Der beste Mann muss gehen
Die spinnen die Bayern, würden die Anhänger des Fußball-Rekordmeisters brüllen, wenn Uli Hoeneß den Torjäger Robert Lewandowski in die Wüste schicken würde. Zu Recht. Doch genau das macht der Eishockeymeister EHC München. Gerade als seine Kollegen Bier trinken und eine Meisterzigarre paffen erwähnt der Kanadier eher beiläufig, dass er gehen werde. „Sie wollen mich hier nicht mehr.“Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Matsumoto ist gerade zum MVP (Most Valuable Player), zum wertvollster Spieler der Finalserie gekürt worden. Mit sechs Toren und sechs Vorlagen brillierte der 31-Jährige in den Endspielen gegen Berlin und stellte einen neuen Rekord in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf.
Der Kanadier mit japanischen Wurzeln ist ein kauziger Typ. In seinem Augsburger Jahr (2015/16) verbrachte er mehr Zeit in der Umkleide als zu Hause. Vor den Spielen diskutierte er mit seinem anfangs verdutzten AEV-Trainer Mike Stewart die Taktik. Matsumoto lebt Eishockey in jeder Sekunde. Doch offensichtlich war EHCTrainer Don Jackson während der Punktspiele nicht zufrieden mit der Performance des Torjägers, der nach Iserlohn wechselt. Der ehemalige Stanley-Cup-Sieger Jackson geht nach der Devise vor: Es müssen nicht die Besten spielen, sondern diejenigen, die am besten zusammenspielen. Eine Erfolgsformel, die zum dritten Meistertitel in Folge führte.
Mögen auf dem Eis die Emotionen hochkochen, in der Analyse geht Jackson nüchtern wie ein Bankdirektor vor. Der EHC hatte die größte Tiefe im Kader. Das heißt, dass auch der dritte und vierte Sturm mit Nationalspielern bestens bestückt war. Der stärkste Sturm und Silbermedaillen-Held Danny aus den Birken im Tor waren weitere Erfolgsfaktoren. Und wenn es sich der Meister leisten kann zukünftig auf seinen MVP zu verzichten ist klar, dass Trainer Jackson einen guten Plan für den vierten Titel in Folge besitzt.