Augsburg macht sich intelligent
Busse ohne Fahrer, schlaue Mülltonnen und Parkplätze, die melden, ob sie frei sind: Städte müssen sich der Digitalisierung stellen. Augsburg steht erst am Anfang
freie Parkplätze sind und die Stadt keine Möglichkeit hat, Verkehrsströme zu lenken.
Das Schlagwort, das seit einigen Jahren in der Stadtplanung kursiert, heißt „Smart City“. Städte sollen durch Digitalisierung und Vernetzung lebenswerter für die Bewohner werden und weniger Ressourcen, etwa Energie, benötigen. Augsburg macht sich allmählich in diese Richtung auf. Die Stadtwerke bieten Nahverkehr, Leihrad und Car-Sharing über eine Handy-App an. Im Osterfeldpark gibt es LEDStraßenlaternen, die beim Annähern eines Passanten ihre Lichtleistung erhöhen. Es gibt drahtloses Internet auf öffentlichen Plätzen und in Bussen und Trams. Ausgewählte Haltestellen werden bald folgen.
Und dann ist da natürlich das Thema Verkehrslenkung: Die Stadt hat an mehreren Straßen „intelligente Ampelschaltungen“eingerichtet, die ihre Schaltprogramme an die Verkehrssituation anpassen. In der Haunstetter Straße ist eine Nachrüstung vorgesehen. Im Zuge der Diskussion um die Luftreinheit ist im Gespräch, alle Ausfallstraßen mit solchen Systemen auszustatten, um den Verkehr flüssiger zu machen. Ein Zentralrechner soll das alles steuern – registriert er, dass auf einer Hauptstraße eine Verkehrswelle anrollt, stellt er dort die Ampeln länger auf Grün und sorgt dafür, dass die Strecke auch schon drei Kilometer voraus durch Grünphasen „freigespült“wird.
Baureferent Gerd Merkle (CSU) will bei einer Referentenklausur kommende Woche die ersten Weichen für den digitalen Aufbruch stellen. In dem Thema stecke Potenzial, das man „nicht leichtfertig vernachlässigen“dürfe. In einer Rangliste des Beratungsunternehmens Price Waterhouse Coopers unter 25 deutschen Städten in Sachen Digitalisierung landete Augsburg nicht besonders weit vorne.
Ein Problem ist das noch nicht. Andere Städte sind schon weiter, aber Augsburg kann von ihnen lernen. Und natürlich birgt das ganze Thema auch seine Risiken: Geraten Städte in eine technische Abhängigkeit, wenn sie Smart-City-Projekte gemeinsam mit Firmen auf die Beine stellen? Wie nutzen private Partner öffentliche Daten, die erhoben werden?
Und vor allem darf man nicht vergessen, dass „Smart City“allein keine Richtung in der Entwicklung einer Stadt vorgibt. Die digitalen Techniken sind mehr als ein bloßes Instrument zur Steuerung einer Stadt, weil sie so tiefgreifend sind, dass sie auch die Stadt selbst ändern, aber „Smart City“ist kein Inhalt an sich.
Das Beispiel Verkehr zeigt das ganz gut: Möglich ist eine Entwicklung vom Auto zu anderen Verkehrsmitteln hin – und genauso gut das Gegenteil, wenn der Anteil des Autoverkehrs durch die prognostizierte geringere Stauanfälligkeit von autonomen Autos steigt.
Die Politik muss also letztlich entscheiden, was sie unter den geänderten Rahmenbedingungen will. Damit sie von den Entwicklungen nicht überholt wird, muss sie sich aber rechtzeitig damit auseinandersetzen.