Getränkemarkt wird zum Entree fürs Schloss
Das Trinkl-Anwesen an der Friedberger Burgwallstraße dient zurzeit als Baustellenlager. Bis zur Landesausstellung soll es mit Pavillons und Blümchen aufgehübscht werden. Aber auch die Tiefgarage bleibt Thema
Friedberg Das heruntergekommene Trinkl-Anwesen sieht neben dem herausgeputzten Schloss ein bisschen aus wie Aschenputtel neben seinen Schwestern. Oder, wie Baureferent Carlo Haupt es ausdrückt: Der frühere Getränkemarkt mache mehr den Eindruck eines Gewerbegebiets als eines Eingangsbereichs zum Schloss. Doch wie beim Aschenputtel soll sich das ändern, und zwar schnell. Die Stadträte diskutierten im Bauausschuss, wie das Areal im Rahmen der Landesausstellung und darüber hinaus genutzt werden könnte.
Die Stadt hatte das 1800 Quadratmeter große Gelände 2012 gekauft. Seit das Schloss saniert wird, wird die Fläche als Baustelleneinrichtung genutzt. Hier lagern Materialien, parken Fahrzeuge, befinden sich Lager und Büros. Man könne sich gar nicht mehr vorstellen, so Haupt, wie das 21-Millionen-Euro-Projekt ohne die Nutzung dieser Fläche hätte abgewickelt werden können. Doch je näher das Jahr 2020 und damit die Bayerische Landesausstellung rückt, desto mehr stellt sich die Frage, wie das Grundstück in dieser Phase genutzt werden kann.
Dabei spielt zweierlei eine Rolle: Der Gewerbebau ist so hässlich, dass die Städtebauförderung der Regierung von Schwaben ihn als „städtebaulichen Missstand“einstufte. Außerdem überlegen die Stadt und das Haus der Bayerischen Geschichte, den Verkauf der Eintrittskarten für die Landesausstellung aus dem Schlossareal hinaus zu verlegen. Grund: Bei der Ausstellung werden bis zu 100000 Besucher binnen eines halben Jahres erwartet, im Schloss dürfen sich maximal 500 Menschen aufhalten. Denkbar wäre daher eine vorübergehende Nutzung des Areals neben der Schloss- brücke mit Empfangspavillon, Grünfläche und Behindertenparkplätzen. Haupt riet, die Gebäude auf dem Grundstück abzureißen. Die Städtebauförderung sei bereit, Friedberg bei der Gestaltung zu unterstützen. Man könne vor diesem Bereich nicht halt machen. „Und Provisorien halten oft länger, als man denkt“, so Haupt. Auf jeden Fall empfiehlt er eine moderate Bebauung, die Optionen offenlässt. Denn der Gedanke an eine Tiefgarage unter dem Anwesen ist noch nicht vom Tisch.
Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) hätte diese am liebsten schon vor der großen Ausstellung gebaut. Doch wegen der hohen Kosten und vieler anderer Projekte wurde die Tiefgarage zurückgestellt. Im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept ISEK aus dem Jahr 2014 ist es allerdings enthalten. Aufgrund der topografischen Lage könnte es vom neuen Parkplatz an der B 300 aus erschlossen werden und auf zwei bis vier Etagen Stellplätze für Besucher des Schlosses und der Altstadt bieten. Und das, ohne Anwohner der Burgwallstraße zu belasten, denen ohnehin vor den Folgen der Schlossnutzung graust.
Für die Vorbereitung der Landesausstellung drängt die Zeit. Die Stadträte wollen sich aber nicht unter Druck setzen lassen. So sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Roland Fuchs, es handele sich bei der Zukunft des Trinkl-Anwesens um eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung für Friedberg. Und darüber müsse der Stadtrat entscheiden, nicht ein Ausschuss. Auf jeden Fall solle man nichts wegreißen, bevor man weiß, was danach hinkommt. Grünen-Sprecherin Claudia EserSchuberth schimpfte, sie wolle sich nicht hetzen lassen. Scheibchenweise kämen immer neue Punkte in Sachen Landesausstellung auf den Tisch. Wie berichtet, hatte das Gremium bereits über die Nutzung des Salzkarrner-Turms als Ausstellungsraum diskutiert. Die Grünen fordern nun eine Aufstellung über Projekte und Kosten im Zusammenhang mit der Schau.
Die Debatte über die alte Limonadenfabrik möchte Eser-Schuberth am liebsten im Rahmen eines Workshops führen, stellte aber vorab schon einmal klar: „Die Tiefgarage wird hoffentlich ein hübscher Traum bleiben.“Thomas Kleist wies seitens der CSU auf das Dilemma hin, dass das Areal noch gebraucht werde, andererseits bald umgestaltet werden müsste. Er hält zwar Behindertenparkplätze für wichtig, fragt sich allerdings, ob tatsächlich so viele Besucher zu der Ausstellung kommen, dass man Tickets außerhalb des Schlosses verkaufen muss. Eichmann wehrte sich gegen die Kritik, die Verwaltung versuche dem Stadtrat etwas vorzuschreiben oder ihn unter Druck zu setzen: „Das ist hier eine offene Diskussion!“Das Gremium wisse außerdem seit Jahren, dass an der Stelle etwas geschehen muss. Der Gewerbebau sei Schimmel-verseucht. „Sollen wir da einfach einen Bretterzaun davorstellen?“, fragte er. Bei Eser-Schuberth kam dieser Vorschlag gar nicht schlecht an. Man könne das historische Ambiente ja brechen und Graffiti aufsprühen. Letztlich beauftragte der Ausschuss die Verwaltung, im Stadtrat Varianten vorzustellen. »Kommentar