Friedberger Allgemeine

Wohin mit dem Bauhof?

Angesichts der Kosten am „Lueg ins Land“soll ein alternativ­er Standort gesucht werden. Derweil wird der Zustand der Gebäude an der Münchner Straße immer schlechter

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Der Stadtrat sucht jetzt einen alternativ­en Standort für den neuen Bauhof. Mit dieser Entscheidu­ng zieht er die Konsequenz aus der Kostenstei­gerung für das Projekt am „Lueg ins Land“, das derzeit auf rund 20 Millionen Euro geschätzt wird. Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) warb vergeblich darum, die Planungen wie beschlosse­n fortzuführ­en. Seine eigene Fraktion versagte ihm jedoch geschlosse­n die Gefolgscha­ft, und auch Parteifrei­e Bürger, Grüne, FDP sowie die beiden CSU-Stadträte Herta Widmann und Georg Goldstein stimmten dafür, eine Fläche im Bereich Afrastraße/Bressuire-Ring genauer zu untersuche­n.

Im Januar hatte Architekt Hans Schuller die Entwurfspl­anung für den neuen Bauhof im Stadtrat vorgestell­t. Schon damals gab es Kritik an den Kosten, die aktuell auf 18 Millionen Euro geschätzt werden. Angesichts einer Preissteig­erung von jährlich rund vier Prozent müssten bei dem für das Jahr 2021 vorgesehen­en Baubeginn also über 20 Millionen Euro gestemmt werden. Einen Kostenpuff­er sah Schul- nicht – durch eine einfachere Ausführung oder eine Eigenleist­ung des Bauhofs ließen sich allenfalls 200 000 Euro sparen. Die Mehrkosten wegen des unebenen Geländes bezifferte der Planer mit rund 1,5 Millionen Euro.

Zwei Prüfaufträ­ge gab der Stadtrat der Verwaltung im Januar mit auf den Weg: Zum einen sollte ermittelt werden, welche Folgen eine Wiederaufn­ahme der Standortsu­che hätte. Zum anderen wollten die Politiker wissen, ob es Alternativ­en zu dem geplanten Kreisverke­hr gibt, der den Bauhof an die Staatsstra­ße anbindet und mit weiteren 800000 veranschla­gt wird.

Der Kreisel, so das Ergebnis eines Gutachtens, sei sinnvoll, aber nicht zwingend erforderli­ch. Die Option solle deswegen auf jeden Fall erhalten bleiben. Zu den Konsequenz­en einer neuen Standortsu­che stellte die Verwaltung fest, dass am „Lueg ins Land“bereits 1,5 Millionen investiert worden seien, für Grunderwer­b, den Bau einer Lagerhalle im Jahr 2004 und die Planungsko­sten. Dieses Geld wäre ganz oder teilweise verloren, würde sich der Stadtrat jetzt umorientie­ren. Baureferen­t Carlo Haupt erinnerte daran, dass seit 1999 insgesamt elf Standorte geprüft und größtentei­ls verworfen worden seien. Einige stehen heute gar nicht mehr zur Verfügung, wie das Gelände an der Afrastraße, auf dem jetzt Sozialwohn­ungen entstehen sollen. Ernsthaft in Betracht kommt nur noch eine Fläche an der Afrastraße. Südlich der Firma Ziegenaus besitzt die Stadt ein 37 000 Quadratmet­er großes Grundstück.

Und genau diesen Standort will jetzt eine Mehrheit des Stadtrats genauer untersuche­n lassen, obwohl er in einem geologisch­en Gutachten bereits im Jahr 2012 wegen der Bodenbesch­affenheit als „vergleichs­weise weniger günstig“beurteilt wurde. Georg Goldstein (CSU) bezweifelt­e die Objektivit­ät der Untersuchu­ng, und auch seine Fraktionsk­ollegin Herta Widmann kritisiert­e, die Entscheidu­ng fürs „Lueg ins Land“sei seinerzeit politisch getroffen worden: „Man hat keine sachlichen Argumente zugelassen.“

„Wir könnten auf ebener Fläche um einige Millionen günstiger bauen“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Roland Fuchs. Der Neubau komme ohnehin nicht vor 2021/22, also solle man diese Zeit nutzen, um die Voraussetz­ungen zu überprüfen. Unler terstützun­g bekam er dabei von den Grünen. „Eine Machbarkei­tsstudie muss drin sein“, forderte Claudia Eser-Schuberth: „Was hilft es uns, einen sehr schönen Bauhof zu planen und ihn nicht zu bauen, weil kein Geld da ist?“

Gegen eine Alternativ­planung sprachen sich die Freien Wähler aus. „Wir ernten bei den Bürgern keinen Beifall, wenn wir das Fass wieder aufmachen“, sagte Johannes Hatzold. Auch aus Sicht von CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kleist hat der Zug den Bahnhof schon längst verlassen. Dazu werde der bestehende Bauhof immer maroder.

Tatsächlic­h zeigen sich große Schäden in der Salzhalle, die erstmals seit 2010 über den Winter wieder vollständi­g geleert wurde. Eine weitere Einlagerun­g von Streusalz ist laut Landesgewe­rbeanstalt sofort zu unterlasse­n. Und auch die Statik der Werkstatt gibt Anlass zur Sorge; in Kürze soll ein Gutachter hinzugezog­en werden. Franz Reißner (SPD) forderte Klarheit darüber, welche Investitio­nen am alten Standort nötig sind.

„Das bröckelt uns unter den Händen weg“, warnte Bürgermeis­ter Eichmann vor Verzögerun­gen: „Wir haben nicht mehr so wahnsinnig viel Zeit.“Er schlug darum vor, das neue Salzlager gleich am Lueg ins Land zu bauen. Vergeblich appelliert­e er, die Entscheidu­ng über die Wiederaufn­ahme der Standortsu­che auf den 17. Mai zu vertagen. Bis dahin soll klar sein, wo die neuen Salzsilos aufgestell­t werden können.

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Archivfoto: Aerobild Augsburg Der Bauhof an der Münchner Straße wird immer maroder. Der Stadtrat will trotzdem die Standortsu­che für den Neubau ein weiteres Mal aufrollen.
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Ist diese Fläche an der Afrastraße als Bauhof Standort geeignet?

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