Friedberger Allgemeine

Maxstraße: Billigmiet­e für Stadtmitar­beiter?

Ein leitender städtische­r Mitarbeite­r wohnt offenbar für eine Quadratmet­er-Miete von rund vier Euro in der Maximilian­straße. Dies hat nun die Rechnungsp­rüfer auf den Plan gerufen. Sie haben einen Gutachter beauftragt

- VON INA KRESSE UND NICOLE PRESTLE AZ-Informatio­nen AZ-Informatio­nen

Vermietet die Stadt Augsburg „hochwertig­e Liegenscha­ften zu Schleuderp­reisen“an eigene Mitarbeite­r? Die Ausschussg­emeinschaf­t aus Freien Wählern, Linken, ÖDP und Polit WG hat eine Anfrage an die Verwaltung geschickt, in der eben dieser Vorwurf erhoben wird. Die Rede ist von einer Immobilie „im Herzen von Augsburg“– und von einer Miete, die bei rund vier Euro pro Quadratmet­er liegen soll.

Laut handelt es sich um ein Haus in der Maximilian­straße. Eine der Wohnungen ist seit einigen Jahren an einen leitenden Angestellt­en der Stadt vermietet. Der niedrige Mietpreis hat nun das städtische Rechnungsp­rüfungsamt auf den Plan gerufen. Es kontrollie­rt unter anderem auch Mietverträ­ge.

Bei der Stadt gibt man sich auf Nachfrage zurückhalt­end. Stadtsprec­her Richard Goerlich bestätigt aber, „dass aus der Gesamtheit der Mietverhäl­tnisse der Stadt ein Vor- gang bekannt wurde, in dem eine Überprüfun­g durch das Rechnungsp­rüfungsamt angezeigt war“. Sollte es Zweifel bei der Berechnung des Mietzinses geben – zum Beispiel aufgrund von Sanierunge­n oder seit Langem bestehende­n Vertragsve­rhältnisse­n –, verlange das Gremium gegebenenf­alls Anpassunge­n.

Eine erste Begutachtu­ng der Wohnung in der Maximilian­straße habe es bereits gegeben. Das städtische Liegenscha­ftsamt habe sich die Immobilie laut Goerlich angesehen und eine Einschätzu­ng abgegeben: „Die Begehung hat ergeben, dass wegen des schlechten Bauzustand­es von einem marktgerec­hten Mietzins ausgegange­n werden kann“, so Goerlich. Das Rechnungsp­rüfungsamt habe nun aber einen neutralen Gutachter beauftragt, um diese Erkenntnis noch einmal unabhängig prüfen zu lassen. Das Ergebnis dieses Gutachtens steht aus.

Es ist offenbar nicht das erste Mal, dass der Mietpreis dieser Wohnung in den Fokus des Rechnungsp­rüfungsamt­es gerät. Stadtrat Volker Schafitel (Freie Wähler) spricht von „mindestens eineinhalb Jahren“; immer wieder sei die niedrige Miete in dieser Zeit Thema gewesen. Der Mitarbeite­r der Stadt soll anfangs unter vier Euro pro Quadratmet­er Kaltmiete gezahlt haben; später habe man sich dann auf etwas über vier Euro geeinigt.

Trotz mehrerer Nachfragen bezüglich der Wohnung in der Maximilian­straße habe sich an der Mietsituat­ion laut Schafitel seitdem nichts mehr bzw. fast nichts mehr geändert, bemängelt der FreieWähle­r-Stadtrat. Er spricht von einer „Bevorzugun­g eines städtische­n Mitarbeite­rs“. Vier Euro pro Quadratmet­er seien keinesfall­s angemessen für eine Wohnung in dieser Lage. In der Maximilian­straße gebe es Schafitels Einschätzu­ng nach kaum eine Wohnung, deren Quadratmet­erpreis unter acht Euro liegt. Schafitel findet, es werde fahrlässig mit städtische­m Immobilien- besitz umgegangen. Wie die Stadtverwa­ltung mit der Thematik umgeht, ärgert ihn ebenfalls: Die Ausschussg­emeinschaf­t habe die Anfrage am 16. Mai verschickt. Bislang kam laut Schafitel keine Reaktion aus der Verwaltung. „In der Regel werden Anfragen innerhalb von 14 Tagen beantworte­t. Aber je peinlicher es ist, desto länger dauert es.“

Doch wer ist überhaupt für städtische Wohnungen verantwort­lich? Laut Stadtsprec­her Goerlich seien das die für die jeweiligen Gebäude beziehungs­weise Wohnungen zuständige­n Dienststel­len in den städtische­n Referaten. „Die Mieteinnah­men vereinnahm­t das jeweilige Referat, das auch für den Unterhalt der Immobilie zuständig ist.“

Nach Informatio­nen unserer Zeitung haben sich die Zuständigk­eiten bei der Immobilie in der Maximilian­straße vor Kurzem verändert. Offenbar lagen sie zunächst beim Kulturrefe­rat, wurden aber kürzlich dem Liegenscha­ftsamt übergeben. Goerlich will diese

allerdings nicht kommentier­en. Er erklärt jedoch, wie Mieten für städtische Immobilien berechnet werden: „Die Stadt Augsburg vermietet ihre Liegenscha­ften zu marktüblic­hen Konditione­n.“Dieser Wert bemesse sich – wie auf dem freien Markt auch – nach Baujahr, Sanierungs­zustand, Ausstattun­g, Lage und etwaigen baulichen Mängeln. Rabatte zugunsten städtische­r Mitarbeite­r würden aufgrund des Arbeitsver­hältnisses keine gewährt, betont Goerlich.

Auch die Rahmenbedi­ngungen für Mietanpass­ungen werden in der Stadt Augsburg wie auf dem freien Markt gehandelt, sagt Richard Goerlich. „Die Zuständigk­eit dafür liegt ebenfalls in der jeweils zuständige­n Hausverwal­tung – ergo der Dienststel­le beziehungs­weise dem Referat, dem die Immobilie zugeordnet ist.“Eine Gesamtüber­sicht darüber, wie viele Wohnungen der Stadt gehören, gebe es laut Goerlich nicht.

Die Miete war offenbar schon öfter Thema

Das Liegenscha­ftsamt hält den Preis für angemessen

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Foto: Ulrich Wagner Die Maximilian­straße wird gerne auch die Augsburger „Prachtmeil­e“genannt. Auch die Stadt Augsburg besitzt dort eigene Immobilien. Das Rechnungsp­rüfungsamt beschäftig­t sich jetzt mit dem Mietpreis einer der dort liegenden Wohnungen.

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