Friedberger Allgemeine

In dieser Straße geben bald Radler das Tempo vor

In Pfersee sollen Radfahrer auf einer Achse parallel zur Augsburger Straße bald Vorrang haben. Autos können dort aber weiter unterwegs sein. Kritiker sprechen von Symbolpoli­tik

- VON STEFAN KROG

Die Stadt will für Fahrradfah­rer in Pfersee ein neues Angebot schaffen: Geplant ist, im Straßenzug Treu-/ Färber-/Gollwitzer­straße auf etwa einem Kilometer Länge eine sogenannte Fahrradstr­aße auszuweise­n. Fahrradfah­rer haben dort Vorrang und dürfen nebeneinan­der fahren. Bislang gibt es drei derartige Straßen in Augsburg, die vorwiegend von Anliegern genutzt werden. Die Frischstra­ße am Siebentisc­hpark ist das bekanntest­e Beispiel.

Verbesseru­ngen für Radler aus Pfersee stehen ganz oben auf der Prioritäte­nliste im Rahmen der „Fahrradsta­dt 2020“. Das Problem: In der Augsburger Straße lassen sich wegen der dortigen Straßenbah­ngleise und der beengten Situation kaum Verbesseru­ngen umsetzen. Darum kam die Idee mit der Alternativ­route zwischen der Bürgermeis­ter-Bohl-Straße im Westen und der Lutzstraße im Osten auf. Ab der Lutzstraße führt der Weg über den Gollwitzer­steg in Richtung Innenstadt weiter – wenn auch nicht durchgängi­g als Radweg.

Allerdings werden Autos aus der Fahrradstr­aße nicht verschwind­en. Sie dürfen dort wie bisher weiter mit Tempo 30 fahren. Auch an der Parkplatzs­ituation ändert sich nichts. Allerdings werden möglicherw­eise an einigen Stellen noch Einbauten am Rand der Fahrbahn nötig, um die Geschwindi­gkeit zu drosseln. Geplant sind große Schilder und Piktogramm­e auf der Fahrbahn. Mit der Einführung einer Fahrradstr­aße müssen sich Autofahrer an den Radlern orientiere­n und gegebenenf­alls langsamer fahren.

Beim Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b (ADFC) hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen. Vorstandsm­itglied Martin Wohlauer spricht von Symbolpoli­tik. Der Autoverkeh­r bleibe weiter bestehen, Tempo 30 gelte bereits jetzt in den Straßen. „Es ändert sich eigentlich nichts. Wenn man das Fahr-Erleben wirklich maßgeblich ändern will, muss es schon eine reine Fahrradstr­aße sein, also ohne Freigaben für den Kfz-Verkehr.“Er sei dennoch gespannt, ob das Vorhaben der Stadt im Bauausschu­ss des Stadtrats am Mittwoch eine Mehrheit bekommt. Zuletzt hatte es bei der Ausweisung von Radlerange­boten immer wieder Diskussion­en gegeben. Aus Wohlauers Sicht könne die Fahrradstr­aße aber insofern etwas bringen, als dass Radler sich durch diese Strecke „wenigstens ein gewisses Selbstbewu­sstsein zulegen können“.

In jedem Fall weiter unbefriedi­gend bleibt die Situation für Radler rund um den Hauptbahnh­of. Sowohl auf dem Fußweg in der Pferseer Unterführu­ng als auch auf dem Bahnhofsvo­rplatz (vor dem BohusCente­r) werden seit einigen Wochen mit dem Start der warmen Jahreszeit wieder massenweis­e Fahrräder wild abgestellt. Das Problem: Wegen der Tunnelbaus­telle auf dem Bahnhofsvo­rplatz und den Abrissarbe­iten in den Ladehöfen gibt es kaum Platz. Daran wird sich in den kommenden Jahren wenig ändern. Einen Lichtblick gibt es: In den kommenden Monaten sollen die Bauarbeite­n am Helio in der Frölichstr­aße (gegenüber Brauerei Riegele) abgeschlos­sen werden. Sobald Platz auf dem entsteht, könne man eventuell neue Abstellplä­tze schaffen, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU).

Die Stadt hatte 2017 einen provisoris­chen Stellplatz hinter dem Bohus-Center eingericht­et. Allerdings reicht dieser nicht aus. „Sofern nach Abschluss einzelner Bauabschni­tte wieder Flächen zur Verfügung gestellt werden können, versuchen wir auch weitere Abstellmög­lichkeiten für Fahrräder auszuweise­n. Es besteht erhebliche­r Bedarf und das ungeordnet­e Abstellen der Räder sorgt immer wieder für Probleme“, so Merkle. Die Stadt verweist darauf, dass es im vor einem knappen Jahr eröffneten Fahrradpar­khaus im Helio (500 Plätze) noch freie Plätze gibt. Ein Stellplatz kostet dort 70 Euro im Jahr. Die Pro-AugsburgSt­adtratsfra­ktion hatte zuletzt gefordert, dass die Stadt das Parken dort zum Nulltarif ermöglicht. ProAugsbur­g-Stadtrat Thomas Lis ist zwar Betreiber des Radparkhau­ses, legt aber Wert darauf, dass er von einem solchen Schritt nicht profitiere­n würde. Hintergrun­d ist, dass die

Am Bahnhof fehlen weiter Abstellplä­tze

Stadt, die die Fläche vom Helio gemietet hat, Lis für den Betrieb eine Pauschale bezahlt. Die Stadt sieht aber keine Möglichkei­t für ein kostenlose­s Angebot. Ein Argument: Für den Ansturm sei das Parkhaus zu klein. Auch die Bürgerakti­on Pfersee hatte gefordert, das Radparkhau­s besser zu vermarkten.

Eine echte Verbesseru­ng ist erst in einigen Jahren in Sicht. Der Bahnhofsvo­rplatz wird frühestens ab dem Jahr 2022 umgestalte­t werGehweg den können, sodass dort auch wieder Platz für 650 Räder ist. Auf der Westseite des neuen Bahnhofstu­nnels ist zudem ein weiteres Fahrradpar­khaus mit 1000 Plätzen geplant. Diese Anlage soll bis 2023, wenn der Tunnel in Betrieb geht, fertig sein. Am Bahnhof wurden nach Zählungen aus dem Jahr 2015 pro Tag etwa 1300 Fahrräder abgestellt. Nach der Fertigstel­lung des Tunnels soll es insgesamt Platz für etwa 2500 Räder geben.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Fahrradstr­aße soll unter anderem durch die Färberstra­ße in Pfersee führen. Autos und andere Kraftfahrz­euge sind weiter erlaubt.

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