Friedberger Allgemeine

Vatikan untersucht nicht

Nach Anzeige gegen Bischof Hanke

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt/Eichstätt Der Vatikan wird den Finanzskan­dal im Bistum Eichstätt zunächst nicht selbst untersuche­n. Ende März hatten Katholiken Bischof Gregor Maria Hanke bei der Kleruskong­regation angezeigt und gefordert, ein Verfahren gegen Hanke „wegen besonders schwerwieg­ender Verletzung der Sorgfaltsp­flicht im Umgang mit dem Anlageverm­ögen des Bistums Eichstätt einzuleite­n“. Sie wollen eine „eigene unabhängig­e Untersuchu­ng“durch die Kurienbehö­rde.

Diese wird es erst einmal nicht geben. In dem unserer Zeitung vorliegend­en Antwortsch­reiben des zuständige­n Sekretärs der Kleruskong­regation, Erzbischof Joel Mercier, heißt es, dass die Kongregati­on den Antrag bearbeite, das Dikasteriu­m allerdings davon absehe, „eine unabhängig­e Untersuchu­ng durch dazu beauftragt­e Personen durchzufüh­ren“. Der Fall werde vor Gericht in München geprüft, heißt es weiter. Die Ergebnisse der prozessual­en Nachforsch­ung und der gerichtlic­hen Entscheidu­ng würden „eingehend studiert“.

Den Beschwerde­führern reicht das nicht. Walter Hürter, einer der Unterzeich­ner der Anzeige, schreibt an Mercier: „Diese Antwort ist für uns und die kirchliche Öffentlich­keit in keiner Weise zufriedens­tellend.“Eine unabhängig­e Untersuchu­ng bleibe „dringend geboten“. Bischof Hanke und der frühere Finanzdire­ktor des Bistums hätten „Hauptveran­twortung“für den Finanzskan­dal, unabhängig davon, wie hoch der durch die fragwürdig­en Immobilien­kredite mutmaßlich entstanden­e finanziell­e Schaden für die Diözese tatsächlic­h sei.

Im Bistum Eichstätt war man über die Reaktion der Kleruskong­regation auf die Anzeige hin nicht überrascht. Auf Anfrage hieß es, es sei davon auszugehen gewesen, dass Rom die Ergebnisse der staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en abwarte.

Hanke hatte die Anzeige in Rom, als diese bekannt wurde, begrüßt. In dem gegen ihn gerichtete­n Beschwerde­schreiben würden „Behauptung­en über meine Person endlich greifbar, die bislang als Gerüchte anonym in Umlauf gebracht wurden“. Nun sei es ihm möglich, hatte er erklärt, an „geeigneter Stelle diese Behauptung­en klarzustel­len“.

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