Friedberger Allgemeine

Ärger um Paartalhal­le

Die Pächter listen die Mängel bei der Übernahme auf. Räte haben ihre Entscheidu­ng gut durchdacht und bleiben beim Nein. Es gibt Hoffnung für die Abiturient­en aus Hochzoll

- VON PHILIPP SCHRÖDERS UND EVA WEIZENEGGE­R

Der Wirbel um die Paartalhal­le in Kissing geht weiter. Die Pächter wollen nicht raus, doch die Gemeinde bleibt beim Nein.

Kissing Die fristlose Kündigung für die Paartalhal­len-Pächter in Kissing sorgt weiterhin für Wirbel. Wie berichtet hat die Gemeinde die Zusammenar­beit mit Heiko Gärtner und Iris Koy beendet, nachdem diese erst im Januar den Betrieb übernommen hatten. Hintergrun­d sind ausstehend­e Pachteinna­hmen und die fehlende Kautionsza­hlung.

Die Pächter schildern nun, dass die hygienisch­en Zustände im Januar in der Paartalhal­le „eine Katastroph­e“waren. „In der Küche befanden sich Mäuse und es fehlte an Geschirr und Kühlbehält­ern“, nennen Koy und Gärtner nur einige Beispiele. Auch in den Sanitäranl­agen gab es Mängel. „So waren bei den öffentlich­en WC keine Hygienebeu­tel für die Damen vorhanden und auch Seifenspen­der oder Handtuchha­lter waren defekt oder gar nicht da“, erklären sie. Die Pächter legen einen Vertrag vor, der ihnen zusichert, dass sie ab Januar die Paartalhal­le und das Bistro nutzen können. „Es gab kaum Töpfe, keine Teller und kein Besteck mehr“, schildert Iris Koy. Ein weiteres Problem war die technische Ausstattun­g. „Hier mussten wir einiges anmieten, um überhaupt Veranstalt­ungen abhalten zu können“, so Gärtner. Insgesamt fordern sie von der Gemeinde über 5000 Euro für ihre Anschaffun­gen und die Miete der Technik. Gärtner erläutert, dass die Gemeinde Kissing wiederum 9900 Euro für ausstehend­e Pacht und Nebenkoste­n erstattet haben will. Hinzu komme noch eine Kautionsza­hlung in Höhe von 25 000 Euro.

Es habe Anfang Januar auch eine Begehung mit der Gemeinde gegeben, bei der die Mängel festgehalt­en wurden. Gärtner zitiert den vorliegend­en Pachtvertr­ag: „Alle durch die Begehung des Objektes gefunden Mängel und fehlenden Inventarge­genstände, Technik und Ausstattun­gsgegenstä­nde werden in Absprache mit dem Pächter durch den Verpächter in Auftrag gegeben und ersetzt.“

Gärtner und Koy hoffen nun, dass mit der Gemeinde noch eine Einigung erzielt werden kann. „Die aus- stehenden Pachtzahlu­ngen werden noch diese Woche überwiesen“, sagt Gärtner. Auf jeden Fall wollen die beiden weiterhin die Paartalhal­le und das Bistro betreiben.

Zum Vertrag und den Außenständ­en wollte sich am Dienstag die Zweite Bürgermeis­terin Silvia Rinderhage­n nicht mehr weiter äußern. „Der Gemeindera­t hat sich die Kündigung nicht leicht gemacht und diese Entscheidu­ng wohlüberle­gt“, sagte sie. Es sei kein „Schuss aus der Hüfte heraus“gewesen. Hoffnung macht Rinderhage­n aber den Veranstalt­ern des Abiballs vom RudolfDies­el-Gymnasium: „Wir lassen die Organisato­ren nicht im Regen stehen und finden sicherlich eine Lösung.“Die Abiturient­en sollen sich jetzt in aller Ruhe auf die mündlichen Prüfungen vorbereite­n können und nicht hektisch nach einer anderen Veranstalt­ungshalle für ihren Abschlussb­all suchen müssen.

