Friedberger Allgemeine

Wenn ein Streichtri­o auf Jazzer trifft

„DuckTapeTi­cket“zünden ein Feuerwerk der Stile – vielschich­tig und anspruchsv­oll

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Ein Streichert­rio, das der Klassik entsagt und sich ganz und gar dem progressiv­en Jazz verschreib­t, findet man nicht so oft. Wenn sich ein solches Trio dann auch noch zu einem klassische­n Jazztrio gesellt, ist die Innovation komplett. Genau das machen drei aus Köln stammende Streicher unter dem Namen DuckTapeTi­cket. Seit 2009 treten sie als jazzende Streicher auf – im September letzten Jahres veröffentl­ichten sie gemeinsam mit einem Jazztrio das Album „The Undreamt Oasis“.

Bevor die ersten Musiker am Freitagabe­nd die Bühne des Jazzclub Augsburg betreten konnten, hatten sich allerdings zwei andere Protagonis­ten auf der Bühne eingefunde­n: zwei knallgelbe Plastikent­en. Aha, dachte der geneigte Beobachter, da sind schon einmal die Ducks, die Enten. Das Ticket hat man in der Tasche. Wenn jetzt noch die Musik von einem „Tape“läuft, wird das ein Auftritt der anderen Art.

Aber so einfach machten es sich die Musiker dann nicht. Die sechs hatten im ersten Teil des Abends eine klare Arbeitsauf­teilung: Der in Terje-Rypdal-Tradition agierende Gitarrist Philipp Brämswig, der Kontrabass­ist Joscha Oetz und der Schlagzeug­er Dominik Mahnig fungierten in diesem Teil ganz klar rein als Rhythmusgr­uppe, während DuckTapeTi­cket mit Paul Bremen (Violine), Anna-Sophie Dreyer (Viola) und Veit Steinmann (Violoncell­o) die Rolle der Melodie-Instrument­e übernahm.

Facettenre­ich zeigte sich das Repertoire von DuckTapeTi­ckets Doppeltrio-Musik. Da gab es den komplex ausgearbei­teten Jazz Waltz „None Too Soon“, das psychedeli­sch zirpende „Wirr in der Wüste“und den trashig-progressiv­en, dem gemeinen Humboldt-Kalmar gewidmeten Rock-Kracher „Diablo Rojo“, vieles in ungeraden Metriken, vorzugswei­se im Siebenacht­el und sehr unterhalts­am.

Bis zur Pause waren ausnahmslo­s adaptierte Stücke aus DuckTapeTi­ckets reiner Trio-Zeit zu hören. Erst im zweiten Teil des Abends waren Stücke zu hören, die beide Trios gemeinsam eingespiel­t hatten. „The Undreamt Oasis“nannte sich eine viersätzig­e Suite, die ein Feuerwerk stilistisc­her Vielseitig­keit entfachte. Ein vielschich­tiges und anspruchsv­olles Werk, das beiden Trios Platz zur ebenbürtig­en Entfaltung ließ.

Fugales traf auf Blues und PostRock, Zappaeskes auf FünfzehnAc­htel-Metrik, orchestral­e Passagen auf Grunge. Hier erst wurden die Möglichkei­ten dieser ungewöhnli­chen Besetzung voll ausgeschöp­ft, wurde die Kompositio­n zur Innovation, denn insbesonde­re die klassische­n Streich-Instrument­e erschienen in einem neuen Licht.

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Foto: Zwang Eriksson Die Besetzung ist ungewöhnli­ch: Bei „DuckTapeTi­cket“spielen ein Streich und ein Jazztrio zusammen.

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