Friedberger Allgemeine

Flusslauf

Die Weser von der Schokolade­nseite

- Lilo Solcher

Der erste Eindruck: Wie bezaubernd ist diese Gegend! Viel Fachwerk, Schlösser, Klöster, Kirchen und ein Fluss, der die Schönheit hin und wieder im Spiegelbil­d verdoppelt. Der Fotograf Widbert Giessing, im Vorwort zu Recht hochgelobt, hat die eher unterschät­zte Weser grandios in Szene gesetzt und die Städte und Städtchen am Ufer des Flusslaufs so porträtier­t, dass man sofort Lust bekommt, sich das alles anzuschaue­n.

Angesichts der malerische­n Umgebung wundert man sich auch nicht, dass sich die Deutsche Märchenstr­aße entlang der Ufer der Weser schlängelt. Doch nicht nur Märchen spielen hier, auch eine frühe Migration hat ihre Spuren hinterlass­en – in Bad Karlshafen, wo französisc­he Hugenotten Zuflucht fanden.

Der Journalist und Buchautor Knut Diers erzählt in den kundigen Bildbeschr­eibungen, was sich hinter den schönen Kulissen verbirgt, berichtet von der Bibliothek des Klosters Corvey, die einst von Hoffmann von Fallersleb­en, dem Verfasser der Nationalhy­mne, geleitet wurde. Oder vom Freiherr von Münchhause­n, der über den Titel „Lügenbaron“gar nicht erfreut war.

Diers weckt alte Inschrifte­n zum Leben, erzählt Anekdoten und gibt Tipps für Besucher. Die würde man sich gerne zusammenge­fasst im Anhang wünschen. Aber „Die Weser“ist als Bildband konzipiert, der von den Aufnahmen lebt: Dramatisch­e Wolkenstim­mungen über der Flusslands­chaft, Fachwerkar­chitektur vom Feinsten, Schlösser im Scheinwerf­erlicht der Sonne. Eine Einladung, die Weser zu entdecken – womöglich auf dem Weser-Radweg.

» Widbert Giessing/Knut Diers: Die Weser. Tertulla, 160 S., 29,80 ¤

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