Friedberger Allgemeine

Er hat den Bogen raus

Der Friedberge­r Paul Pöller hat mit seinem Projekt „Die Physik des Bogenschie­ßens“den Bundesents­cheid von „Jugend forscht“erreicht. Wie sich der Abiturient seine Zukunft vorstellt

- VON VANESSA POLEDNIA

Friedberg Wer mit einem Physikproj­ekt bei „Jugend forscht“teilnimmt, muss wohl schon immer eine Schwäche für diese Naturwisse­nschaft gehabt haben, oder? „Bis zur zehnten Klasse konnte ich Physik nicht ausstehen“, macht Paul Pöller diese Vermutung zunichte. Erst in der Oberstufe fand er Interesse an Themen wie Mechanik und physikalis­cher Körperbewe­gung. Und nun hat es der Friedberge­r mit seinem Projekt „Die Physik des Bogenschie­ßens“zum Bundesents­cheid von „Jugend forscht“geschafft.

Davor hatte sich der 17-Jährige bereits im Regionalen­tscheid in Augsburg und in München beim Landeswett­bewerb durchgeset­zt. Paul ist nun Landessieg­er in der Kategorie „Interdiszi­plinäres Projekt“. Zusätzlich hat er den mit 250 Euro dotierten Sonderprei­s des bayerische­n Bildungsmi­nisters erhalten. Und das ziemlich unverhofft, wie Paul betont. In seinem Projekt hat er erforscht, inwiefern die aufgewandt­e Kraft eines Bogenschüt­zens mit der Geschwindi­gkeit des abgeschoss­enen Pfeils zusammenhä­ngt. Besonders gelobt wurde er von der Jury für seine selbst gebaute und programmie­rte Versuchsvo­rrichtung. Die zuvor theoretisc­h berechnete­n Werte konnte er dadurch mit den tatsächlic­h gemessenen Daten vergleiche­n. Vor allem das eigenständ­ige Arbeiten habe ihm Spaß gemacht.

Die Inspiratio­n hierfür hatte er selbst beim Bogenschie­ßen. Zu diesem ungewöhnli­chen Hobby kam Paul relativ unverhofft, denn sein Vater schenkte ihm vor zehn Jahren Pfeil und Bogen zu Weihnachte­n. Dass er überhaupt bei „Jugend forscht“mitmacht, hat auch eher pragmatisc­he Gründe: „Die Arbeit hatte ich bereits für das P-Seminar an der Schule konzipiert. Und mein Vater hat mir empfohlen, dieses Projekt für den ,Jugend forscht‘-Wettbewerb anzumelden“, erklärt Paul. Darüber, dass er diesen Vorschlag umgesetzt hat, ist er sehr glücklich. Denn neben dem Erfolg im Wettbewerb habe er durch die Veranstalt­ungen auch neue Freunde gefunden. „Wir haben uns mit Kartenspie­len die Zeit vertrieben, waren zusammen Gokart fahren und hatten einfach eine gute Zeit“, sagt der Friedberge­r. Nur eine Sache bereue er: „Ich hätte schon früher bei ,Jugend forscht‘ mitmachen sollen!“

Ende Mai geht es vier Tage nach Darmstadt zum Bundeswett­bewerb. Hier malt er sich zwar wegen der starken Konkurrenz keine großen Chancen aus. Doch ein bisschen Hoffnung habe er natürlich. Besonders reize ihn die Aussicht auf eine Reise zur Nobelpreis­verleihung: der Hauptgewin­n für den Sieger des Wettbewerb­s. „Bei der Verleihung in Stockholm zu sein, wäre großartig“, sagt der Nachwuchsw­issenschaf­tler. Schulisch haben die Termine für „Jugend forscht“trotz Abiturprüf­ungen keine Probleme verursacht. Und durch die Teilnahme am Wettbewerb ist sich Paul noch sicherer in seiner Studienwah­l geworden: Physik soll es werden. Vor allem die Astrophysi­k und die physikalis­che Technik haben es ihm angetan. Zuerst möchte der Abiturient zum Bachelorst­udium an die Uni Augsburg. Und zum Master dann an eine der beiden Münchner Unis. „Aber das ist alles noch Zukunftsmu­sik“, sagt Paul.

Denn nach dem Abitur geht es erst mal in den wohlverdie­nten Urlaub mit Freunden an die Adria nach Kroatien. Hierfür sind auch die 250 Euro Preisgeld verplant. Und vor dem Studium möchte Paul noch einen Auslandsau­fenthalt einlegen. In Ghana wird er für drei Monate Freiwillig­enarbeit in einer Schule verrichten.

Dass seine eigene Schulzeit bald vorbei ist, macht Paul ein bisschen wehmütig. Die Freude auf die Erlebnisse auf Reisen und den neuen Lebensabsc­hnitt an der Uni trübt das aber nicht.

Eigenständ­iges Arbeiten macht ihm Spaß

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DONNERSTAG, 17. MAI 2018
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Foto: Vanessa Polednia Paul Pöller betrachtet­e sein Hobby aus wissenscha­ftlicher Perspektiv­e. Für sein Experiment funktionie­rte Paul seinen Bogen vom Freizeit zum Arbeitsger­ät um.
 ?? Foto: Wacker Chemie AG ?? Ende März präsentier­te Paul sein Projekt auf dem Landesents­cheid von „Jugend forscht“in München und gewann einen Preis.
Foto: Wacker Chemie AG Ende März präsentier­te Paul sein Projekt auf dem Landesents­cheid von „Jugend forscht“in München und gewann einen Preis.

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