Friedberger Allgemeine

Der Unbekannte, der Millionen verzaubert

Ramin Djawadi ist Komponist. Serien-Fans kennen seine Musik von „Game of Thrones“oder „Westworld“, Herkunft und Werdegang dagegen selten

- Sky Foto: MediaPunch, Imago Denis Dworatsche­k

Sanfte Klänge eines Pianos setzen ein. Für einen Augenblick ist die Melodie noch unbekannt, plötzlich aber wird einem klar: Das ist doch „Paint It Black“von den Rolling Stones. Die Klavier-Version hat Ramin Djawadi für die Erfolgsser­ie „Westworld“komponiert. Gestern Abend startete auf

die zweite Staffel. Wieder mit Cover-Versionen bekannter Rockund Pop-Klassiker – und wieder von Djawadi. In Hollywood ist der Name nicht unbekannt. Für Filme wie „Iron Man“oder Disneys neuesten Streich „Das Zeiträtsel“schrieb er den Soundtrack. Millionen Serien-Fans kennen ihn wegen seiner Songs für „Game of Thrones“, doch auf der Straße kennt ihn keiner.

1974 wird Djawadi in Duisburg geboren. Der Sohn eines Iraners und einer Deutschen sagt, dass er früh etwas mit Musik machen wollte: „Ich bin einfach zum Klavier gegangen und habe nach Gehör eine Melodie nachgespie­lt.“Da war er vier. Die Eltern sahen sein Potenzial und förderten ihn. Später lernte er Gitarre und spielte in Bands. Aber: „Dort habe ich festgestel­lt, dass die Musik, die ich selber schreibe, immer instrument­al ist.“

Nach dem Gymnasium zog Djawadi in die Vereinigte­n Staaten. Am Berklee College of Music in Boston schloss er 1998 mit summa cum laude ab. Seine deutsche Herkunft half bei seiner ersten Anstellung in Hollywood. Über einen Frankfurte­r Freund lernte er den deutschen Star-Komponiste­n Hans

Zimmer kennen, der ihn engagierte. Fortan unterstütz­te er seinen Mentor bei den Soundtrack­s von Filmen wie „Fluch der Karibik“oder „Batman Begins“.

Die Liebe zur Filmmusik begann mit einem Western, witzigerwe­ise mit einem Remake eines japanische­n Samurai-Films: „Die glorreiche­n Sieben“. „Dramatisch­e Musik kann einen Film unterstütz­en“, sagt Ramin Djawadi. Seit 2011 komponiert er den Soundtrack für die von Millionen Fans geliebte Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Der Dank für seine Arbeit waren mehrere Emmy- und Grammy-Nominierun­gen – bisher ging er allerdings leer aus. Der heute 43-Jährige ist verheirate­t und der erste Komponist einer TV-Serie, der auf eine eigene Tournee quer durch die USA ging.

Mit dem Soundtrack für „Westworld“beschritt er einen Weg ähnlich der Geschichte, die hinter der Serie steckt: Altes neu aufbereite­n. 1973 erschien der gleichnami­ge Science-Fiction-Film mit Yul Brynner in der Hauptrolle. 43 Jahre später folgte das Remake als Serie. Viele der Songs darin sind Cover-Versionen bekannter Songs. Als großer Western-Fan war Djawadi wahrschein­lich der richtige Mann für den Job. Und irgendwie schließt sich hier auch ein Kreis. Denn Yul Brynner war nicht nur der Hauptdarst­eller in „Westworld“, sondern auch in „Die glorreiche­n Sieben“– dem Film also, mit dem Djawadis Faible für das Komponiere­n begonnen hatte.

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