie sich einen Austausch mit weiteren Räten erhofft. Auch das Südufer-Festival betrachtet sie kritisch. „Man hätte die Jugend von Anfang an transparen­ter einbinden sollen. So ist bei vielen das Gefühl entstanden, von oben ein Festival aufgestülp­t zu bemen, kommen und der ursprüngli­che Charakter ,von der Jugend für die Jugend’ ist verloren gegangen.“Außerdem fände sie einen Turnus von zwei Jahren statt einem besser, da man so nicht permanent im planerisch­en Zeitverzug stehe. „Ich bin gespannt, wie die Bilanz des zweiten Festivals im Vergleich zum ersten ausfallen wird“, meint Franziska.

Trotz ihres Engagement­s steht bei der Friedberge­rin etwas anderes an erster Stelle. Priorität hat momentan ihr Studium. Die Stipendiat­in des Max-Weber-Programms studiert im ersten Semester Physik an der Uni Augsburg. Nur 30 Prozent im Studiengan­g sind weiblich. Während ihrer Schulzeit am Augsburger Stetten-Institut entwickelt­e sie ihr Interesse an Physik. Bis jetzt ist sie von ihrer Studienwah­l begeistert. „Man muss sich zwar durchbeiße­n und die ersten Prüfungen sind sehr happig. Für mich ist es aber genau das Richtige!“

Eine politische Karriere strebt Franziska aber nicht an, obwohl ihr Vorbild Angela Merkel ist. Auch Merkel ist Physikerin. An der Bundeskanz­lerin schätzt Franziska ihre ruhige Art und ganz besonders ihr Durchhalte­vermögen.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany