Ist eine neue Förderschule nötig?
Die Grünen-Kreisrätin Magdalena Federlin lehnt einen Neubau der Friedberger Vinzenz-Pallotti-Schule ab. Grund: Dieser verhindere die Inklusion der Kinder. Das sehen nicht alle im Bildungsausschuss so
Friedberg Die Vinzenz-PallottiSchule in Friedberg soll ihren Standort an der Singerstraße verlassen und künftig näher an das Schulzentrum rücken. Gerade dieser Standortvorteil an der HermannLöns-Straße sei es, der den Neubau so attraktiv macht, betonte Landrat Klaus Metzger in der Sitzung des Kreisausschusses für Soziales, Bildung und Schule. Metzger machte deutlich, dass die Zeit für einen Neubau dränge, denn die Mängel in dem Gebäude aus dem Jahr 1977 sind so groß, dass es voraussichtlich nur bis Mitte 2022 genutzt werden kann.
Bewusst wählte der Landrat in den Beratungen ausschließlich den Begriff Schule – und nicht Förderschule. Magdalena Federlin von den
„An unserer Schule sind 230 Kinder, die aufgrund des Wunschs ihrer Eltern dort sind.“Stellvertretender Schulleiter Klaus Steinhardt
Grünen lobte zwar die Standortwahl, äußerte jedoch Kritik daran, dass diese Schulform den Inklusionsgedanken nicht weiterbringe. Damit bezog sie sich auf die aktuellen Entwicklungen, wonach nicht geklärt sei, ob das Konzept der Förderschulen Bestand hat.
Gegner dieser Schulart fordern seit Längerem die Abschaffung, da eine Trennung von behinderten und nicht behinderten Schülern zu einer weiteren Ausgrenzung führe und sich dadurch die Intelligenz- und Lernentwicklung verlangsame. Falls es zum Aus für die Förderschulen kommt, müssten die Kinder an Regelschulen unterrichtet werden, wo dadurch mehr Platz nötig wäre. Durch die künftige räumliche Nähe zwischen Grund-, Mittel- und Förderschule wäre eine gemeinsame Nutzung des Neubaus möglich, betonte Metzger. Federlin blieb bei ihrem Nein und begründete diese Haltung: „Statt Millionen von Euros in Beton zu gießen für eine Schule, die schon längst überholt ist, wäre es besser, die bestehenden Schulen vor Ort zu fördern, damit Inklusion möglich ist.“
Die Grünen-Kreisrätin sprach von einer „Menschenrechtsverletzung“der Schüler, die den Anspruch hätten, trotz ihrer Einschränkungen eine Regelschule zu besuchen. Das ging Landrat Metz- zu weit: „Wir bauen hier keine Menschenrechtsverletzungs-Schule, sondern wollen versuchen, optimal auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können.“Zudem sei der neue Standort geradezu ideal, um Schüler der Vinzenz-PallottiSchule in die angrenzenden Schulen eingliedern zu können.
Auch der stellvertretende Schulleiter der Vinzenz-Pallotti-Schule, Klaus Steinhardt, meldete sich zu Wort: „An unserer Schule sind 230 Kinder, die aufgrund des Wunschs ihrer Eltern dort sind.“Keiner sei gezwungen worden. Viele Eltern hielten diese Einrichtung für „die am besten geeignete für ihr Kind“. Zudem seien er und seine Kollegen sehr froh über jeden Schüler, der an die Grund- oder Mittelschule wechseln kann und dort von ihnen vor Ort weiter unterstützt werde. „Die Schülerzahlen nehmen bei uns zu, und deshalb sehen wir Inklusion nicht als Konkurrenz an“, so Steinhardt.
Helmut Lenz, Kreisrat der Freien Wähler und ehemaliger Leiter der Mittelschule Dasing, lobte den neuger en Standort: „Das ist das A und O für diese Einrichtung.“Er wies aber darauf hin, dass eine Auslegung auf 19 Klassen zu gering sei. Landrat Metzger erklärte, dass die Schule selbst gerne 21 Klassen gehabt hätte, die Regierung von Schwaben jedoch nun 20 Klassen ansetze.
Das vorläufige Raumprogramm von 2900 Quadratmetern wurde nun auf 3914 Quadratmeter erweitert. Zudem werde in dem Neubau auf die neuen pädagogischen Anforderungen wie Ganztagsbetreuung und offene Lernlandschaften eingegangen.