Friedberger Allgemeine

Vandalismu­s an der Stadtmauer

Und plötzlich ist das W weg: Unbekannte stürzen einen Buchstaben des „Friedwärts“-Schriftzug­es in die Tiefe. In dem Bereich gibt es immer wieder Ärger wegen Lärm und Müll

- VON DANIEL WEBER

Friedberg Der Steinbildh­auer Tobias Freude war wenig angetan, als er einen Anruf von Bekannten bekam: Der von ihm geschaffen­e und installier­te Schriftzug „Friedwärts“, der auf der Stadtmauer Richtung Augsburg thront, hatte sein W eingebüßt. Vor Ort musste der Derchinger dann feststelle­n, dass der fehlende Buchstabe mit Gewalt herausgebr­ochen worden war und nun am Fuße der Mauer lag.

„Ich hatte schon längst befürchtet, dass das Kunstwerk beschädigt werden könnte. Kunst im öffentlich­en Raum wird oft beschmiert oder auf andere Weise verunstalt­et“, sagt Freude. Als er sah, dass ein marmorner Buchstabe seines Kunstwerks fehlte, überlegte er zunächst, welche Bedeutung dieser Akt von Vandalismu­s haben könnte. Sein Fazit: „Offenbar hat sich der Täter wenig Gedanken gemacht und wollte einfach nur etwas demolieren.“

Anwohner haben den Verdacht, Besucher der Schlagerta­ge für den Schaden verantwort­lich sein könnten: Die Tat geschah irgendwann in der Nacht auf Sonntag, als der zweite Veranstalt­ungstag zu Ende ging. Gerade an dem betreffend­en Bereich an der Stadtmauer halten sich ohnehin oft Jugendlich­e auf, die teilweise viel Lärm machen und sich betrinken, wissen Anwohner. Es werde auch öfter etwas gestohlen, beklagen sie im sozialen Netzwerk Facebook. Außerdem sei offenbar jemand auf dem Dach des Salzkarrne­r Turms an der Stadtmauer 41 herumgekle­ttert und habe dabei Dachziegel kaputtgema­cht.

Peter Zimmermann, stellvertr­etender Leiter der Polizeiins­pektion Friedberg, musste bereits am Freitagabe­nd mit Kollegen eine Gruppe randaliere­nder Jugendlich­er vom Schlosswei­her vertreiben. „Es könnte sein, dass sich dieselben Leute in der nächsten Nacht wieder dort getroffen haben“, kann er sich vorstellen. Am Samstagabe­nd gegen 22 Uhr sei er selber an der Stadt- mauer entlanggel­aufen. Zu diesem Zeitpunkt sei das Kunstwerk noch unversehrt gewesen. „Am nächsten Morgen erreichte uns dann die Nachricht von dem fehlenden Buchstaben.“

Dieser wurde aber glückliche­rweise bei seinem Fall von der Mauer nicht beschädigt. Eigentümer­in des „Friedwärts“-Schriftzug­es ist die Stadt, die das Werk nach dem letzten Skulpturen­pfad im Jahr 2016 gekauft hat. Tobias Freude war sich deswegen nicht sicher, ob er selbst die Reparatur in die Hand nehmen durfte. „Ich habe gleich bei der Stadt angefragt, ob ich die unschöne Situation aus der Welt schaffen darf“, berichtet Freude. Dafür konnte ihm die Kommune auf die Schnelle kein grünes Licht geben, doch sie kümmerte sich dann selber umgehend um die Angelegenh­eit: Am Dienstag machten Mitarbeite­r des Bauhofs aus „Fried ärts“wieder „Friedwärts“.

Der städtische Pressespre­cher Frank Büschel erklärt zu dem Vordass fall: „Es war uns wichtig, den Schriftzug schnellstm­öglich zu reparieren, damit das beschädigt­e Kunstwerk keine Nachahmer anlockt und dem W noch andere Buchstaben in die Tiefe folgen. Wir haben uns auch für eine Strafanzei­ge entschiede­n. Der Täter wird so möglicherw­eise nicht erwischt, aber schon die abschrecke­nde Wirkung könnte für die Zukunft ähnliche Taten verhindern.“

Bereits im vergangene­n Sommer hatte es im Bereich Stadtmauer und Schlosswei­her immer wieder Ärger wegen Lärm, Müll und Vandalismu­s gegeben. Teilweise sammelten Anwohner die Hinterlass­enschaften der Ruhestörer selber ein und entsorgten sie. Auch das Team der Sicherheit­swacht ist dort immer wieder im Einsatz, weil sich Anwohner über Lärm, laute Musik und Gegröle beschweren. So wurden die hochwertig­en Liegebänke am Weiher, die Bürger gespendet hatten, beschmiert.

Dass nun auch noch der friedliche Begriff „Friedwärts“Opfer von Gewalt wurde, hätte eigentlich einen starken Symbolchar­akter, doch darauf hatte es der Täter wohl nicht abgesehen, meint Tobias Freude. Dass aber die Vandalen Kunst so wenig Respekt entgegenbr­ingen, findet Rose Maier Haid, die den Ausdruck „Friedwärts“geprägt hat, traurig: „Rückschläg­e gab es immer wieder. Kunstbildu­ng für ‚jedermensc­h‘ wird weiter meine Devise sein, wenngleich es immer fragwürdig­er wird, wenn wir auch noch Mallorca hierher holen“, sagt die Leiterin der Kunstschul­e Friedberg und Initiatori­n des Skulpturen­pfads. Sie jedenfalls werde weiter mit Ideen und Mut gegen die Verrohung der Welt arbeiten. Auch beim Skulpturen­pfad hatte es immer wieder Beschädigu­ngen der Kunstwerke gegeben.

Hinweise Die Polizei Friedberg ermittelt wegen gemeinschä­dlicher Sachbeschä­digung, Hinweise unter Telefon 0821/323 1710.

 ?? Foto: Polizei Friedberg ?? Vandalen haben den „Friedwärts“Schriftzug auf der Stadtmauer zerstört. Der Buchstabe W landete in der Tiefe.
Foto: Polizei Friedberg Vandalen haben den „Friedwärts“Schriftzug auf der Stadtmauer zerstört. Der Buchstabe W landete in der Tiefe.

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