Spinner auf dem Vormarsch
Warum die giftigen Raupen immer öfter auftreten und wie man sich verhalten soll
Augsburg/Zusmarshausen Allergische Reaktionen von Rötungen und Schwellungen bis zu Atemwegsproblemen – der Kontakt mit Raupen des Eichenprozessionsspinners kann richtig unangenehm werden. Diese Erfahrung mussten Kinder im Wittelsbacher Park in Augsburg machen. Dabei hatte eine Passantin Tage zuvor die Stadt auf die Tierchen aufmerksam gemacht.
Mitte Mai entdeckte die Frau, die ihren Namen nicht genannt haben will, an einer Eiche die Raupen. Von der Feuerwehr sei sie an die Stadtverwaltung verwiesen worden. Da sie Freitagmittag telefonisch niemanden erreichte, schrieb sie eine Mail. Eine Reaktion blieb zunächst aus. Aus zeitlichen Gründen sei diese nicht sofort beantwortet worden, heißt es aus dem Amt für Grünordnung. Aber dem Hinweis sei man sofort nachgegangen: „Nach der Beschreibung konnte ein kleines Nest mit Eichenprozessionsspinnern gefunden werden. Dieses wurde umgehend entfernt und die Raupen entsorgt.“Aber es blieb nicht der einzige Fund. Eine Woche später geriet eine Kindergartengruppe in Kontakt mit den Raupen: Bei einem Kind krochen mehrere Tiere über den Körper. Das Kind sowie die Kinderpflegerin, die ihren Schützling von den Raupen befreite, erlitten Rötungen und Schwellungen. Schuld sind die Härchen, die ein Eiweißgift enthalten und leicht abbrechen. Die Haare dringen in die Haut ein und verhaken sich. Problematisch ist es, wenn die Härchen eingeatmet werden oder in die Augen geraten.
Es ist das erste Mal, dass das Auftreten des Eichenprozessionsspinners in Augsburg bekannt wurde. Auch in der Südtiroler Straße und der Uhlstettstraße wurden Nester an Eichen entdeckt. Es sei nicht auszuschließen, dass weitere gefunden werden. „Da wir bisher im Amt keine Erfahrungen mit dem Eichenprozessionsspinner haben, ist es schwierig abzuschätzen, wie weit sich der Falter beziehungsweise die Raupen schon ausgebreitet haben“, sagt Irina Ehlert vom Amt für Grünordnung. Die Stadt will eine Schädlingsbekämpfungsfirma engagieren, sollten größere Nester gefunden werden. Im Raupenstadium bleibe nur die Möglichkeit der mechanischen Entfernung. Betroffene Bäume werden mit Flatterbändern abgesperrt, zusätzlich in der Nähe nun Warnhinweise angebracht.
Weil im Wittelsbacher Park nächste Woche das Modular-Festival stattfindet, wurden die Mitarbeiter der Veranstaltung über das Auftreten des Spinners informiert. „Der übrige Park kann aus unserer Sicht uneingeschränkt zur Erholung genutzt werden“, so die derzeitige Info aus dem Grünamt. Die Passantin, die das erste Nest entdeckt hatte, erhielt inzwischen eine Antwort auf ihre Mail. Ganz zufrieden ist sie dennoch nicht: Mit rechtzeitiger Warnung hätte es zu dem Vorfall mit der Kindergartengruppe nicht kommen müssen.
Im Landkreis Augsburg ist die Raupe ein alter Bekannter: Immer früher im Jahr und immer öfter tritt er auf. Hubert Droste, als Forstbetriebsleiter in Zusmarshausen zuständig für den Staatswald, berichtet: „Der Befall hat sich in den vergangenen Jahren rasant vermehrt – ein untrügliches Zeichen des Klimawandels.“Nördlich der Autobahn seien fast alle Eichenbestände befallen. Es sei nicht möglich, alle Bäume flächendeckend „abzusaugen“. Das sei zu aufwendig und zu teuer. Die Mitarbeiter schreiten an Stellen ein, an denen sich Menschen länger aufhalten, zum Beispiel an Parkplätzen. Aktuell kümmern sie sich auch um eine alte Eiche in Horgau-Bahnhof, auf dem die giftige Raupe sitzt. Deren Äste ragen in einen Garten.
Im Landkreis Augsburg sind die Spinner allerdings nicht nur im Wald aufgetaucht, sondern auch an öffentlichen Orten. So wurde in Kutzenhausen auf einer Eiche an der Schule ein Nest entdeckt, eine Woche lang war deshalb ein Teil des Pausenhofs gesperrt. O Aufruf In Augsburg können Funde von Raupen des Eichenprozessionsspinners dem Amt für Grünordnung unter Telefon 0821/324 6025 oder per E Mail an agnf@augsburg.de gemeldet werden. O
Vorsicht! Raupen und Gespinste soll ten auf keinen Fall angefasst werden. Bei Berührung die Kleidung waschen und die Haut mit Wasser und Seife reinigen. Da abgebrochene Härchen durch die Luft fliegen, sollte man nicht zu nahe he rangehen. Bei Hautreizungen oder Aller gien einen Arzt aufsuchen.