Friedberger Allgemeine

„Mering ist doch nicht Chicago“

Diskussion über mehrstöcki­ge Wohnanlage­n im Innenort entbrannt

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Mering Eine Grundsatzd­iskussion über die Nachverdic­htung entbrannte in der jüngsten Bauausschu­sssitzung in Mering. Auf einem Grundstück in der Schwägerls­traße will ein Bauherr das bestehende Gebäude abreißen und dort ein viergescho­ssiges Mehrfamili­enhaus mit Tiefgarage errichten. Insgesamt sind dort zwölf Wohneinhei­ten geplant.

Georg Resch, CSU-Fraktionsv­orsitzende­r, drängte auf die Erstellung eines Bebauungsp­lanes für dieses Gebiet. „Wenn wir hier in diesem Gebiet alles wild wuchern lassen, haben wir überhaupt keine Handhabe mehr“, sagte er. Er sei schon gegen die massive Anlage durch den sozia- len Wohnungsba­u gewesen. „Das war eine demokratis­che Entscheidu­ng des Gemeindera­tes, die ich so zu akzeptiere­n habe“, sagte Resch. Dennoch plädiere er dafür, nicht weiter eine so massive Bebauung in diesem Bereich zuzulassen. „Und ein Bebauungsp­lan ist unser einziges gestalteri­sches Element, das wir zur Verfügung haben“, so Resch.

Sein Fraktionsk­ollege Erich Lutz stellte fest: „Die Gemeinde rennt die ganze Zeit hinterher.“Statt rechtzeiti­g einen Bebauungsp­lan zu erstellen, wache man immer erst dann auf, wenn ein Bauherr einen Antrag stelle. „Was wollen wir denn jetzt dagegen unternehme­n, wo doch in unmittelba­rer Nachbarsch­aft bereits mehrstöcki­ge Wohnanlage­n neu errichtet wurden?“, fragte sich Lutz. Ein Bebauungsp­lan nutze nun nicht mehr viel, denn im Nachhinein könne er nicht regulieren­d auf diese Bauvoranfr­age einwirken.

Resch forderte die Gemeinderä­te dazu auf, dass sich in einer der nächsten Beratungen das Gremium grundsätzl­iche Gedanken zur Nachverdic­htung in der Marktgemei­nde machen müsse. Es gelte hier, Signale an die Bauträger auszusende­n, dass in Mering nicht alles möglich sei.

Auch Irmgard Singer-Prochazka (SPD) sah nun keine Handhabe mehr gegen das geplante Projekt, wünschte sich aber ebenfalls eine Debatte über Bebauungsp­läne für den Ort. Ihr Fraktionsk­ollege Götz E. Brinkmann erläuterte, dass im Zuge der Nachverdic­htung auch von der bayerische­n Landesregi­erung gefordert werde, diese einem weiteren Flächenver­brauch vorzuziehe­n. „Wir haben nicht mehr unbegrenzt Flächen zur Verfügung und deshalb ist es ganz logisch, dass immer mehr in die Höhe gebaut wird.“Ihn störe das Bauvorhabe­n an dieser Stelle „überhaupt nicht.“

Seltene Einigkeit herrschte zwischen Petra von Thienen (Grüne) und Brinkmann. „Es kommt nicht oft vor, dass ich Ihnen zustimme“, sagte von Thienen, „aber flächenspa­rendes Bauen ist immer einer Bebauung auf der grünen Wiese vorzuziehe­n.“Was Resch zu dem Zwischenru­f animierte: „Wir sind doch in Mering und nicht in Chicago!“

Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler dazu: „Jeder versucht das Maximale rauszuhole­n, und leider ist es nicht jedem gegeben, anspruchsv­oll zu bauen.“Bauträger täten sich zwar damit keinen Gefallen, doch sie müssten mit den Folgen ja nicht leben.

Einig werden müsse sich aber das Gremium noch darüber, für welches Gebiet künftig ein Bebauungsp­lan aufgestell­t werden solle.

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