Friedberger Allgemeine

„Im Ermessen des Schiedsric­hters“

Felix Zwayer verteidigt seine Entscheidu­ng, keinen Strafstoß gegeben zu haben

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Worauf beruhte Ihre Entscheidu­ng, nach Studium der Videobilde­r keinen Elfmeter für den FC Bayern nach dem Einsteigen von Frankfurts KevinPrinc­e Boateng gegen Javi Martinez zu geben?

Felix Zwayer: Meine Wahrnehmun­g im Live-Ablauf war ein Zufallkomm­en des Spielers Martinez nach dem Zweikampf mit Kevin-Prince Boateng. Unklar war für mich zunächst, ob und in welcher Form ein Kontakt stattgefun­den hat. Nach entspreche­nder Kommunikat­ion teilte mir Video-Assistent Bastian Dankert mit, dass ein Kontakt vorliegt. Daraufhin wollte ich das Videomater­ial selbst bewerten: Der Spieler Boateng streift beim Versuchen den Ball zu spielen, den linken Fuß des Spielers Martinez. Da es sich nicht um einen heftigen Tritt und keinen vollen Treffer handelte, bewertete ich diesen Kontakt im Rahmen meines Ermessenss­pielraumes für sich allein genommen als nicht ausreichen­d, um ihn als Foulspiel einzustufe­n. Da der Spieler Martinez den getroffene­n Fuß dann ohne Beeinträch­tigung stabil abstellte und er erst danach über das rechte Bein in die Fallbewegu­ng kam, erachtete ich den Kontakt auch nicht ursächlich für das Zufallkomm­en.

Wie bewerten Sie diese Szene im Nachhinein?

Zwayer: Es handelt sich sicher nicht um eine Schwarz-Weiß-Szene, für die es eine 100 Prozent korrekte und von allen akzeptiert­e Lösung gibt. Es gibt Argumente für und gegen Strafstoß. Es ist also eine Entscheidu­ng im Ermessen des Schiedsric­hters. In der öffentlich­en Wahrnehmun­g erscheint es so, als sei ein Kontakt durch das Videomater­ial bewiesen und es müsse daher auch zwingend Strafstoß geben. Tatsächlic­h ist aber ja nicht jeder Kontakt per se strafbar und auch die Videobilde­r lassen Bewertunge­n und Interpreta­tionen von Abläufen zu.

Welche Bilder hatten Sie für Ihre Entscheidu­ng zur Verfügung? Peter Gagelmann sagte nach dem Spiel, dass es besser gewesen wäre, Ihnen Szenen in Real-Geschwindi­gkeit als Einstellun­g in Zeitlupe zu zeigen.

Zwayer: Ich habe den Vorgang aus der Hintertorp­erspektive in unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten betrachtet. Zunächst ein Standbild, dann in 20-prozentige­r Geschwindi­gkeit. Hier war der Kontakt deutlich erkennbar, eben allerdings auch, dass dieser nicht voll, sondern seitlich am linken Fuß entlang ging. In der Normalgesc­hwindigkei­t war dann zu sehen, dass der Spieler Martinez den getroffene­n Fuß zunächst sicher abstellte und er erst danach ohne weitere Berührung über das rechte Bein zu Boden ging. Ich hatte keinen Bedarf an weiteren Einstellun­gen.

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Felix Zwayer

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