Ärger um Paartalhalle
Die Pächter listen die Mängel bei der Übernahme auf. Räte haben ihre Entscheidung gut durchdacht und bleiben beim Nein. Es gibt Hoffnung für die Abiturienten aus Hochzoll
Der Wirbel um die Paartalhalle in Kissing geht weiter. Die Pächter wollen nicht raus, doch die Gemeinde bleibt beim Nein.
Kissing Die fristlose Kündigung für die Paartalhallen-Pächter in Kissing sorgt weiterhin für Wirbel. Wie berichtet hat die Gemeinde die Zusammenarbeit mit Heiko Gärtner und Iris Koy beendet, nachdem diese erst im Januar den Betrieb übernommen hatten. Hintergrund sind ausstehende Pachteinnahmen und die fehlende Kautionszahlung.
Die Pächter schildern nun, dass die hygienischen Zustände im Januar in der Paartalhalle „eine Katastrophe“waren. „In der Küche befanden sich Mäuse und es fehlte an Geschirr und Kühlbehältern“, nennen Koy und Gärtner nur einige Beispiele. Auch in den Sanitäranlagen gab es Mängel. „So waren bei den öffentlichen WC keine Hygienebeutel für die Damen vorhanden und auch Seifenspender oder Handtuchhalter waren defekt oder gar nicht da“, erklären sie. Die Pächter legen einen Vertrag vor, der ihnen zusichert, dass sie ab Januar die Paartalhalle und das Bistro nutzen können. „Es gab kaum Töpfe, keine Teller und kein Besteck mehr“, schildert Iris Koy. Ein weiteres Problem war die technische Ausstattung. „Hier mussten wir einiges anmieten, um überhaupt Veranstaltungen abhalten zu können“, so Gärtner. Insgesamt fordern sie von der Gemeinde über 5000 Euro für ihre Anschaffungen und die Miete der Technik. Gärtner erläutert, dass die Gemeinde Kissing wiederum 9900 Euro für ausstehende Pacht und Nebenkosten erstattet haben will. Hinzu komme noch eine Kautionszahlung in Höhe von 25 000 Euro.
Es habe Anfang Januar auch eine Begehung mit der Gemeinde gegeben, bei der die Mängel festgehalten wurden. Gärtner zitiert den vorliegenden Pachtvertrag: „Alle durch die Begehung des Objektes gefunden Mängel und fehlenden Inventargegenstände, Technik und Ausstattungsgegenstände werden in Absprache mit dem Pächter durch den Verpächter in Auftrag gegeben und ersetzt.“
Gärtner und Koy hoffen nun, dass mit der Gemeinde noch eine Einigung erzielt werden kann. „Die aus- stehenden Pachtzahlungen werden noch diese Woche überwiesen“, sagt Gärtner. Auf jeden Fall wollen die beiden weiterhin die Paartalhalle und das Bistro betreiben.
Zum Vertrag und den Außenständen wollte sich am Dienstag die Zweite Bürgermeisterin Silvia Rinderhagen nicht mehr weiter äußern. „Der Gemeinderat hat sich die Kündigung nicht leicht gemacht und diese Entscheidung wohlüberlegt“, sagte sie. Es sei kein „Schuss aus der Hüfte heraus“gewesen. Hoffnung macht Rinderhagen aber den Veranstaltern des Abiballs vom RudolfDiesel-Gymnasium: „Wir lassen die Organisatoren nicht im Regen stehen und finden sicherlich eine Lösung.“Die Abiturienten sollen sich jetzt in aller Ruhe auf die mündlichen Prüfungen vorbereiten können und nicht hektisch nach einer anderen Veranstaltungshalle für ihren Abschlussball suchen müssen.
Auch bei den Fraktionen im Gemeinderat herrscht Einigkeit. „Die Freien Wähler stehen dazu, was ent- schieden worden ist. Zur Begründung kann ich nichts sagen, weil das nicht-öffentlich beraten wurde“, sagt Sprecher Peter Wirtz. Im Hinblick auf Gärtners Aussage, dass dem Gremium nicht alles vorgelegt wurde, erklärt er: „Ich fühle mich vollständig informiert.“Gärtner habe wichtige Vertragsbedingungen nicht eingehalten.
Franz-Xaver Sedlmeyr, Sprecher der CSU, äußert sich ähnlich: „Er ist wichtigen Vertragsverpflichtungen nicht nachgekommen, er hat auch seine Abmahnung erhalten, aber darauf nicht reagiert.“Die Gemeinde sei gezwungen gewesen, zu handeln. Es gehe ja um Steuergelder. Laut Sedlmeyr gibt es keine vertragliche Verpflichtung der Gemeinde, die technische Ausstattung zu bezahlen. „Wir finden es ja schade, dass es nicht geklappt hat“, fügt Sedlmeyr hinzu.
Katrin Müllegger-Steiger, Sprecherin der Grünen, betont ebenfalls, dass die Pächter den Vertrag nicht eingehalten hätten. Im Hinblick auf die Forderungen Gärtners und den Verweis auf die vertragliche Übereinkunft sagt sie: „Das sieht der Gemeinderat nicht so.“Die Kündigung sei ein radikaler Schritt. „Auch mir ist diese Entscheidung nicht leichtgefallen.“Die Gemeinde habe sich aber auch juristisch beraten lassen.
Für den Kissinger SC bedeutet die Kündigung, dass den Sportlern vor Ort bald keine Gaststätte mehr zur Verfügung steht. KSC-Vorsitzender Robert Kronester erinnert daran, dass der Verein lange Zeit selbst den Gastronomiebereich verpachtet hat. „Wir waren mit den Vertragsbedingungen und dem Partner zufrieden, weil die Abwicklung des Vertrags problemlos lief.“Lange Zeit hatte die Brauerei Kühbach als Unterpächter Wirte vermittelt. „Im Laufe der Zeit gab es aber Probleme mit den Wirten, es hat einfach nicht richtig gepasst“, sagt Kronester. Dem Wunsch der Gemeinde, die Verpachtung selbst zu übernehmen, sei der Verein dann Anfang des Jahres entgegengekommen. „Es ist aber bedauerlich, dass wir dadurch keine eigene Vereinsgaststätte mehr haben“, sagt Kronester. Die Zusammenarbeit der Handball- und Fußballabteilung mit Gärtner habe aber funktioniert. Beide durften bei Spielen in bestimmten Bereichen selbst bewirten.
Fußball-Abteilungsleiter Mario Borrelli bestätigt das. „Wir waren geschockt, als wir von der Kündigung gehört haben“, sagt er. Die Zusammenarbeit habe gut funktioniert. Die Fußballer hätten das Bistro auch immer wieder besucht. Von manchen Seiten ist zu hören, dass die Preise dort sehr hoch waren. Borrelli sagt dazu: „Wenn das ein reines Sportheim wäre, dann wäre es zu teuer, aber im Vergleich zu Kissing sind das ganz normale Preise.“In der kommenden Woche soll bei der Paartalhalle eine Fußballschule stattfinden. Die sieht Borrelli aber durch die aktuelle Entwicklung nicht in Gefahr. „Die wird stattfinden.“