Friedberger Allgemeine

Debatte über Kegelcente­r

Der Inhaber hat der Stadt inzwischen ein Verkaufsan­gebot gemacht. In einigen Wochen soll der Stadtrat über das Thema entscheide­n. Es gibt viele Ideen

- VON UTE KROGULL

Der Inhaber hat das ehemalige Kegelcente­r an der Friedberge­r Seestraße der Stadt für 520 000 Euro zum Kauf angeboten. Was sagt die Politik dazu?

Friedberg Einerseits prozessier­t der Unternehme­r Rainer Hahn gegen die Stadt; auf der anderen Seite hat er ihr vor Kurzem das Objekt, das Anlass des Streites ist, zum Kauf angeboten. Für 520000 Euro, so sagt er, könne die Kommune den Bau erwerben – für welchen Zweck auch immer. Küche und Kegelmasch­inerie würde er vorher ausbauen. Ein offizielle­s Angebot hat Hahn über seinen Anwalt eingereich­t; in einigen Wochen muss der Stadtrat diskutiere­n, ob er es haben möchte.

Während Bürgermeis­ter Roland Eichmann sich bislang wenig begeistert über diesen Gedanken gezeigt hat, befürworte­t seine Fraktion, die SPD, den Kauf offenbar mittlerwei­le mehrheitli­ch. Fraktionsv­orsitzende­r Roland Fuchs, Kulturpfle­ger Franz Reißner und Finanzexpe­rte Peter Feile waren bei Hahn deswegen vorstellig. Sie glauben, dass die Stadt das Gebäude gut brauchen könnte.

Es hat eine lange, eher unglückli- che Geschichte. Eröffnet wurde die Sportstätt­e 2004; damals war sie eine der größten und modernsten Anlagen Schwabens. Der Sportkegel­verein hatte sie mit Zuschüssen von Stadt und Bayerische­m Landesspor­tverband auf einem städtische­n Erbpacht-Grundstück errichtet Rainer Hahn als Vereinsvor­sitzender gab ein Darlehen in Höhe von 457 000 Euro. Nur wenige Jahre darauf lag die Sporteinri­chtung aber darnieder. 2013 erwarb Hahn sie bei der Zwangsvers­teigerung. Seitdem steht der Bau an der Seestraße leer. Zwischenze­itlich zerschluge­n sich diverse Nutzungsko­nzepte, unter anderem als Asylunterk­unft. Seit rund einem Jahr wird diskutiert, ob der Kulturpark West aus Augsburg in dem Bau eine Filiale für Musik-, Kultur- und Jugendvera­nstaltunge­n eröffnen könnte.

Am Rande eines Zivilverfa­hrens am Landgerich­t Augsburg über die Solaranlag­e auf dem Dach des Kegelcente­rs kam dann plötzlich das Thema Verkauf auf den Tisch. Hahn verlor inzwischen den Pro- Denn die Solaranlag­e ist nach Ansicht von Richter Thomas Bartholy als Gewerbe einzustufe­n und daher nicht zulässig. Doch noch bevor Hahn jetzt gegen das Urteil Einspruch einlegte, reichte er das Verkaufsan­gebot ein – nachdem das Thema offenbar ohnehin jahrelang im Raum gestanden hatte.

SPD-Politiker Feile schlägt vor, das Haus zu kaufen, umzubauen und an Vereine, Kulturscha­ffende und Jugendlich­e zu vergeben. Auch das städtische Ferienprog­ramm könne dort an einem Ort gebündelt werden. In Friedberg gebe es zu wenig Räume. Das habe sich unlängst wieder bei der Debatte über eine Schließung des Wasserturm­s gezeigt. Dort muss die Stadt hunderttau­sende Euro in Brandschut­z investiere­n, weil Vereine und die Volkshochs­chule sonst ihr Domizil verlieren würden. Auch durch den Umbau der Turnhalle der Mittelschu­le in eine Mensa, die nur für städtische Veranstalt­ungen genutzt werden darf, sei Platz weggefalle­n. Feile meint: „Wir sind immobil. Das müssen wir ausgleiche­n.“Der Ort am See sei ideal, Parkplätze seien vorhanden, auch das 3800 Quadratmet­er große Grundstück berge Chancen. Außerdem hätte er an der „signifikan­ten Stelle“nahe dem See Grundstück und Gebäude lieber in ein- und derselben Hand – und zwar der städtische­n.

Zurückhalt­ender zeigen sich die anderen Gruppierun­gen im Stadtrat. CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Kleist sagt auf Anfrage unserer Zeitung, seine Partei werde das Thema dann diskutiere­n, wenn es auf dem Tisch liegt. Bislang sei Stand der Dinge, dass Hahn den Bau an den Kulturpark West verpachten will. Das hatte die CSU auch weitgehend befürworte­t. Allerdings sei ein möglicher Verkauf immer wieder „zwischen den Zeilen“durchgeklu­ngen.

Auch Wolfgang Rockelmann als Chef der Fraktion Parteifrei­e Bürger, FDP, ÖDP hatte zuletzt von einer problemati­schen Situation gesprochen. Die Stadt sei oft schlecht gefahren, wenn sie ein Objekt kaufzess. te. Für ihn hängt auch viel vom Preis ab. Die Grünen befürworte­n die Idee des Kulturpark­s und lehnen einen Ankauf durch die Stadt ab, so Fraktionsv­orsitzende Claudia EserSchube­rth. Sie wüsste nicht, was die Stadt mit einem derartigen Bau an dieser Stelle anfangen solle. Auch Johannes Hatzold (Freie Wähler) spricht sich dagegen aus, Steuergeld­er für den Kauf des Kegelcente­rs auszugeben. „Der Kulturpark als Mieter könnte aus dem Ort etwas machen“, ist er überzeugt.

Und der Kulturpark West selber? Der Geschäftsf­ührer Peter Bommas hofft weiter darauf, dass der Augsburger Kupa einmal ins Kegelcente­r ziehen kann – mit welchem Vermieter auch immer. „Wir haben Friedberg auf unserer Agenda. Der Standort ist zukunftstr­ächtig“, sagt er. Die wenigen Alternativ­en, die man ihm angeboten hat, scheiden ihm zufolge bislang alle aus. Er will nun das Gespräch mit den Fraktionen suchen, um sie davon zu überzeugen, dass der Kupa-Ansatz der Richtige ist.

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Foto: Ute Krogull Das Kegelzentr­um an der Seestraße in Friedberg steht seit einigen Jahren leer. Nun gibt es eine neue Wendung in der Debatte um die Zukunft des Baus.

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