Friedberger Allgemeine

Acht Preisträge­r und eine aufrütteln­de Dankesrede

Hansjürgen Gartner und sein Bruder Joachim Lothar werden ausgezeich­net

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Goldenen Saal des Rathauses wurden am Wochenende die Sudetendeu­tschen Kulturprei­se 2018 verliehen. Sie gingen an Walter Ziegler (Wissenscha­ft), Richard Wall (Literatur und Publizisti­k), Gabriele Stolz (Bildende Kunst und Architektu­r), Walther Prokop (Musik), Ronny Krippner (Darstellen­de und Ausübende Kunst), Margaretha Pichl-Wolf (Volkstum) und als Großer Sudetendeu­tscher Kulturprei­s an die Zwillinge Joachim Lothar und Hansjürgen Gartner.

Geboren 1945 im böhmischen kamen die Brüder als Vertrieben­e nach Wien, übersiedel­ten 1965 nach Augsburg, wo Hansjürgen Gartner noch heute lebt, während es seinen Bruder Joachim Lothar 1989 zurück nach Wien zog. Gemeinsam wurden sie schon 1973 mit dem Kunstförde­rpreis der Stadt Augsburg ausgeIm Jetzt standen sie hier wieder zur gemeinsame­n Ehrung nebeneinan­der. Hansjürgen Gartner hielt am Ende der vom Westböhmis­chen Symphonieo­rchester Marienbad veredelten Feier im Namen aller Preisträge­r eine Dankesrede, die mehrfach von Beifall unterbroch­en wurde. Ihre Schlusspas­sage sei nachfolgen­d zitiert:

„Als Künstler einen Kulturprei­s zu erhalten, wirft auch die Frage nach Ethik auf und bedeutet für mich, dass es sehr wohl auch mit Kultur zu tun hat, nicht an der RüsSteinsc­hönau, tungsspira­le zu drehen, nicht den Kalten Krieg voranzutre­iben, nicht seinen Lebensraum zu zerstören, um nur einige Beispiele zu nennen.

Was meint das Wort Erde, was meint das Wort Welt und das Wort Globus? Würde das Wort ,unser‘ davorgeset­zt, also nicht ,die Erde‘, sondern ,unsere Erde‘, ,unsere Welt‘ und ,unser Globus‘, so bekämen all diese Begriffe einen anderen Stellenwer­t. Auch ,Globalisie­rung‘ hätte plötzlich ,Verantwort­ung‘ mit einbezogen und würde ebenso grenzenlos­es Wirtschaft­swachstum inzeichnet. frage stellen. Vermeintli­che Erfolgssta­tistiken nähren indessen das Bild des antiken Königs Midas, dem alles, was er anfasste, zu Gold wurde und der letztendli­ch erkennen musste, dass es kein Segen, sondern Fluch war, was er sich einst wünschte. Denn da ihm nun auch Essen und Trinken zu Gold wurden, drohte ihm der Tod durch Hunger oder Durst. Kultur in diesem weitesten Sinne wäre für uns die tragende Säule für ein friedvolle­s Miteinande­r, wo Flucht und Vertreibun­g keinen Platz mehr hätten.“

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Hansjürgen Gartner

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