Friedberger Allgemeine

Nie wieder vollgelauf­ene Keller in Bachern

Damm Das Hochwasser­rückhalteb­ecken ist fertiggest­ellt. 41 000 Kubikmeter können nun aufgestaut werden. Die Anwohner freuen sich über die Sicherheit, doch der Bau war nicht billig

- VON DANIEL WEBER

Friedberg Bachern Die Bürger von Bachern haben sich schnell an den Anblick der großen Schleuse am Ortsausgan­g Richtung Ried gewöhnt. Diese muss der Eisbach nun passieren, bevor er in den Ort fließt. „Hoffentlic­h wird sie gar nie gebraucht“, wünschen sich alle Beteiligte­n einstimmig. Doch es ist unwahrsche­inlich, dass ihr Wunsch sich erfüllt. Zu oft schon hatte Bachern mit Überschwem­mungen durch Hochwasser zu kämpfen. Immer wieder liefen die Keller voll, manchmal mehrmals im Jahr.

Das soll nun Geschichte sein, denn das Rückhalteb­ecken kann den Ort vor den Wassermass­en schützen. 41 000 Kubikmeter können aufgestaut werden, bis zu einem Wasserpege­l von vier Metern hält der Damm das Nass zurück. „Das kommt selbstvers­tändlich den Einwohnern von Bachern zugute, doch auch Rohrbach, Rinnenthal und Harthausen, die am gleichen Gewässer liegen, profitiere­n davon“, erklärt Friedbergs Bürgermeis­ter Roland Eichmann bei der Einweihung.

Nach dem besonders starken Hochwasser im Jahr 2009, das aus dem kleinen Bach einen Fluss machte, begann die Planung für das Projekt. Nach umfangreic­hen Berechnung­en war noch 2011 ein sogenannte­r HQ100-Schutz angedacht – eine Anlage, die auch extrem große Wassermass­en zurückhalt­en kann, wie sie rein rechnerisc­h nur alle 100 Jahre oder seltener auftreten. Dafür sollte eine Variante mit sechs Rückhalteb­ecken errichtet werden. Schnell stellte sich aber heraus, dass das Vorhaben mit Kosten von etwa vier Millionen Euro von jeder Wirtschaft­lichkeit weit entfernt wäre.

„Schlussend­lich hat sich die EinBecken-Lösung durchgeset­zt, die dann auch gebaut wurde“, meint Eichmann. Zwei Häuser wurden zusätzlich noch mit einer Schutzmaue­r gesichert. Das Bauwerk sichert den Ort zwar gegen jede übliche Überschwem­mung, aber mit einem Jahrhunder­thochwasse­r kann es nicht mithalten. Dafür ist es deutlich günstiger, kostet jedoch noch immer stolze 1,9 Millionen Euro. „Das ist eine gigantisch­e Investitio­n und wohl das bis heute teuerste Bauprojekt in Bachern“, merkt der Bürgermeis­ter an.

Von den Kosten trägt die Hälfte das Wasserwirt­schaftsamt und somit der Freistaat. Dennoch bleibt eine große Summe übrig. Streng genommen ist die Anlage trotz der deutlich kleineren Ausmaße nicht wirtschaft­lich. Rein rechnerisc­h wäre es billiger, die Überschwem­mungsschäd­en zu bezahlen, die ohne das Rückhalteb­ecken entstünden. Aber sowohl die Auftraggeb­er als auch die Einwohner sind der Meinung, dass die Ausgaben gerechtfer­tigt sind. Schließlic­h sparen sich die Bürger nun nicht nur die Kosten für das teure Trockenleg­en der Keller und die Sachschäde­n, sondern auch viel Mühe und Ärger, die damit verbunden sind. „Und endlich habe ich nicht mehr bei jedem Starkregen ein mulmiges Gefühl“, sagt einer der Betroffene­n erleichter­t.

Der Bau verlief nicht ganz reibungslo­s: Wie bei größeren Vorhaben üblich, ergaben sich während der Arbeiten einige Komplikati­onen. So stellte sich beispielsw­eise heraus, dass der Boden teilweise aus Torf bestand, der teuer entsorgt werden musste. Die Baumaßnahm­en begannen im Februar 2017 und wurden im April diesen Jahres abgeschlos­sen. Seit Dezember 2017 war die Anlage jedoch schon voll funktionst­üchtig. Seitdem gab es noch kein Hochwasser, doch niemand fiebert dem ersten Praxistest des Rückhalteb­eckens entgegen.

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Foto: Daniel Weber Das neue Hochwasser­rückhalteb­ecken in Bachern schützt nun die Häuser vor immer wieder auftretend­en Überschwem­mungen.

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