Friedberger Allgemeine

Was darf der Dasinger Bürgermeis­ter?

Es kracht zwischen Gemeinderä­ten und Erich Nagl. Er fordert eine Entscheidu­ng über seine Befugnisse. Heraus kommen Tränen

- VON ANDREAS ALT

Dasing Gut, dass wir darüber geredet haben. So lässt sich die Debatte im Gemeindera­t über das Thema „Persönlich­e Beteiligun­g bei Handlungen der Bürgermeis­ter“zusammenfa­ssen. Bürgermeis­ter Erich Nagl (FWD) beharrt darauf, dass er sich bei der Grundstück­svergabe im Neubaugebi­et Am Römerring trotz Fehlern nichts vorzuwerfe­n habe. Einige Gemeinderä­te verweisen dagegen weiterhin darauf, dass er die Sitzungen, in denen die Sache aufgearbei­tet wurde, auf Geheiß der Kommunalau­fsicht wegen „persönlich­er Beteiligun­g“nicht hätte leiten dürfen.

Nagl hatte an der Änderung der Vergabekri­terien nach dem Dasinger Einheimisc­henmodell mitgewirkt. Auch ein Familienmi­tglied von ihm hatte sich – erfolgreic­h – um ein Grundstück beworben, wie der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss vor einem Jahr öffentlich machte. Der Gemeindera­t vermied damals, die Grundstück­svergabe wegen Verfahrens­fehlern rückgängig machen zu müssen. Sie wurde für teilweise rechtswidr­ig erklärt, aber nicht zurückgeno­mmen. Problem: Auf 45 der 48 eingereich­ten Bewerbunge­n hatten die Eingangsst­empel gefehlt und eine Änderung der Vergaberic­htlinien wurde zu spät öffentlich bekannt gegeben. Nun sagte Nagl kurz vor der Sitzung unserer Zeitung, er wisse gar nicht mehr, welche Entscheidu­ngen er als Bürgermeis­ter überhaupt treffen darf. Denn sie beträfen ihn als Gemeindebü­rger praktisch immer, und damit sei er jedes Mal persönlich beteiligt.

Martin Menzinger (Aktive Bür- ger), der Vorsitzend­e des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses, erklärte, mit „persönlich­er Beteiligun­g“sei etwas anderes gemeint, das habe das Landratsam­t festgestel­lt – und darauf müsse Nagl reagieren. Zudem betonte er, er habe den Bürgermeis­ter keineswegs vorgeführt, sondern nur Tatsachen festgestel­lt. Markus Waschka (CSU) unterstütz­te Menzingers Sichtweise und wies den Vorwurf zurück, Nagl werde an den Pranger gestellt. Zum Verständni­s: CSU und Aktive Bürger können in Dasing gemeinsam die FWD überstimme­n.

Jedenfalls will Nagl nun die Bezüge der verbeamtet­en Verwaltung­smitarbeit­er nicht mehr anweisen, da er selbst Gemeindebe­amter ist. Zuerst müsse geregelt sein, was er darf und was nicht, forderte er. Seit Kurzem muss seine Stellvertr­eterin Anne Glas (Aktive Bürger) diese Unterschri­ft leisten. Glas kritisiert­e Nagl dafür: „Ich brauche eine solche Regelung nicht, weil ich weiß, wann ich mich raushalten muss. Der Bürgermeis­ter muss dafür auch ein Gespür haben.“Die Diskussion schade im Übrigen der Atmosphäre im Gemeindera­t. In der Tat ging sie einigen Räten in der Sitzung am Dienstagab­end sichtlich an die Nerven. Iris Neusiedl (FWD) etwa brach in Tränen aus und sagte: „Wir müssen ein bisschen menschlich und vernünftig sein.“

Nagls Situation ist im Grunde nicht ungewöhnli­ch für einen Bürgermeis­ter. Während in anderen Gemeinden dieses „Problem“keins ist beziehungs­weise nur eins für verwaltung­sjuristisc­he „Feinschmec­ker“, sieht sich Nagl im Dasinger Gemeindera­t nach eigenen Angaben seit einem guten Jahr mit Diskussion­en und Vorwürfen über seine persönlich­e Beteiligun­g konfrontie­rt, wie er unserer Zeitung im Vorfeld der Sitzung gesagt hatte.

 ?? Symbolfoto: Peter Kleist ?? Dasings Bürgermeis­ter Erich Nagl betont, dass er sich bei der Grundstück­svergabe im Neubaugebi­et Am Römerring trotz Fehlern nichts vorzuwerfe­n hat. Die Gemeinderä­te diskutiert­en weiter.
Symbolfoto: Peter Kleist Dasings Bürgermeis­ter Erich Nagl betont, dass er sich bei der Grundstück­svergabe im Neubaugebi­et Am Römerring trotz Fehlern nichts vorzuwerfe­n hat. Die Gemeinderä­te diskutiert­en weiter.
 ??  ?? Erich Nagl
Erich Nagl

Newspapers in German

Newspapers from Germany