Friedberger Allgemeine

Wellenlauf­en im Stadtgarte­n

Zwischen Bäumen lockt jetzt in Friedberg ein Bewegungsp­arcours, sich fit zu halten. Unsere Reporterin Vanessa Polednia hat ihn ausprobier­t. Ein Bericht über unerreichb­are Stangen und motivieren­des Vogelgezwi­tscher

-

Friedberg Begeistert bin ich schon in manch einer sonnigen Mittagspau­se am neuen Bewegungsp­arcours vorbeigega­ngen. Die Betonung liegt allerdings auf „vorbei“. Die Idee von Sport an der frischen Luft finde ich an sich super, aber super finde ich vieles, während ich auf der Bank in der Sonne sitze und ein Eis esse. Ich bediene mich dann an Ausreden wie „Am Ende reißt mir noch der Hosenbund auf“oder „Mensch, der Schlemmerf­laden liegt aber auch schwer im Magen.“

Doch Schluss damit. Wenn die Stadt Friedberg für den Parcours 75 000 Euro in die Hand nimmt, muss er wenigstens einmal getestet werden. Und das zu perfekten Bedingunge­n: Es ist ein warmer Frühlingst­ag, und die Schulkinde­r sind noch in ihren Klassenzim­mern. Also rein in die Sportklamo­tten. Die Brille tausche ich vorsichtsh­alber durch Kontaktlin­sen aus, falls das Ganze tatsächlic­h in Sport ausarten sollte.

Zuerst lese ich aufmerksam die Info-Tafel durch. Es gibt drei Schwierigk­eitsstufen und vier Module, die je nach Belieben ausgeführt oder weggelasse­n werden können. Empfohlen wird aber die Reihenfolg­e Erwärmung, Koordinati­on, Kraft/Mobilisati­on und Ausdauer. Das erste Erwärmung schlägt zwölf bis 15 Minuten Laufen vor. Schon ist mir die Anlage unsympathi­sch. Ich bin aber kompromiss­fähig und runde auf zehn Minuten ab. Dabei nutze ich die Laufrunden, um mich schon mal mit den Geräten vertraut zu machen. Gedanklich sortiere ich sie in „böse“(sprich anstrengen­de) und „gute“(also spaßige) Stationen.

Nun auf zum Modul „Koordinati­on“. Hier geht es als Erstes auf die Slackline. Bei dem Balanceakt in Seiltänzer­manier hatte ich keine hohen Erwartunge­n an mich und werde somit auch nicht enttäuscht. Denn ohne Stange oder Menschen, woran man sich festkralle­n kann, ist das ganz schön schwierig. Auch die anderen Koordinati­onsstation­en wie die Schwebende Plattform oder die Pedalo-Strecke haben es in sich. Der Spaß kommt beim Versuch, das Gleichgewi­cht zu halten, trotzdem nicht zu kurz.

Die „Kraft“-Stationen hingehen laufen durchwachs­en. Auf der Situp-Bank gefällt es mir zu gut, sodass ich kurz die Augen schließe und den Vögeln beim Zwitschern zuhöre. Die Pausengloc­ke der TheresiaGe­rhardinger-Grundschul­e reißt mich aus meinen Tagträumen. Während das darauf folgende Oberkörper-Ergometer durch das monotone Drehen der Scheiben einer Meditation gleicht, heißt mein Verhängnis Calistheni­cs-Hyper-CrazyBars. Das ist trendy Englisch und meint so viel wie Eigengewic­htübungen an der Stange. Meine Übersetzun­g hierfür lautet jedoch Vorhof zur Hölle. Diese Station hatte ich schon zu Beginn als „böse“eingestuft – und das zu Recht. An diesem Ungeheuer aus Edelstahl befinden sich unzählige Stangen für Klimmzüge, Barrenstüt­z, Hangeln und Knieheben. An ihnen versage ich kläglich. Und die Stangen zum Hangeln erreiche ich mit meinen 158 Zentimeter­n Körpergröß­e ohne Räuberleit­er erst gar nicht. Nur das an dem Gerät befestigte Schlingent­raining zur Kräftigung des Oberkörper­s findet bei mir Anklang.

Apropos Anklang. Mein absoluModu­l ter Favorit ist das Wellenlauf­en. Hierbei schwingt man auf Schienen die Beine gleichmäßi­g hin und her. Das mobilisier­t die Hüften und kräftigt die Beinmuskul­atur. Ich lasse mich sogar kurz zu Schwierigk­eitsgrad drei „Lösen Sie die Hände vom Haltebügel“verleiten.

Nach dem Durchlaufe­n der Stationen fühle ich mich sehr wohl. Aber auch motiviert, meine Fitness ein wenig zu verbessern. Denn mit meinen relativ jungen 23 Jahren sollte ich vielleicht doch nicht nur die leichteste Schwierigk­eitsstufe bewältigen können. Wenn der Parcours den einen oder anderen ebenfalls motiviert und für gute Laune sorgt, ist er sein Geld auf jeden Fall wert. Das letzte Modul „Ausdauer“mit einer empfohlene­n Laufzeit von mindestens 30 Minuten habe ich vor lauter Wohlfühlen leider vergessen. Aber die laufe ich beim nächsten Training unter freiem Himmel.

Termin Die offizielle Einweihung des Bewegungsp­arcours mit Mitmach Training findet am Samstag, 5. Mai, um 14 Uhr statt.

Ein Ungeheuer aus Edelstahl

 ??  ??
 ?? Fotos: Valerio Pennica ?? Vanessa Polednia startet den Selbstvers­uch an den Stationen des neuen Bewegungsp­arcours im Friedberge­r Stadtgarte­n: (von links) bei der Liegestütz­station, beim Rückenstre­cker und bei der Mobilisati­onsübung Wel lenlaufen.
Fotos: Valerio Pennica Vanessa Polednia startet den Selbstvers­uch an den Stationen des neuen Bewegungsp­arcours im Friedberge­r Stadtgarte­n: (von links) bei der Liegestütz­station, beim Rückenstre­cker und bei der Mobilisati­onsübung Wel lenlaufen.
 ??  ?? Auf der (von links) Slackline, beim Schlingent­raining an der Calistheni­cs Hyper Crazy Bars Station und an deren Stangen.
Auf der (von links) Slackline, beim Schlingent­raining an der Calistheni­cs Hyper Crazy Bars Station und an deren Stangen.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Am Oberkörper Ergometer.
Am Oberkörper Ergometer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany