Beweglich bleiben mit neuer Schulter
Gelenkverschleiß und mangelnde Knochenqualität können mit Prothesen bei älteren Menschen überwunden werden. Der Einbau künstlicher Gelenke hat aber auch Grenzen
Stadtbergen Bei künstlichen Gelenken hat die Medizin in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Gab es früher nur Standardprothesen, kann die Struktur heute passgenau ersetzt werden. Facharzt Johannes Plath von der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Klinikums geht in seinem Vortrag bei der Ärztlichen Vortragsreihe in Stadtbergen besonders auf das Schultergelenk ein. Es gehört angesichts seiner großen Beweglichkeit zu den kompliziertesten Gelenken des menschlichen Körpers.
Eine künstliche Schulter kommt in sehr unterschiedlichen Fällen infrage. Am häufigsten hat es Plath nach eigener Aussage mit Unfallschäden und da oft mit einem Bruch des Oberarmkopfs zu tun. Ist beim älteren Patienten der Oberarmkopf sehr komplex gebrochen und die Knochenqualität durch Osteoporose nicht sehr gut, ist der Gelenkersatz für den Patienten manchmal die bessere Lösung, als den Bruch zu reparieren. Denn eine Prothese kann so befestigt werden, dass die Schulter sofort wieder beweglich ist. Insbesondere für ältere Menschen ist dies wichtig, um den Alltag schnell wieder bewältigen zu können. Bei jüngeren Patienten wird hingegen gewöhnlich immer versucht, den gebrochenen Oberarmkopf zu reparieren.
Der Schaden kann aber auch von Verschleiß oder von Knochenkrankheiten herrühren. Dann ist laut Plath zu überlegen, ob man den Einsatz einer Prothese hinauszögern kann. Verschleiß wird medizinisch Arthrose genannt. Das betrifft Ältere, aber auch körperlich hart arbeitende Menschen.
Der Gelenkverschleiß kann auch indirekt durch eine rheumatische Erkrankung hervorgerufen werden. Weiter kann es durch eine alte, vielleicht nicht gut verheilte Verletzung, insbesondere auch durch Sehnenrisse der Rotatorenmanschette, zum Gelenkverschleiß kommen. Davon unterscheidet Plath Patienten, bei denen der Oberarmkopfknochen wegen Nebenwirkungen von Medikamenten, Durchblutungsstörungen oder Alkoholmissbrauch abstirbt.
In allen diesen Fällen muss jedenfalls geklärt werden, ob bald eine Prothese eingesetzt werden soll oder man damit noch wartet. Eine Weile könnte man sich auch mit Physiotherapie und einer eingeschränkten Schulterfunktion zufrieden geben. Denn ein künstliches Schultergelenk hält beim jüngeren Patienten normalerweise nicht ein Leben lang. Eine Prothese kann sich nach längerem Gebrauch lockern. Eine Lockerung zerstört dabei immer auch etwas Knochen, in dem sie verankert ist. Dies macht den erneuten Einbau einer Prothese schwieriger, und irgendwann ist nicht mehr genug gesunder Knochen übrig. Deshalb werden gerade beim noch jüngeren Patienten besonders knochenschonende Prothesen genutzt.
In seinem Vortrag wird Plath auch erläutern, in welchen Fällen eine umgekehrte (inverse) Prothese gewählt wird. Außerdem wird er beschreiben, wie das Einsetzen eines künstlichen Schultergelenks operativ abläuft. Vortrag Die Veranstaltung findet am Montag, 30. April, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt, Eintritt: 5 Euro.