Anekdoten eines Altlandrats
Theo Körner hat ein Buch über die vielen Begegnungen in seinem Leben verfasst. Kommunalpolitik anders: Was Rindviecher und Wildsäue im Landratsamt zu suchen haben
Aichach Friedberg Es ist keine schwer verdauliche Kost, die Theo Körner in seinem Buch mit dem Titel „Begegnungen“serviert. Vielmehr präsentiert der ehemalige Landrat des Landkreises AichachFriedberg kurze Geschichten und amüsante Anekdoten aus seinem Leben, das im Herbst 1941 in Inchenhofen begann. Dort ging der spätere Verwaltungsjurist und Kommunalpolitiker später auch zur Schule.
„Warum dieses Büchlein auf meine alten Tage?“Der Altlandrat und Ehrenbürger der Stadt Friedberg stellte und beantwortete diese Frage bei der Präsentation seines Werkes am Samstag gleich selber. In der Anwaltskanzlei, in der er zusammen mit Marc Sturm, Mitglied des Aichacher Stadtrats, tätig ist, stellte er das Werk im kleinen Kreis vor. Ein Grund, um zur Feder zu greifen, war demnach das Bemühen, den des Wittelsbacher Landes darzustellen, „seine Hinterkünftigkeit im guten Sinne“. In einem Facebook-Eintrag hat sich mit Klaus Metzger der aktuelle Landrat zu diesem Buch so geäußert: „Wer Kommunalpolitik mal anders erlesen will, wird hier bestens bedient.“
Die erste Kostprobe, die Körner den Zuhörern bot, ist die vielleicht beste, die sich auf den 84 Seiten finden lässt. Sie handelt von einer Bäuerin, die so rein gar nichts hielt vom respektvollen Umgang mit einer höhergestellten Person. Sie suchte ihn in seinem Büro auf, gekleidet in der Dachauer Tracht, und erklärte ihm ganz unverblümt: „Landrat, du bist für mich so lang ein Rindviech, bis du endlich was gegen die Wildsäu bei uns tust.“Nachdem bei einer Treibjagd zahlreiche Schwarzkittel ins Jenseits befördert worden waren, räumte die resolute Landwirtin ein: „Landrat, du bist doch ein Hund.“
Das Vorwort stammt von Eduard Oswald. Was bleibt übrig in der Rückschau? Diese Frage beantwortete der ehemalige Bundesminister, Abgeordneter des Deutschen Bundestags und Vizepräsident im Sinne des Buchtitels: „Es sind die Begegnungen, es ist das Menschliche.“Anton Oberfrank, Schulrektor in Friedberg und in diesem Fall Illustrator, beschrieb seinen Anteil so: „Mir war es ein Vergnügen.“
Reinhard Pachner, ehemaliger Landtagsabgeordneter, ging ebenfalls eine lange Wegstrecke mit Körner. Er lernte ihn vor 40 Jahren bei einem Feuerwehreinsatz kennen. „Da steht einer da mit einer Maikäferbruin“, erinnerte sich Pachner. In Wirklichkeit handelte es sich damals um den Regierungsrat Körner. Sie zogen gemeinsam in den Friedberger Stadtrat ein; dass Pachner später im Landtag seinen Sitz hatte, sei dem energischen Werben von Körner zuzuschreiben.
Als politischen Türöffner bezeichnete Lorenz Arnold, der eheMenschenschlag malige Bürgermeister von Dasing, den 76-jährigen Pensionär. Damit meine er nicht zuletzt dessen erfolgreichen Einsatz für die Ortsumfahrung von Dasing. Geradezu bewegend erscheint die Schilderung, wie der kleine Theo auf die erste Begegnung mit seinem Vater warten musste. Für den war der Zweite Weltkrieg erst mit der späten Heimkehr aus der Gefangenschaft im Frühling 1948 zu Ende.
Wird Theo Körner ein weiteres Buch auf den Markt bringen? Er selber zeigt sich bei dieser Frage eher skeptisch. Marc Sturm dagegen deutete an, dass dafür bereits eine Ideensammlung vorhanden sei. Darunter könnte jene Geschichte einer Familie aus Jugoslawien auftauchen, die der damalige Landrat zusammen mit Oswald vor einer Abschiebung in die Heimat bewahrte. Gar nicht zum Lachen ist diese Story, dafür aber mit einem Happy End. Hätte man diese Leute heimgeschickt, wären sie das Opfer eines Granatenangriffs geworden, wie man heute weiß.
OBegegnungen Autor: Theo Körner, Zeichnungen: Anton Oberfrank, 84 Sei ten, Preis 18,70 Euro, Verlag Mayer & Söhne in Aichach, ISBN
978 3 923778 11 9