Gemeinsam Barrieren im Kopf überwinden
Organisator Günter Wurm hofft darauf, dass im Juni der Vertrag mit Bürgermeister Adi Eldar aus Karmiel und der Marktgemeinde unterzeichnet werden kann. Unterstützung gibt es aus Berlin
Mering Bürgermeister Hans-Dieter Kandler fordert, dass hinter der Idee einer gemeinsamen Städtepartnerschaft zwischen Mering und Karmiel ein „übergeordneter Gedanke“stehen solle. Jugendaustausch und Begegnungen reichten dafür nicht aus. Günter Wurm, der zusammen mit seiner Frau Annemarie die treibende Kraft hinter der Städtefreundschaft zwischen Karmiel und Mering ist, hofft weiter darauf, dass schon bald die Urkunde für eine Städtepartnerschaft unterzeichnet werden kann: „Wir sind doch so viel weiter und es gibt viel, was wir auf die Beine gestellt haben.“
Schon bald reist das Ella-Ensemble, ein Chor aus Karmiel, nach Mering und gibt am 14. Juni ein Konzert. Und für den 21. Juni haben sich 16 Jugendliche aus der mit der Marktgemeinde befreundeten Stadt in Israel angekündigt. Sie werden zehn Tage lang hier bei Gastfamilien wohnen. Und ebenfalls am 21. Juni stattet Bürgermeister Adi Eldar einen Besuch ab, der gerne eine Städtepartnerschaft mit Mering eingehen möchte.
Doch dieser Prozess gerät gerade ins Stocken, weil von einigen Teilen des Gemeinderats Bedenken bestehen. Wie bereits berichtet, will eine Mehrheit der CSU-Fraktion es zunächst bei der Städtefreundschaft belassen und sich mehr Zeit für die Partnerschaft nehmen. „Das muss wachsen“, fordert Georg Resch, Fraktionsvorsitzender der CSU.
Für Wurm sind die Bedenken nur schwer nachvollziehbar. „Dabei waren doch Georg Resch und der Meringer Sportverein mit involviert, als die ersten Jugendlichen aus Karmiel hier anreisten.“Damals hatte sich die Mädchenmannschaft des MSV um einen Austausch mit Israel bemüht. Es gab Gegenbesuche und aus dieser Zeit seien schon erste Freundschaften unter den Jugendlichen entstanden.
es nicht nur bei den Jugendbegegnungen bleibt, zeigen die vielen Veranstaltungen rund um das Thema Israel. So feiert Mering heuer am 17. Juni bereits den vierten öffentlichen Israeltag. Das Ella-Ensemble besucht zum zweiten Mal mit der Opernsängerin Pnina Goshen die Marktgemeinde. Verschiedene Vorträge, wie zuletzt die Ausführungen von Professor Guy Katz (wir berichteten) über die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland und von Boaz Golany, dem Vizedirektor der Universität in Haifa, machen deutlich, welche Möglichkeiten eine Partnerschaft zwischen Mering und Karmiel bringen könne, so Wurm.
Aber nicht nur Vorträge, sondern auch kulturelle Veranstaltungen mit dem Tanzlehrer Martin Goldsmith oder dem Tenor Yoed Sorek und die Berliner Band Aletschko begeisterten ein breites Publikum. „Es geht der Arbeitsgemeinschaft Städtefreundschaft Mering – Karmiel darum, dass durch den gelebten Austausch Barrieren überwunden werden“, schildert Wurm. Wer einmal in Israel war und dort die Menschen besser kennengelernt habe, der werde alle seine Vorurteile und Bedenken über Bord werfen, ist sich Wurm sicher.
Viel Beachtung fand die im Januar von der Arge Städtefreundschaft Mering – Karmiel, der Bücherei Mering, dem Wittelsbacher Landverein und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Augsburg organisierte Ausstellung über die SynaDass gogen in Schwaben in den Räumen der Bücherei. Gerne denkt Wurm an den Besuch des Pädagogen Ilan Katz zurück. Katz stammt aus Ma’alot, einer kleinen Stadt im Norden Israels, nicht weit von der libanesischen Grenze entfernt. Katz war über 35 Jahre als Lehrer für Geschichte und Sozialkunde tätig. Seit seiner Pensionierung widmet er sich verstärkt seiner ehrenamtlichen Tätigkeit, den Jugendaustauschprogrammen zwischen Israel und Deutschland. „Es war beeindruckend, wie es Katz gelang, den Jugendlichen in seinem Vortrag am Meringer Gymnasium die Situation in Israel zu schildern“, berichtet Wurm.
Er ist sich sicher, dass es diese von Bürgermeister Kandler geforderte „übergeordnete Zielsetzung“bereits gebe. Und die jüngsten Entwicklungen in Deutschland, der wieder aufflammende Antisemitismus und die Vorbehalte gegen Israel machten eine gegenseitige Begegnung umso notwendiger. Wurm gibt die Hoffnung nicht auf: „Eine Städtepartnerschaft sollte doch nicht an bürokratischen Hürden scheitern.“Falls Unterstützung notwendig werde, könne die Gemeinde gerne auf die Erfahrungen von Reinhard Naumann zurückgreifen. Der Berliner Bezirksbürgermeister von Charlottenburg/ Wilmersdorf war im vorigen Jahr zu einem Besuch in Mering und erklärte damals, wie sich zwischen seiner Stadt und Karmiel die Städtepartnerschaft entwickelt hat.