Sportunterricht auf dem Grün
Das Friedberger Gymnasium beteiligt sich am Projekt „Abschlag Schule“. Am Anfang gibt es viel zu lernen, doch manchen lässt die Faszination des Golfens nicht mehr los
Die Zeiten, in denen der Sport nur Reichen vorbehalten war, sind längst vorbei.
Tegernbach Die vier Männer an der ersten Spielbahn rätseln. „Ist das ein Klassenausflug?“, fragt einer angesichts der vielen Jugendlichen, die auf der Driving Range der Golfanlage Tegernbach stehen. In den nächsten Wochen wird das ein häufigeres Bild sein. Die Siebt- und Achtklässler des Friedberger Gymnasiums nehmen am Projekt „Abschlag Schule“teil und hören interessiert dem Golflehrer Jan Keppeler zu, der ihnen gerade die Zählweise beim Golfen erklärt. Oliver Sümnik ist Sportlehrer an der Schule und außerdem langjähriger Golfer. Er begleitet die Schüler bei ihrer nun zweiten Lektion. „Das Projekt ‚Abschlag Schule‘ vom deutschen Golfverband soll Golf als Schulsport fördern. Es trägt sämtliche Kosten für Golfplatz, Trainer und Material, nur einen Teil der Fahrtkosten müssen wir selbst bezahlen“, berichtet er. „In sieben Lektionen können die Schüler den Sport kennenlernen und zum Abschluss die Platzerlaubnis erwerben.“Nur mit diesem Schein darf sich ein Spieler auf den tatsächlichen Golfplatz wagen, vorher wird nur auf Übungsplätzen trainiert.
Nach der Theorieeinheit lässt Golflehrer Keppeler seine Schützlinge auf der Driving Range selbst die Schläger schwingen. Aber bevor die ersten Bälle fliegen, erinnert er noch einmal an die Sicherheitsvorschriften: „Niemand darf auch nur seitlich vor einem Abschlagenden stehen, denn Golfbälle sind hart und ein kräftiger Schlag gibt ihnen genügend Energie, um weit durch die Luft zu segeln.“Auch durch die Schläger soll niemand verletzt werden – Vorsicht ist hier besser als Nachsicht und ein großzügiger Sicherheitsabstand angebracht.
Dann dürfen die Schüler loslegen und stellen fest, dass sie nicht nur Kraft, sondern vor allem Geschick brauchen. Es ist gar nicht einfach, den Ball in hohem Bogen und gerade nach vorne fliegen zu lassen. Manchmal schaffen es auch die Rasenstücke weiter als die Bälle. „Hier im Übungsbereich macht das nichts aus. Auf dem Platz müssten die Teile, sogenannte Divots, aber wieder eingesetzt werden, damit der Rasen bespielbar bleibt“, erklärt der Trainer. Er korrigiert Haltung und Technik der angehenden Golfer – und sorgt dabei überall für gute Laune.
Die Stimmung unter den Schülern ist hervorragend und zeigt, dass Golfen auch für die Jungen attraktiv ist. Die Zeiten, in denen der Sport nur reichen Erwachsenen vorbehalten war, sind längst vorbei. Gerade für Kinder und Jugendliche gibt es günstige Angebote, die sich preislich von anderen Sportarten nicht unterscheiden.
Wer neu in den Sport einsteigt, hat viel zu lernen. Wer darf wann schlagen? Was tun, wenn der Ball im Gebüsch landet? Welche Bälle dürfen wo benutzt werden? Und warum trägt Keppeler eigentlich einen Handschuh? Letzteres klärt sich spätestens, als die erste Klage über Blasen an der Hand ertönt.
Dass Golfen auch sonst körperlich fordernd ist, erklärt Clubsekretärin Claudia Storr: „Wer die 18 Löcher spielt, muss dafür gute zehn Kilometer zurücklegen und dabei auch noch die Ausrüstung mitnehmen. Das dauert mindestens drei Stunden.“Dass einige ältere Spieler auf die elektrobetriebenen Golfwagen zurückgreifen, verwundert nicht. Zum Abschluss dürfen die Aspiranten auf den sogenannten Kurzplatz, bei dem Abschlag und Loch deutlich näher beieinander liegen. Hier können sie das Spielen ausprobieren. Dann ist die Zeit um, es geht mit dem Bus heimwärts. „Ich freue mich schon auf nächste Woche“, heißt es von allen Seiten. Offenbar profitieren der deutsche Golfverband und die Schulen gleichermaßen von „Abschlag Schule“: Bestimmt werden einige den Sport weiterverfolgen und das Gymnasium Friedberg hat ein tolles Angebot mehr im Repertoire.