Mitfahrerbank ist für Senioren ungeeignet
Die Gemeinde Ried hat Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Mobilitätskonzepts
Ried In der Gemeinde Ried mit ihren Ortsteilen gibt es nur noch wenige Busverbindungen. Daher hat der Gemeinderat Mitte Juli die Umsetzung des Mobilitätskonzepts „Mitfahrerbank“beschlossen. Auslöser dafür war ein Antrag der Fraktion Lebensqualität Ried.
Der Gemeinderat hatte im Detail beschlossen, auf der Strecke Baindlkirch – Ried – Hörmannsberg – Mering das Konzept für spontane Mitfahrgelegenheiten durch vorbeikommende Autofahrer testweise umzusetzen. Hierfür sollten sechs gelbe Bänke installiert werden. Auch die Aufstellorte wurden festgelegt. Der Testzeitraum sollte sich auf ein Jahr belaufen. Danach sollte über eine Erweiterung oder Einstellung entschieden werden. In der letzten Gemeinderatssitzung wies die Verwaltung laut den Sitzungsunterlagen aber darauf hin, dass das Projekt derzeit aufgrund offener Fragen noch nicht vollzugsreif sei.
Es war festgelegt worden, dass die „Kümmerin“die operative Umsetzung übernehmen solle. Da sich die Quartiersmanagerin aber hauptsächlich mit den Bedürfnissen älterer Menschen beschäftigt, wurde unterstellt, dass auch die Mitfahrerbank für Senioren gedacht war. Eine Untersuchung sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass das Konzept aufgrund der zeitlichen Unplanbarkeit von Mitnahme und Ankunft für ältere Menschen als nicht geeignet erscheint. Fast jeder denkbare Anwendungsfall bedürfe eines zuverlässigen Zeitfensters, so beispielsweise Einkaufen (Kühlung verderblicher Lebensmittel), Arzttermine oder auch Anschlussverbindungen (Bus, Zug). „Somit sieht die Verwaltung die Mitfahrerbank nicht als geeignete, mobilitätsverbessernde Maßnahme für ältere Menschen, weshalb die Umsetzung auch nicht im Rahmen des Quartierkonzeptes erfolgen sollte“, heißt es in der Beschlussvorlage des Gemeinderates.
Ingo Lanius von der Lebensqualität war fassungslos: „Obwohl die Lebensqualität der Antragsteller war, wurden wir von der Verwaltung nie angesprochen, um vermeintlich missverständliche oder offene Fragen direkt mit dem Antragsteller zu klären. Die Verwaltung hat bisher aufgrund ihrer mehrfach bewiesenen Kompetenz schon komplexere Sachverhalte kompetent umgesetzt. Warum gelingt dieses nicht in diesem Fall?“Außerdem bemängelte er, dass die Zielgruppe „völlig an unserem Antrag vorbeigeht“. In der Erläuterung zum Antrag vom letzten Jahr sei diese unmissverständlich definiert: „Als ergänzendes Transportangebot für unsere nicht-mobilen Mitbürger.“Lanius sei sich keiner Einschränkung auf ältere Menschen bewusst.
Ganz anders sah Paul Graf von den Freien Wählern die Sachlage: „Die Argumentation, die Bank für andere Zielgruppen wie beispielsweise Jugendliche nutzen zu können, halte ich nicht für logisch. Meines Erachtens haben nur wenige Jugendliche innerhalb unserer Gemeinde ein Mobilitätsproblem in ihrer Freizeit.“Durch Internet-Technologien wie Facebook oder Whatsapp könne schnell auf das komplette soziale Umfeld zurückgegriffen und eine Fahrgelegenheit organisiert werden.
Dagegen forderte Kariene Eikelmann von der Bürgergemeinschaft die Räte zu „mehr Mut“auf – sie würde die Mitfahrerbank gerne ausprobieren. Auch Claudia Mayer von der Lebensqualität bekräftigte: „Lasst es uns doch testen.“
Graf könnte sich auch gut vorstellen, eine geschlossene ortsspezifische Whatsapp-Gruppe zu etablieren. Bürgermeister Erwin Gerstlacher und die Verwaltung werden sich nochmals mit der Sachlage beschäftigen.