Welche Vorteile ein Staatstheater haben kann
Der Freistaat hat sich jahrelang davor gescheut, Augsburg zum Staatstheater zu machen. Verständlich, schließlich geht er dadurch eine Verpflichtung ein, die sich vor allem finanziell auswirkt. Doch die jahrelangen Bemühungen der Stadt machen sich nun bezahlt: Bayerns neuer Ministerpräsident Markus Söder hat sich erstaunlich schnell dazu entschlossen, das Dreispartenhaus in die Reihe der bislang vier bayerischen Staatstheater aufzunehmen. Dies ist als Aufwertung nicht nur für die Kultur, sondern für ganz Augsburg zu werten.
Warum? Betrachten wir es zunächst rein rechnerisch: Die Stadt spart zumindest in den ersten Jahren Geld. Durch den Einstieg des Freistaats werden in der kommenden Spielzeit mehrere Millionen frei, die anderweitig investiert werden können. Ein weiterer Punkt ist, dass sich München künftig auch am sogenannten kleinen Bauunterhalt beteiligt. Es ist die Summe, die im laufenden Betrieb für kleinere Instandhaltungen aufgebracht werden muss. In den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten, hat die Stadt daran gespart. Dies führte dazu, dass das Große Haus am Ende so marode war, dass die Sanierung nun in die Millionen geht.
Ob dieser Spareffekt von Dauer ist, ist schwer zu sagen. Noch weiß ja niemand, wie es finanziell mit dem Staatstheater Augsburg weiter geht. Vielleicht wird der Etat mit der Wiedereröffnung des Großen Hauses erhöht. Dann müsste auch die Stadt wieder mehr bezahlen. Man sollte Kultur aber nicht nur als Kostenfaktor sehen.
Ein Staatstheater wird auf lange Sicht neue Besucher anziehen – auch, weil es sich womöglich andere, bekanntere Gäste und Regisseure leisten kann. Diese Besucher gehen nicht nur ins Theater, sie besuchen Restaurants und kaufen in der Stadt ein. Ein Staatstheater hat damit auch wirtschaftliche Auswirkungen auf eine Stadt.
Nicht zuletzt bedeutet die Übernahme des Freistaats, dass Augsburg kulturell etwas näher an München heranrückt. Wer bislang Staatstheater sehen wollte, musste in die Landeshauptstadt fahren. In einigen Jahren kommen nun vielleicht auch Münchner ins hiesige Staatstheater. Augsburg litt der Landeshauptstadt gegenüber jahrelang unter einem Minderwertigkeitskomplex. Das hat sich in den vergangenen Jahren zurecht verändert. Ein Staatstheater könnte diese Haltung verstetigen.