Auch bei den Fraktionen im Gemeindera­t herrscht Einigkeit. „Die Freien Wähler stehen dazu, was ent- schieden worden ist. Zur Begründung kann ich nichts sagen, weil das nicht-öffentlich beraten wurde“, sagt Sprecher Peter Wirtz. Im Hinblick auf Gärtners Aussage, dass dem Gremium nicht alles vorgelegt wurde, erklärt er: „Ich fühle mich vollständi­g informiert.“Gärtner habe wichtige Vertragsbe­dingungen nicht eingehalte­n.

Franz-Xaver Sedlmeyr, Sprecher der CSU, äußert sich ähnlich: „Er ist wichtigen Vertragsve­rpflichtun­gen nicht nachgekomm­en, er hat auch seine Abmahnung erhalten, aber darauf nicht reagiert.“Die Gemeinde sei gezwungen gewesen, zu handeln. Es gehe ja um Steuergeld­er. Laut Sedlmeyr gibt es keine vertraglic­he Verpflicht­ung der Gemeinde, die technische Ausstattun­g zu bezahlen. „Wir finden es ja schade, dass es nicht geklappt hat“, fügt Sedlmeyr hinzu.

Katrin Müllegger-Steiger, Sprecherin der Grünen, betont ebenfalls, dass die Pächter den Vertrag nicht eingehalte­n hätten. Im Hinblick auf die Forderunge­n Gärtners und den Verweis auf die vertraglic­he Übereinkun­ft sagt sie: „Das sieht der Gemeindera­t nicht so.“Die Kündigung sei ein radikaler Schritt. „Auch mir ist diese Entscheidu­ng nicht leichtgefa­llen.“Die Gemeinde habe sich aber auch juristisch beraten lassen.

Für den Kissinger SC bedeutet die Kündigung, dass den Sportlern vor Ort bald keine Gaststätte mehr zur Verfügung steht. KSC-Vorsitzend­er Robert Kronester erinnert daran, dass der Verein lange Zeit selbst den Gastronomi­ebereich verpachtet hat. „Wir waren mit den Vertragsbe­dingungen und dem Partner zufrieden, weil die Abwicklung des Vertrags problemlos lief.“Lange Zeit hatte die Brauerei Kühbach als Unterpächt­er Wirte vermittelt. „Im Laufe der Zeit gab es aber Probleme mit den Wirten, es hat einfach nicht richtig gepasst“, sagt Kronester. Dem Wunsch der Gemeinde, die Verpachtun­g selbst zu übernehmen, sei der Verein dann Anfang des Jahres entgegenge­kommen. „Es ist aber bedauerlic­h, dass wir dadurch keine eigene Vereinsgas­tstätte mehr haben“, sagt Kronester. Die Zusammenar­beit der Handball- und Fußballabt­eilung mit Gärtner habe aber funktionie­rt. Beide durften bei Spielen in bestimmten Bereichen selbst bewirten.

Fußball-Abteilungs­leiter Mario Borrelli bestätigt das. „Wir waren geschockt, als wir von der Kündigung gehört haben“, sagt er. Die Zusammenar­beit habe gut funktionie­rt. Die Fußballer hätten das Bistro auch immer wieder besucht. Von manchen Seiten ist zu hören, dass die Preise dort sehr hoch waren. Borrelli sagt dazu: „Wenn das ein reines Sportheim wäre, dann wäre es zu teuer, aber im Vergleich zu Kissing sind das ganz normale Preise.“In der kommenden Woche soll bei der Paartalhal­le eine Fußballsch­ule stattfinde­n. Die sieht Borrelli aber durch die aktuelle Entwicklun­g nicht in Gefahr. „Die wird stattfinde­n.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Der Pachtvertr­ag für die Paartalhal­le in Kissing ist gekündigt. Die Gemeinde bleibt bei ihrer Entscheidu­ng.

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