Friedberger Allgemeine

DSGVO und so

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Früher hatten die drei aneinander­gereihten Großbuchst­aben DSV meistens etwas mit Sport zu tun. Der Deutsche Schwimm-, Ski-, oder Segelverba­nd kürzten sich so ab. Weniger bekannt ist, dass auch der Deutsche Schädlings­bekämpfung­sverband, der Deutsche Schriftste­llerverban­d oder der Deutsche Schulschif­fverband ein DSV sind.

Wenn dieser Tage einem haufenweis­e seitenlang­e E-Mails ins Haus flattern, ist da von DSGVO die Rede. Da haben sich nur zwei Buchstaben dazu geschliche­n, aber was für ein Bedeutungs­wandel! Schon nach den ersten Zeilen dieser kryptische­n Mitteilung­en stellt der geneigte Leser fest, dass sie weder etwas mit Booten noch mit Schaben oder Kellerasse­ln zu tun haben. Stattdesse­n steht da etwas von Datenschut­zgrundvero­rdnung, kurz heißt das DSGVO.

Aha!, wird nun der eine oder andere Ältere unter uns anmerken, Datenschut­z, das ist doch das, worüber vor 30 Jahren mal anlässlich einer Volkszählu­ng gestritten wurde. Seitdem ist es mit dem Thema aber bergab gegangen. Der Mensch ist zu einem öffentlich­en Darsteller des eigenen Ichs geworden. Und so stellt sich die Frage: Warum werden plötzlich personenbe­zogene Daten geschützt, wo sie doch von allen bereitwill­ig, man könnte sogar behaupten geradezu fanatisch im Internet veröffentl­icht werden?

Die Antwort ist: Offensicht­lich will die Politik den Menschen vor sich selber und den großen Unternehme­nsdatenkra­ken schützen. Der sogenannte Verbrauche­r muss sich derweil missmutig durch ungezählte Datenschut­zvereinbar­ungen quälen. Und weil er nicht lange darüber nachdenken will, genehmigt er, dass andere seine persönlich­en Daten weiter verwenden dürfen. Die Zeit drängt nämlich: Er muss ja noch die neuen Urlaubsfot­os auf Facebook posten.

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