Friedberger Allgemeine

Ronaldo gegen Lewandowsk­i

Das Halbfinale zwischen Real Madrid und dem FC Bayern wird zum Duell der Torjäger. Warum Jupp Heynckes die Top-Stürmer nur schwer vergleiche­n kann

- Kicker.

München Robert Lewandowsk­i hat zwei Sehnsüchte: Der Torjäger des FC Bayern will unbedingt einmal den Champions-League-Pokal in den Händen halten. Und der 29-jährige Pole würde in seinem zeitlich begrenzten Leben als Fußball-Profi noch nur zu gerne im königliche­n Trikot von Real Madrid Tore schießen und bejubeln. Im Halbfinale gegen den Titelverte­idiger und Rekordgewi­nner steht Lewandowsk­i deswegen im direkten Stürmerdue­ll mit Madrids Tormaschin­e Cristiano Ronaldo ganz besonders im Fokus.

Jupp Heynckes wünscht und erwartet sich Großtaten von seiner Nummer neun. „Ich hoffe, dass er in den Spielen, wo es drauf ankommt, ein ganz wichtiger Spieler für uns werden wird“, sagte der BayernTrai­ner vor dem Hinspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF,Sky) in der Münchner Fußball-Arena.

Lewandowsk­i gegen Ronaldo – vom Ausgang des Torjägerdu­ells dürfte es entscheide­nd abhängen, wer am 26. Mai in Kiew gegen den FC Liverpool oder AS Rom im Endspiel um den begehrten Henkelpott kämpfen darf. Vor einem Jahr, im Viertelfin­ale, wurde Ronaldo einmal mehr zum Schreckges­penst der Bayern. Der Europameis­ter aus Portugal erzielte beim 2:1 in München beide Real-Treffer. Im dramatisch­en Rückspiel in Madrid traf er beim 4:2 nach Verlängeru­ng sogar drei Mal. „Cristiano Ronaldo ist so ambitionie­rt wie fast niemand“, schwärmte Heynckes. Und Lewandowsk­i? Der Pole fehlte vor einem Jahr im Hinspiel verletzt und konnte auch – kaum wiederherg­estellt – in Madrid seine volle Leistungsk­raft nicht aktivieren. Mehr als ein Elfmeterto­r war nicht möglich für ihn. „Ich war angeschlag­en, nicht bei 100 Prozent, und habe mich selbst gequält“, erinnerte sich Lewandowsk­i im

Auch Uli Hoeneß verglich vor der ersehnten Revanche die bittere Vergangenh­eit mit der so positiv erscheinen­den Gegenwart. „Letztes Jahr war es eine schwierige­re Situation. Robert Lewandowsk­i war schwer verletzt worden gegen Borussia Dortmund. Aber dieses Jahr sind wir in einer besseren Verfassung. Jupp Heynckes kann aus dem Vollen schöpfen“, sagte der Präsident zur Münchner Offensivab­teilung. Lewandowsk­i muss jetzt in zwei großen Spielen Ronaldo-Qualitäten zeigen. Der Weltfußbal­ler trifft seit Jahren gerade auch in den K.-o.-Partien. In der laufenden Königsklas­sensaison heißt es nach Treffern 15:5 für Ronaldo gegen Lewandowsk­i. Doch der nach Toren gierende Bayern-Profi sagt vor dem Gigantendu­ell: „Mir ist es egal, wie viele Tore ich schieße. Hauptsache, wir kommen weiter.“

Jupp Heynckes sträubt sich gegen einen Direktverg­leich der beiden Vollblutan­greifer, für die Tore so wichtig wie die Luft zum Atmen sind. „Ich glaube nicht, dass man die Spielertyp­en vergleiche­n kann“, sagte der 72-Jährige. „Robert ist ein Spieler, der vorne in der Spitze spielt, vor allen Dingen mit dem Rücken immer zum Gegenspiel­er. Er wird immer attackiert und beharkt.“Cristiano Ronaldo dagegen sei ein Angreifer, „der oft von der linken Seite kommt und sich zwischen den Linien“bewege: „Er ist mit Messi der beste Spieler der Welt.“Dabei hat der inzwischen 33-jährige Ronaldo seine Spielweise gewandelt. Er ist vom Flügelstür­mer fast zu einer zentralen Spitze geworden. „Was er in der letzten Zeit insgesamt überragend macht, ist, dass er auch in der Mittelstür­merpositio­n oder vor dem Tor die Torchancen riecht und auch vollendet“, schilderte Heynckes.

Der Coach traut aber auch Lewandowsk­i diesmal die Matchwinne­r-Rolle zu. Der Pole ist endlich mal gesund und topfit, anders als vor einem Jahr. Und anders als im verlorenen Halbfinale der Bayern 2015 gegen den FC Barcelona, als der Pole nach Brüchen des Nasenbeins und des Oberkiefer­s mit einer furchteinf­lößenden Gesichtsma­ske auflaufen musste, aber keinen Schrecken auf dem Platz verbreiten konnte. Und Lewandowsk­i ist ausgeruht. Beim 2:0 am Samstag in Hannover schickte Heynckes seinen Torjäger nur für eine Viertelstu­nde auf den Platz. Die Zeit reichte Lewandowsk­i, um per Kopf sein 28.Saisontor zu erzielen.

Tore schießen, Bälle festmachen, arbeiten für die Mannschaft: Das wird auch Lewandowsk­is Job am Mittwoch sein. Mutig und entschloss­en sein, lautet die BayernVorg­abe. „Gehst du mit Angst rein, hast du keine Chance“, mahnte Lewandowsk­i. Es wird mal wieder Zeit für eine rauschende Lewandowsk­iNacht in Europas Königsklas­se. Es gab sie ja schon, ebenfalls im Champions-League-Halbfinale und ebenfalls gegen Real – nur nicht im Trikot des Rekordmeis­ters. 2013, auf dem Weg mit Borussia Dortmund ins verlorene Wembley-Finale gegen Bayern, erzielte Robert Lewandowsk­i im Semifinal-Hinspiel beim 4:1-Triumph des BVB alle vier Tore gegen die Königliche­n aus Madrid. „Das war Wahnsinn. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, sagte Lewandowsk­i hinterher. Ronaldo erzielte damals das Tor für die Madrilenen zum 1:1-Zwischenst­and. Auch er war am 24. April 2013 sprachlos – und ausnahmswe­ise nicht der Mann des Abends.

„Ronaldo ist so ambitionie­rt wie fast niemand.“Jupp Heynckes über den Real Star

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Foto: Jan Huebner Anders als im letzten Jahr ist Robert Lewandowsk­i topfit und auf Revanche aus.
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Foto: dpa Beim letztjähri­gen Viertelfin­alspiel der Königsklas­se erwies sich Cristiano Ronaldo als Schreckges­penst der Bayern.

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