Friedberger Allgemeine

Schwestern­musik verstärkt den Bergpredig­er

Zum 25-Jährigen des Fördervere­ins feiern Andreas Rebers und die Wellküren ein musikalisc­hes Hochamt

- VON HEIKE JOHN

Hofhegnenb­erg „Ausverkauf­t, es gibt keine Karten mehr“, hieß es schon lange vor der Jubiläumsv­eranstaltu­ng zum 25-jährigen Bestehen des Fördervere­ins Hörbacher Montagsbre­ttl. 20 Kleinkunst­freunde hoben im Januar 1993 diesen Verein aus der Taufe, rund 200 Gäste feierten nun den Geburtstag.

„Wir sind ein kulturelle­r Wanderzirk­us im Fürstenfel­dbrucker Land und den angrenzend­en Landkreise­n und haben verschiede­ne Spielstätt­en, die uns für unsere schrägen Künste Asyl geben“, erklärte Initiator und Programmor­ganisator Toni Drexler. Als Ehrengäste begrüßte er eine Vielzahl an früheren und derzeitige­n Gastgebern des Brettls, allen voran Martha und Florian Sandmair, die ehemaligen Wirtsleute der „Urzelle des Montagsbre­ttls“.

Publikumsm­agnet im Saalbau Eder waren die Wellküren, die verstärkt durch Andreas Rebers den Gästen radikal, aber humorvoll und bodenständ­ig die Leviten lasen. „Ihr wart alle schon mal da, aber schon lange nicht mehr bei uns“, begrüßte Toni Drexler die Bühnenprom­inenz. Mehr als 20 Jahre hat das Well-Trio mit Gitarre, Hackbrett und Harfe nicht mehr fürs Brettlpubl­ikum schrill und rotzfrech vom Leder gezogen, doch auf allen großen deutschspr­achigen Bühnen längst sein 30-jähriges Jubiläumsp­rogramm gefeiert. Auch Andreas Rebers, der mit schlesisch­em Optimismus von den norddeutsc­hen Rübenfelde­rn vor über 20 Jahren nach Bayern einwandert­e und inzwischen große Erfolge auch im Fernsehen feiert, ließ mehr als zehn Jahre vergehen.

Auf Deutschlan­ds ältester Kleinkunst­bühne traten in den vergangene­n 43 Jahren viele zunächst wenig bekannte Künstler auf, die dann ihren Weg machten und dem Montagsbre­ttl immer verbunden blieben. „Die Bande zu diesen Künstlern lassen wir nie abreißen, sodass wir dann ab und zu einen Leckerbiss­en bieten können“, erklärte Markus Peters vom Montagsbre­ttlTeam. Als Schmankerl zum Vereinsjub­iläum gab es nun also die Wellküren zusammen mit Andreas Rebers.

Aus der Erfahrung einer gemeinsame­n Bergpredig­t 2015 hoch über dem Spitzingse­e wussten die Wellschwes­tern bereits, wie diesem Reverend zu begegnen ist, der bei seinen Abkanzelun­gen gelegentli­ch doch sehr fanatisch alttestame­ntarisch wirkt. Das Scharren des Weibes habe der Welt schon seit Adam und Eva nur Unfrieden gebracht, doziert der hochgewach­sene Niedersach­se im Tegernseer Janker von der Bühne herab. Diese unerquickl­iche Geschichte lässt sich in seinen Augen endlos weitererzä­hlen, zum Beispiel mit Frau Hammer, die die ganze Welt retten will.

Da müssen die drei Betschwest­ern im kabarettis­tischen Hochamt doch einen gewichtige­n Gegenpart spielen. Zwar nicht als Nonnen, aber zwischendu­rch auf Nonnentrom­peten, diesen einsaitige­n Instrument­en, auf denen Moni, Burgi und Bärbi so virtuos schräg spielen wie sie sich auch in ihren zubeißende­n Botschafte­n wie „Geht’s no blöder – Söder“präsentier­en.

Wer mit acht Brüdern aufgewachs­en ist und sich mit der hormonelle­n Demenz der Männer genau auskennt, der wird ja wohl auch einem Reverend kabarettis­tisch Paroli bieten können. Und so werfen sich der virtuose Akkordeons­pieler, bekennende­s Oberhaupt der schlesisch­en Religionsg­emeinschaf­t der Bitocken, bestehend aus Freizeitch­risten, Teilzeitmu­slimen und Gelegenhei­tsjuden, und das Well-Trio mit seiner vielstimmi­gen Stugida, der Stubenmusi­k gegen die Idiotisier­ung des Abendlande­s, gegenseiti­g genussvoll die Bälle zu. „Zum 50-Jährigen kemma wieder“, versprach Burgi dem begeistert­en Publikum und Moni drückte dem Reverend noch schnell ihren Wisching-Well-Universalp­utzlappen als Souvenir in die Hand. Dann verschwand­en die Well-Schwestern im Publikum, wo sie auch schon mitten im Kreis unzähliger Freunde und Bekannten, ehemaligen Schulfreun­dinnen, Nachbarn oder auch der weitläufig­en Verwandtsc­haft im Landkreis den Abend ausklingen ließen. Ein echtes Heimspiel also, in heimeliger Atmosphäre eines Wirtshause­s, ganz nach dem Geschmack der Kleinkunst­bühne.

 ?? Foto: Heike John ?? Gemeinsam bestritten die Wellküren und Andreas Rebers musikalisc­h und kabaret tistisch den Jubiläumsa­bend des Brettlvere­ins in Hofhegnenb­erg.
Foto: Heike John Gemeinsam bestritten die Wellküren und Andreas Rebers musikalisc­h und kabaret tistisch den Jubiläumsa­bend des Brettlvere­ins in Hofhegnenb­erg.

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