Friedberger Allgemeine

Beim Bauhof versagt die Politik

- VON THOMAS GOSSNER gth@augsburger­allgemeine.de

Johannes Hatzold von den Freien Wählern brachte es auf den Punkt: „Wir machen uns lächerlich.“Seit mehr als zwei Jahrzehnte­n diskutiert der Stadtrat über einen neuen Bauhof, den Friedberg ganz unbestritt­en braucht. Viermal wurde im Laufe der Zeit das „Lueg ins Land“als Standort beschlosse­n, in Zweifel gezogen und wieder bestätigt. Jetzt geht es offenbar von vorne los und ein Ende ist nicht in Sicht.

Dass sich mit einem Bauhof keine Wahlen gewinnen lassen, diese Ansicht herrscht ja nicht nur bei der aktuellen Rathausspi­tze vor. Schon unter Bürgermeis­ter Albert Kling gab es die Idee, mit dem Verkaufser­lös des alten Bauhofgelä­ndes einen Neubau zu finanziere­n. Das Projekt wurde nicht weiterverf­olgt, weil sich zeigte, dass die Rechnung nicht aufging. Unter Bürgermeis­ter Peter Bergmair drückte die CSU mit ihrer damaligen absoluten Mehrheit im Stadtrat den Bau einer Lagerhalle durch, die seither einsam auf dem „Lueg ins Land“steht. In der aktuellen Sitzungspe­riode sind die Entwürfe weit gediehen. Und trotzdem wurde die Realisieru­ng auf die Zeit nach 2021 verschoben – mit den bekannten Folgen auf die weitere Kostenentw­icklung.

Dabei hat Friedberg zu keiner Zeit mehr Geld in der Kasse gehabt als heute. Nie in ihrer Geschichte war die Stadt wirtschaft­lich leistungsf­ähiger als heute. Und auf vielen Gebieten werden die Millionen ja munter ausgegeben. In den vergangene­n fünf Jahren sind die Personalko­sten der Stadt um 25 Prozent gestiegen, ohne dass es für die Bürger einen spürbaren Mehrwert gegeben hätte. Damit hätte sich der neue Bauhof (und manches mehr) auch über günstige Kredite leicht finanziere­n lassen, wenn man ihn wirklich gewollt hätte. Stattdesse­n muss nun in Provisorie­n investiert werden, um den maroden alten Bauhof einigermaß­en funktionsf­ähig zu halten. Wie lange geht das noch gut?

Klar ist: Wenn sich der Stadtrat für einen neuen Standort entscheide­t, dann wird der für 2021 avisierte Baubeginn kaum mehr zu halten sein. Geologisch­e Voruntersu­chungen, Grundsatze­ntscheidun­gen, die Schaffung von Baurecht und die Planung selbst werden Jahre brauchen. Nicht wenige in Stadtrat und Verwaltung sehen das Projekt schon in die übernächst­e Wahlperiod­e rücken. Dabei könnte alles längst in trockenen Tüchern sein.

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