Friedberger Allgemeine

Kritischer Blick auf die Reform im Nahverkehr

- VON MARCUS BÜRZLE mb@augsburger allgemeine.de

Der Proteststu­rm gegen die Tarifrefor­m im Nahverkehr hat sich offenbar gelegt. Er ist zumindest nicht mehr so massiv zu spüren wie zu Jahresbegi­nn. Ist damit alles gut? Nein, denn zum einen lässt sich daraus nicht ablesen, ob die Kritiker tatsächlic­h besänftigt sind. Zum anderen lohnt sich der genaue Blick auf die Folgen der Veränderun­gen.

Im ersten Schritt geht es darum, zu prüfen, ob die Tarifrefor­m an sich gelungen ist. Sie bringt unbestreit­bar Härten mit sich, wenn etwa die Fahrt ins Zentrum plötzlich doppelt so teuer ist oder Abokunden zwei Zonen zustempeln müssen, weil sie außerhalb ihrer bezahlten Zone unterwegs sind. Man kann auch überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, das Kurzstreck­enticket auch in Straßenbah­nen zu verkaufen. Auf der anderen Seite müssen die Stadtwerke die Chance erhalten, ihre Perspektiv­e darzustell­en. Haben sie auf diesem Weg mehr Abonnenten und Fahrgäste gewonnen? Und was würden Veränderun­gen kosten? Dahinter liegt jedoch noch eine zweite Ebene.

In Zeiten voller Straßen und verpestete­r Luft müssen die Überlegung­en über Minimalzie­le hinausgehe­n. Will man Menschen für den Nahverkehr begeistern, muss er für alle attraktiv sein. Das Ziel muss sein, möglichst viele Menschen in Busse und Straßenbah­nen zu bekommen. Hier kommen die Politiker ins Spiel, die zu Recht eine Überprüfun­g der Reform gefordert haben. Sie müssen am Ende entscheide­n, was noch verändert wird und wohin langfristi­g die Reise geht. Sie müssen im Zweifel aber auch bereit sein, für die Kosten aufzukomme­n.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Die Tarifrefor­m im Nahverkehr ist seit Januar in Kraft. Doch wie geht es weiter? Am Montag kommen die Bürger zu Wort.
Foto: Bernd Hohlen Die Tarifrefor­m im Nahverkehr ist seit Januar in Kraft. Doch wie geht es weiter? Am Montag kommen die Bürger zu Wort.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany