Die Alternative zum Jakobsweg!
Auch diesen Sommer wird es wieder Millionen von spirituell angehauchten Deutschen geben, die auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela ziehen. Im vergangenen Jahr war die Menschendichte streckenweise so hoch wie an den Ostertagen vor dem Petersdom in Rom. Keine Unterkünfte mehr, kein Wasser, kein Durchkommen. So ist die spanische Regierung gezwungen, die Notbremse zu ziehen. Künftig wird die Zahl der Pilger begrenzt und Männer mit Schuhgrößen über 47 dürfen nicht mehr mitlatschen.
Aber Leute, denkt doch an den Spruch: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah!“Ich spreche vom schwäbischen Pilgerweg von Neusäß nach Maria Vesperbild. Ich bin diesen Pfad vor einigen Jahren an einem schönen Augustsonntag gegangen und habe keinen Meter bereut! Am ersten Tag wanderte ich über Biburg, Agawang und Häder nach Dinkelscherben. Um acht Uhr am Morgen ging es los und ab der Abbiegung nach Dinkelscherben begann das Abenteuer. In Unternefsried wurde gerade neben einem Einfamilienhaus eine Garage gebaut von einer Größe, die in, sagen wir, Bangladesch, zehn Familien beherbergen würde. Wahrscheinlich hat der Hausherr an seine drei SUVs gedacht. In Häder überholte mich ein Traktor und ich war kurz motiviert, den Bauern, um Mitnahme zu bitten. Aber nur kurz, denn ich hatte ja ein Gelöbnis abgeschlossen: „Nicht schummeln.“Um zwei Uhr war ich in Dinkelscherben, gerade noch rechtzeitig, um im Gasthof in der Ortsmitte ein ordentliches Schnitzel mit „Russ“zu genießen. Ich gebe zu, es waren zwei „Russen“, denn es wurde heiß. Am Abend buchte ich ein Pilgerzimmer im „Café Kindler“. Angst hatte ich nur vor dem riesigen Ventilator, der direkt über dem Bett hing. Aber, Gott sei Dank, er blieb oben.
Nach einem ausgiebigen Frühstück griff ich die zweite Etappe an. Quer durch die vom Sommerwind bewegten Felder bis Saulach, aber von den Spuren des Feuerteufels war nichts mehr zu sehen. Dann über Uttenhofen (auch eine Reise wert) bis Ziemetshausen, wo ich gegen Mittag am Ziel der Pilgerreise ankam. Privataudienz bei Monsignore Imkamp (dem geistigen Mentor von Gloria von Thurn und Taxis) bekam ich leider nicht. Aber nach dem Besuch der Kirche fühlte ich mich doch von etlicher Sündenlast befreit. Zur Belohnung wollte ich mir jetzt im Ort einen Zwiebelrostbraten genehmigen, aber es war Montag und alle Gasthäuser hatten Ruhetag. So bin ich mit dem Regionalbus zurück nach Neusäß gefahren, zwar mit einem flauen Gefühl im Magen, aber sichtlich spirituell auffrisiert.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.