Er schafft eine ganze Stadt aus Schrott
Was andere Leute wegwerfen, macht Gerd Schindler zu Kunst. Der Meringer Wertstoffhof ist für den 59-Jährigen eine stete Quelle der Inspiration
Mering Wenn Gerd Schindler zum Meringer Wertstoffhof fährt, dann lässt er meistens nicht seinen Müll dort, sondern nimmt mit nach Hause, was andere Leute rund um den Schrottcontainer verloren haben: Schrauben und Beilagscheiben,
Besteck- und Eisenteile, Möbelgriffe und viele andere Dinge. Die setzt er nach dem Reinigen in seiner Werkstatt in wochenlanger Geduldsarbeit wie ein Puzzle zu kunstvollen Bildern zusammen.
„Den Anstoß dazu hat meine Schwester gegeben, als sie aus Texas zu Besuch in Mering war“, erzählt der 59-jährige, der bei einer Möbelfirma in Friedberg arbeitet. Ihr musisches Talent haben die Geschwister von den Eltern geerbt: „Das Interesse für Malerei, Fotografie und so weiter zieht sich bei uns durch die ganze Familie“, sagt Schindler, „schon als Schüler hatte ich immer gute Noten in Kunsterziehung.“Davon zeugen zwei Jahr- alte Tonfiguren, die neben Speckstein-Arbeiten und einer selbst gebauten Dampfmaschine stehen.
Während seine Schwester gern mit Perlen oder Schmuck künstlerisch tätig ist, lebt Schindler seine Kreativität mit hunderten von Metallteilen aus, die er auf dem Wertstoffhof, manchmal auch auf Parkplätzen findet. Was daraus am Ende entsteht, weiß er selbst oft erst, wenn er mit der mühsamen Detailarbeit fertig ist. „Zu Beginn habe ich meist nur eine vage Vorstellung, dass ich zum Beispiel eine Fabrik oder eine Stadtsilhouette machen möchte.“Wie die genau aussehen, entwickelt sich erst während des Prozesses, bei dem später auch Farben und Lacke zum Einsatz kommen.
Auf diese Weise entstehen interessante dreidimensionale Bilder, in denen man auch auf den zweiten und dritten Blick immer wieder etwas Neues entdecken kann. So wird achtlos weggeworfener Schrott zu Kunst, die dann zum Beispiel den „Geldfluss“darstellt; in den Rahmen dieses 90 mal 75 Zentimeter großen Bildes hat Schindler alte Inflationsscheine eingearbeitet, sodass eine fantasievolle Collage entstanden ist. „Dieses Hobby ist ein guter Ausgleich zu Alltag Beruf und sehr beruhigend vor dem Schlafengehen“, sagt er. Im Sommer werkelt er stundenlang auf der Terrasse und auch seine Frau Doris bringt manchmal neues Matezehnte rial mit nach Hause, wenn sie auf dem Wertstoffhof war.
„Wenn mein Mann so weitermacht, dürfte unsere Wohnung bald zu klein werden“, stellt sie schmunund zelnd fest. Das hindert ihn freilich nicht, weiterhin produktiv zu sein: „Wenn ich in einigen Jahren in Rente bin, habe ich genügend Zeit für neue Werke!“