Wilde und innovative Klangkunst
Sechs Stunden Musik beim Karman-Festival
Mit über 300 Konzerten innerhalb von neun Jahren überraschte der Verein zur Förderung interkulturellen Austauschs mit dem simplen Namen Karman e.V. immer wieder mit Raritäten auf dem Sektor der Weltmusik. Ein breit gefächertes Genre im Übrigen, diese Weltmusik. Denn was sich da so tummelt auf der großen weiten Welt, hat oft genug nur noch ansatzweise mit der traditionellen Musik der Völker zu tun. Vielmehr sorgen hier Fusionen aller Art für abwechslungsreiche und innovative Ansätze, die Staunen machen. Das Karman Festival, das heuer zum sechsten Mal stattfand, lieferte am Vorabend zum Vatertag wieder einmal eindrücklichen Beweis dafür. Knappe sechs Stunden Musik füllten abwechselnd den Annahof und den Augustanasaal mit musikalischen Mixturen.
Nicht aus irgend einem Flecken irgendwo auf der Welt, sondern direkt aus Augsburg stammte die erste Besetzung des Abends, die den Annahof mit innovativer Klangkunst beschallte. Darifar nennt sich das Quartett um den afghanischen Sänger Farhad Sidiqi, das den Gesang seines Heimatlandes mit hypnotisch pulsierenden, einfachen und gerade darum um so wirkungsvolleren Grooves von Bass (Girisha Fernando) und Schlagzeug (Kilian Bühler) verwebte und durch den Einsatz einer akustischen Gitarre (Riccardo Ferrara) auf das Level eines akustischen Erlebnisses trug.
Weiter ging’s mit dem aus St. Petersburg stammenden Damenquartett Iva Nova. Nicht zum ersten Mal gastierte diese energetische PunkFolk-Band mit schier unendlicher Freude am wilden Musizieren in Augsburg, doch begeistert deren kompositorischer Reichtum das Publikum immer wieder aufs Neue. Auf der einen Seite das Akkordeon, das für den folkloristischen Touch sorgt, auf der anderen Seite der E-Bass, ein donnergrollendes Schlagzeug und minimalistische Keyboard-Klänge, die der slawischen Folklore gehörig in den Hintern treten, sorgen bei Iva Nova für den unwiderstehlichen Charme ungebremster Energie, der den Charakter des Quartettes so prägt.
Was folgte, konnte dem bisher gehörten kaum mehr das Wasser reichen, zumal die beiden folgenden Acts sich vorwiegend moderner Technik bedienten. So bewiesen die vier Musiker der italienischen Combo MaMa Afr!ka zwar große stilistische Vielfalt, doch standen sie nur mit Gitarre, E-Bass, Saxofon und Gesang in persona auf der Bühne, während Drums und Percussion aus dem Computer schallten. Das nahm der Melange aus TexMex, AfroRock, Polka einiges an Wirkung.
Auch Sidi Wacho aus Frankreich und Chile nutzte eine Batterie an Percussion-Instrumenten, die neben zwei MCs, Trompete und Akkordeon für eine gelungene Mixtur aus südamerikanischen Rhythmen und Rapgesang sorgte. Der Rest aber wurde ebenfalls aus dem Computer abgefeuert.
Der Tanz- und Feierfreude der Besucher tat das indes keinen Abbruch.