Jugend macht Politik
Beim Friedberger Jugendforum gibt es viele Verbesserungsvorschläge für Innenstadt und Ortsteile. Manches überrascht die erwachsenen Teilnehmer
Beim Friedberger Jugendforum gab es viele Verbesserungsvorschläge für die Innenstadt und für die Ortsteile.
Friedberg Die Vertreter der Stadt waren von der Endrunde des zweiten Friedberger Jugendforums positiv überrascht, denn sie bekamen viele spannende Denkanstöße. „Ihr nörgelt nicht herum, sondern sucht Lösungsansätze, das freut mich besonders“, brachte Stadträtin Cornelia Böhm (FDP) die konstruktive Stimmung auf den Punkt.
Stundenlang hatten die Jugendlichen in der Mensa der Mittelschule Ideen gesammelt, sie zu Themengebieten zusammengefasst und in Arbeitsgruppen konkrete Ziele formuliert. Auf zahlreichen Plakaten präsentierten sie anschließend ihre Ergebnisse den Mitgliedern des Stadtrates und Bürgermeister Roland Eichmann (SPD).
Die Themen, die die Jugendlichen interessieren, verblüfften die Offiziellen: „Besonders viele Anliegen haben mit Müllvermeidung und -entsorgung zu tun, das hätte ich nicht erwartet“, gibt Stadtrat Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger) zu. Aber auch Punkte wie kostenlose WLAN-Hotspots an öffentlichen Orten, ansprechende Treffpunkte für die junge Generation und mehr Läden für den Modegeschmack und Geldbeutel von Schülern standen auf der Wunschliste. Viele Minderjährige aus den Ortsteilen hofften auch auf eine bessere Anbindung an Friedberg durch öffentliche Verkehrsmittel und mehr Angebote abseits der Innenstadt.
Manche der jungen Leute wollten anfangs nicht so recht glauben, dass ihre Sorgen von den Politikern ernst genommen würden. Umso zufriede- ner waren sie, als sie konkrete Zusagen für einige ihrer Projekte bekamen. Als sie etwa darauf hinwiesen, dass es in den städtischen Schulen keine Wasserspender gebe, die ein wichtiger Schritt in Richtung Müllvermeidung wären, versprach Eichmann: „Wir sind schon dabei!“Auch werde man sich für ein Sommerticket für den öffentlichen Nahverkehr einsetzen, versicherte der Bürgermeister. Für zehn Euro, so schlugen die Schüler vor, wolle man auch in den Sommerferien mobil sein, in denen das Schülerticket nicht gilt. größte Problem der Jugendlichen war jedoch anderer Natur. An mancher Stelle zeigte sich, dass es ein von ihnen gefordertes Angebot so oder ähnlich schon gibt. Doch offenbar erfahren nur wenige junge Leute davon, weil die Nachrichten auf ihren Kommunikationskanälen nicht kursieren. Da nur wenige von ihnen regelmäßig die Zeitung lesen, gehen viele Termine unbemerkt an den Schülern vorbei.
Verwundert fragten gleich mehrere Stadträte nach, ob denn niemand im sozialen Netzwerk Facebook in einschlägigen Gruppen sei, in denen lokale Anlässe geteilt werden. Dafür ernteten sie viele hochgezogene Augenbrauen – Facebook nutze kaum noch jemand aus der jungen Generation, lernten sie. Heutzutage kommuniziere man über Messengerdienste wie WhatsApp. Hier zeigte Eichmann sich flexibel und bot an, eine entsprechende WhatsApp-Gruppe bereitzustellen, die Informationen speziell für junge Leute verbreitet. Sehr zur Freude der Stadträte wollten die Jugendlichen auch über Möglichkeiten, an der Lokalpolitik teilzunehmen, benachrichtigt werden. Die neuen DaDas tenschutz-Richtlinien machen die WhatsApp-Lösung allerdings etwas kompliziert: „Das geht nur mit einer schriftlichen Einwilligung der Gruppenteilnehmer, es werden ja Kontaktdaten gespeichert“, warnte Eichmann. Ein solches Schreiben können Interessierte im Jugendzentrum abgeben.
Auch mit einer Website, die entsprechende Informationen bereitstellt, wären die Schüler zufrieden. Nun soll versucht werden, auf der Homepage des Jugendzentrums verstärkt auf lokale Events für junge Leute hinzuweisen.