Ein Kreuz für Behörden
Diese Auswirkungen hat der neue Beschluss aus München im Landkreis
Friedberg Wer ab dem 1. Juni zum Termin ins Finanzamt muss, wird dort von einem Kreuz begrüßt. Denn ab diesem Stichtag muss in allen Behörden des Freistaats Bayern ein Kreuz hängen. So hat es am Dienstag die Landesregierung beschlossen. „Deutlich wahrnehmbar“solle es im Eingangsbereich der Einrichtungen angebracht werden, verkündete die Staatskanzlei. Eine Anordnung, die Ministerpräsident Markus Söder vor Ort gleich selbst umsetzte und ein Kruzifix an die Wand seiner Wirkungsstätte anbrachte.
Auf die Behörden im Wittelsbacher Land wird der Beschluss unterschiedliche Auswirkungen haben. Denn die Anordnung gilt nur für staatliche Einrichtungen, nicht aber für kommunale Behörden. Obwohl im Beschluss auch für Landkreise, Bezirke und Gemeinden empfohlen wird, „entsprechend zu verfahren“. Kurz: Sie stehen vor der Wahl, ob sie dem Beispiel der staatlichen Behörden folgen oder sich anders entscheiden. Im Rathaus in Friedberg hängt nur ein Kreuz. Ein großes aus Eisen im Trauungszimmer. Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) erklärt, dass das auch in Zukunft so bleiben werde. „Wir sehen keinen Anlass, neue Vorschriften zu erlassen“, sagt er. Die Mitarbeiter der Stadt seien in historisch prägenden Gebäuden untergebracht.
Dies sei ein ausreichender Verweis auf die Tradition und Herkunft der Friedberger.
Das Landratsamt AichachFriedberg hat eine Doppelfunktion als Kommunal- und Staatsbehörde. Deshalb hat der Landrat die Organisationshoheit. Er entscheidet allein darüber, wie der Landkreis verwaltet wird. So auch über Kreuze in den Einrichtungen. Pressesprecherin Teresa Wörle berichtet, dass im Landkreis weiterhin die bisherige Regelung gelte: Jeder Mitarbeiter entscheidet selbst, ob er in seinem Büro ein Kruzifix aufhängt.
Egal, in welcher Trägerschaft sie sich befindet, für Schulen im Landkreis gibt es schon lange eine KreuzPflicht. In der Grundschule Friedberg-Süd sind die Kruzifixe allerdings ganz kindgerecht gestaltet. Statt des toten Christus’ schmücken die Kreuze Vögel, Tiere und Pflanzen. „Das sind positive Symbole der Schöpfung“, erklärt Leiter Dietmar Fröhlich. „Dass Kreuze in den Klassenzimmern hängen, finde ich grundsätzlich nicht schlecht. Wir sind nun einmal ein westlichchristlich geprägtes Land.“In der Mittelschule von Schulleiterin Carmen Audilet lernen auch viele muslimische Kinder. Ein Argument der Gegner der neuen Anordnung ist, dass die Kreuze in den öffentlichen Räumen Menschen mit anderem Glauben diskriminiere. Wie Audilet berichtet, habe sich in ihrer Schule noch nie jemand wegen der Kreuze beschwert. „Allerdings dürfen die Mädchen bei uns auch Kopftuch tragen und wir nehmen Rücksicht darauf, wenn die Jugendlichen beten möchten.“
Eine Friedberger Behörde, auf die der neue Beschluss definitiv Auswirkungen haben wird, ist die Polizei. Dienststellenleiter Alexander Wagenpfeil berichtet, dass es bisher keine Kreuze in den Räumlichkeiten der Beamten gebe. Wo und in welcher Anzahl Kruzifixe bald die Polizeiinspektionen im Landkreis schmücken werden, regelt das Polizeipräsidium Schwaben-Nord. Wie Pressesprecher Michael Jakob erklärte, gebe es bis jetzt noch keine offizielle Anweisung aus dem Innenministerium. „Deshalb können wir dazu noch keine Angaben machen. Das wird jetzt nach und nach anlaufen,“sagt Jakob.