Sie soll die Veränderung verkörpern
Schule Seit 300 Tagen ist Ute Multrus Direktorin am Gymnasium Friedberg. Gemeinsam mit Landrat Klaus Metzger zieht sie nun ein erstes Fazit. Und erklärt, wo die größten Herausforderungen im Bildungsbereich liegen
Friedberg Als Ute Multrus die Anwesenden in einem Innenhof des Gymnasiums begrüßt, unterläuft ihr ein kleiner Versprecher: „Weil ich nun schon 300 Jahre im Amt bin ...“, beginnt sie. Und korrigiert lachend: „300 Tage natürlich.“Später ergänzt sie: „Ich fühle mich wirklich wohl hier und bin angekommen.“Eine Aussage, die man ihr sofort abnimmt. Im September 2017 übernahm Multrus die Leitung des Friedberger Gymnasiums, nachdem ihr Vorgänger, Bernhard Gruber, in den Ruhestand gegangen war.
Ihr Eindruck nach 300 Tagen: Das Friedberger Gymnasium werde seinem guten Ruf gerecht. „Was mir besonders positiv aufgefallen ist, ist, dass die Schüler sehr leistungsbereit sind, aber auch das Menschliche nicht zu kurz kommt“, sagt Multrus. Sehr viele Schüler seien sozial engagiert und in Vereinen aktiv. Auch die Elternschaft bringe sich viel ein. „Hier am Gymnasium gibt es eine sehr homogene Elternschaft. Die Kinder sind alle sehr behütet“, ergänzt Multrus. Als bereichernd erlebe sie außerdem das Lehrerkollegium. Es herrsche eine gute Lernatmosphäre. Weil das Gymnasium eine Seminarschule ist und Referendare ausbildet, gebe es immer wieder neue, innovative Lehrkonzepte, die die Kollegen von der Uni mitbringen. Dazu gebe es viele bewährte und sehr erfahrene Lehrkräfte. „Eine gute Mischung“, erklärt die Direktorin.
Auch das Gebäude spiele eine Rolle. „Nur wenn es außen schön ist, lässt es sich auch gut lernen“, sagt Multrus. Für die Sanierungen am Gymnasium ist der Landkreis zuständig. Momentan wird am Schulhaus gebaut und repariert. Wie Rainer Hurler vom Landratsamt berichtet, habe man in den vergangenen Monaten den Großteil der Brandschutzmaßnahmen abgeschlossen. Auch das Flachdach sei fast fertig saniert, ebenso wie ein Teil der WC-Anlagen. Bis August 2019 sollen noch Teile der Fassade, die verbliebenen WC, Bodenbeläge und Teile des Betonwerks überholt werden. Die Erneuerung der Sporthalle hingegen wird noch einige Zeit auf sich warten lassen müssen. Erst vor wenigen Wochen hatte man dort festgestellt, dass die Dachkonstruktion fehlerhaft ist (wir berichteten). „Wir müssen das von Grund auf neu aufrollen“, erklärt Sonja Nemetz vom Landratsamt. Deshalb wird die Sanierung frühestens im Sommer 2019 beginnen. „Wir diskutieren das jetzt erst einmal im Bauausschuss. Auch ein Neubau ist nicht komplett vom Tisch“, berichtet Nemetz.
Dass auch in Zukunft Sanierungsund Baumaßnahmen am Friedberger Gymnasium Priorität haben, deutet Landrat Klaus Metzger an. „Uns ist sehr daran gelegen, den Gymnasiumsstandort Friedberg zu stärken.“Dabei betont Metzger die Arbeitsteilung zwischen Schulleitung und Landkreis, um die Bildungseinrichtung zu profilieren. „Wir sind für die hübsche Hülle zuständig“, sagt er. Die wichtigere Arbeit finde aber im Gebäude statt und werde von Multrus und der erweiterten Schulleitung geleistet. Die Direktorin stehe exemplarisch für eine Veränderung am Gymnasium.
300 Tage nach ihrem Antritt gibt die Direktorin ein paar Hinweise zu den Schwerpunkten, die sie künftig setzen möchte. „Die großen Herausforderungen in den nächsten Jahren sind die Umstellung auf G9, der Lehrplan Plus und die Digitalisierung“, erklärt sie. Sie besuche verschiedene Fortbildungen, in denen sie sich damit auseinandersetzt, wie man Software im Klassenraum sinnvoll einsetzen kann. „So können wir Schüler in Zukunft noch individueller fördern“, sagt Multrus. „Jeder soll sich hier am Gymnasium entfalten können und seine Talente entdecken.“Und sie ergänzt: „Die Schüler sollen sich hier ernst genommen fühlen.“
Das Individuum in den Mittelpunkt zu stellen, beginnt auch im Kleinen. So bekommen seit einiger Zeit alle Schüler zu ihrem 18. Geburtstag von der Schulleitung eine Glückwunschkarte.