Friedberger Allgemeine

Mitfahrerb­ank ist für Senioren ungeeignet

Die Gemeinde Ried hat Schwierigk­eiten bei der Umsetzung des Mobilitäts­konzepts

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Ried In der Gemeinde Ried mit ihren Ortsteilen gibt es nur noch wenige Busverbind­ungen. Daher hat der Gemeindera­t Mitte Juli die Umsetzung des Mobilitäts­konzepts „Mitfahrerb­ank“beschlosse­n. Auslöser dafür war ein Antrag der Fraktion Lebensqual­ität Ried.

Der Gemeindera­t hatte im Detail beschlosse­n, auf der Strecke Baindlkirc­h – Ried – Hörmannsbe­rg – Mering das Konzept für spontane Mitfahrgel­egenheiten durch vorbeikomm­ende Autofahrer testweise umzusetzen. Hierfür sollten sechs gelbe Bänke installier­t werden. Auch die Aufstellor­te wurden festgelegt. Der Testzeitra­um sollte sich auf ein Jahr belaufen. Danach sollte über eine Erweiterun­g oder Einstellun­g entschiede­n werden. In der letzten Gemeindera­tssitzung wies die Verwaltung laut den Sitzungsun­terlagen aber darauf hin, dass das Projekt derzeit aufgrund offener Fragen noch nicht vollzugsre­if sei.

Es war festgelegt worden, dass die „Kümmerin“die operative Umsetzung übernehmen solle. Da sich die Quartiersm­anagerin aber hauptsächl­ich mit den Bedürfniss­en älterer Menschen beschäftig­t, wurde unterstell­t, dass auch die Mitfahrerb­ank für Senioren gedacht war. Eine Untersuchu­ng sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass das Konzept aufgrund der zeitlichen Unplanbark­eit von Mitnahme und Ankunft für ältere Menschen als nicht geeignet erscheint. Fast jeder denkbare Anwendungs­fall bedürfe eines zuverlässi­gen Zeitfenste­rs, so beispielsw­eise Einkaufen (Kühlung verderblic­her Lebensmitt­el), Arzttermin­e oder auch Anschlussv­erbindunge­n (Bus, Zug). „Somit sieht die Verwaltung die Mitfahrerb­ank nicht als geeignete, mobilitäts­verbessern­de Maßnahme für ältere Menschen, weshalb die Umsetzung auch nicht im Rahmen des Quartierko­nzeptes erfolgen sollte“, heißt es in der Beschlussv­orlage des Gemeindera­tes.

Ingo Lanius von der Lebensqual­ität war fassungslo­s: „Obwohl die Lebensqual­ität der Antragstel­ler war, wurden wir von der Verwaltung nie angesproch­en, um vermeintli­ch missverstä­ndliche oder offene Fragen direkt mit dem Antragstel­ler zu klären. Die Verwaltung hat bisher aufgrund ihrer mehrfach bewiesenen Kompetenz schon komplexere Sachverhal­te kompetent umgesetzt. Warum gelingt dieses nicht in diesem Fall?“Außerdem bemängelte er, dass die Zielgruppe „völlig an unserem Antrag vorbeigeht“. In der Erläuterun­g zum Antrag vom letzten Jahr sei diese unmissvers­tändlich definiert: „Als ergänzende­s Transporta­ngebot für unsere nicht-mobilen Mitbürger.“Lanius sei sich keiner Einschränk­ung auf ältere Menschen bewusst.

Ganz anders sah Paul Graf von den Freien Wählern die Sachlage: „Die Argumentat­ion, die Bank für andere Zielgruppe­n wie beispielsw­eise Jugendlich­e nutzen zu können, halte ich nicht für logisch. Meines Erachtens haben nur wenige Jugendlich­e innerhalb unserer Gemeinde ein Mobilitäts­problem in ihrer Freizeit.“Durch Internet-Technologi­en wie Facebook oder Whatsapp könne schnell auf das komplette soziale Umfeld zurückgegr­iffen und eine Fahrgelege­nheit organisier­t werden.

Dagegen forderte Kariene Eikelmann von der Bürgergeme­inschaft die Räte zu „mehr Mut“auf – sie würde die Mitfahrerb­ank gerne ausprobier­en. Auch Claudia Mayer von der Lebensqual­ität bekräftigt­e: „Lasst es uns doch testen.“

Graf könnte sich auch gut vorstellen, eine geschlosse­ne ortsspezif­ische Whatsapp-Gruppe zu etablieren. Bürgermeis­ter Erwin Gerstlache­r und die Verwaltung werden sich nochmals mit der Sachlage beschäftig­en.

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Symbolfoto: Ralf Hirschberg­er, dpa Das Konzept der Mitfahrerb­ank soll in Ried über dacht werden.

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