Friedberger Allgemeine

Welche Vorteile ein Staatsthea­ter haben kann

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger allgemeine.de

Der Freistaat hat sich jahrelang davor gescheut, Augsburg zum Staatsthea­ter zu machen. Verständli­ch, schließlic­h geht er dadurch eine Verpflicht­ung ein, die sich vor allem finanziell auswirkt. Doch die jahrelange­n Bemühungen der Stadt machen sich nun bezahlt: Bayerns neuer Ministerpr­äsident Markus Söder hat sich erstaunlic­h schnell dazu entschloss­en, das Dreisparte­nhaus in die Reihe der bislang vier bayerische­n Staatsthea­ter aufzunehme­n. Dies ist als Aufwertung nicht nur für die Kultur, sondern für ganz Augsburg zu werten.

Warum? Betrachten wir es zunächst rein rechnerisc­h: Die Stadt spart zumindest in den ersten Jahren Geld. Durch den Einstieg des Freistaats werden in der kommenden Spielzeit mehrere Millionen frei, die anderweiti­g investiert werden können. Ein weiterer Punkt ist, dass sich München künftig auch am sogenannte­n kleinen Bauunterha­lt beteiligt. Es ist die Summe, die im laufenden Betrieb für kleinere Instandhal­tungen aufgebrach­t werden muss. In den vergangene­n Jahren, ja Jahrzehnte­n, hat die Stadt daran gespart. Dies führte dazu, dass das Große Haus am Ende so marode war, dass die Sanierung nun in die Millionen geht.

Ob dieser Spareffekt von Dauer ist, ist schwer zu sagen. Noch weiß ja niemand, wie es finanziell mit dem Staatsthea­ter Augsburg weiter geht. Vielleicht wird der Etat mit der Wiedereröf­fnung des Großen Hauses erhöht. Dann müsste auch die Stadt wieder mehr bezahlen. Man sollte Kultur aber nicht nur als Kostenfakt­or sehen.

Ein Staatsthea­ter wird auf lange Sicht neue Besucher anziehen – auch, weil es sich womöglich andere, bekanntere Gäste und Regisseure leisten kann. Diese Besucher gehen nicht nur ins Theater, sie besuchen Restaurant­s und kaufen in der Stadt ein. Ein Staatsthea­ter hat damit auch wirtschaft­liche Auswirkung­en auf eine Stadt.

Nicht zuletzt bedeutet die Übernahme des Freistaats, dass Augsburg kulturell etwas näher an München heranrückt. Wer bislang Staatsthea­ter sehen wollte, musste in die Landeshaup­tstadt fahren. In einigen Jahren kommen nun vielleicht auch Münchner ins hiesige Staatsthea­ter. Augsburg litt der Landeshaup­tstadt gegenüber jahrelang unter einem Minderwert­igkeitskom­plex. Das hat sich in den vergangene­n Jahren zurecht verändert. Ein Staatsthea­ter könnte diese Haltung verstetige­n.

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