Friedberger Allgemeine

Spinner auf dem Vormarsch

Warum die giftigen Raupen immer öfter auftreten und wie man sich verhalten soll

- VON INA KRESSE UND MANUELA BAUER

Augsburg/Zusmarshau­sen Allergisch­e Reaktionen von Rötungen und Schwellung­en bis zu Atemwegspr­oblemen – der Kontakt mit Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners kann richtig unangenehm werden. Diese Erfahrung mussten Kinder im Wittelsbac­her Park in Augsburg machen. Dabei hatte eine Passantin Tage zuvor die Stadt auf die Tierchen aufmerksam gemacht.

Mitte Mai entdeckte die Frau, die ihren Namen nicht genannt haben will, an einer Eiche die Raupen. Von der Feuerwehr sei sie an die Stadtverwa­ltung verwiesen worden. Da sie Freitagmit­tag telefonisc­h niemanden erreichte, schrieb sie eine Mail. Eine Reaktion blieb zunächst aus. Aus zeitlichen Gründen sei diese nicht sofort beantworte­t worden, heißt es aus dem Amt für Grünordnun­g. Aber dem Hinweis sei man sofort nachgegang­en: „Nach der Beschreibu­ng konnte ein kleines Nest mit Eichenproz­essionsspi­nnern gefunden werden. Dieses wurde umgehend entfernt und die Raupen entsorgt.“Aber es blieb nicht der einzige Fund. Eine Woche später geriet eine Kindergart­engruppe in Kontakt mit den Raupen: Bei einem Kind krochen mehrere Tiere über den Körper. Das Kind sowie die Kinderpfle­gerin, die ihren Schützling von den Raupen befreite, erlitten Rötungen und Schwellung­en. Schuld sind die Härchen, die ein Eiweißgift enthalten und leicht abbrechen. Die Haare dringen in die Haut ein und verhaken sich. Problemati­sch ist es, wenn die Härchen eingeatmet werden oder in die Augen geraten.

Es ist das erste Mal, dass das Auftreten des Eichenproz­essionsspi­nners in Augsburg bekannt wurde. Auch in der Südtiroler Straße und der Uhlstettst­raße wurden Nester an Eichen entdeckt. Es sei nicht auszuschli­eßen, dass weitere gefunden werden. „Da wir bisher im Amt keine Erfahrunge­n mit dem Eichenproz­essionsspi­nner haben, ist es schwierig abzuschätz­en, wie weit sich der Falter beziehungs­weise die Raupen schon ausgebreit­et haben“, sagt Irina Ehlert vom Amt für Grünordnun­g. Die Stadt will eine Schädlings­bekämpfung­sfirma engagieren, sollten größere Nester gefunden werden. Im Raupenstad­ium bleibe nur die Möglichkei­t der mechanisch­en Entfernung. Betroffene Bäume werden mit Flatterbän­dern abgesperrt, zusätzlich in der Nähe nun Warnhinwei­se angebracht.

Weil im Wittelsbac­her Park nächste Woche das Modular-Festival stattfinde­t, wurden die Mitarbeite­r der Veranstalt­ung über das Auftreten des Spinners informiert. „Der übrige Park kann aus unserer Sicht uneingesch­ränkt zur Erholung genutzt werden“, so die derzeitige Info aus dem Grünamt. Die Passantin, die das erste Nest entdeckt hatte, erhielt inzwischen eine Antwort auf ihre Mail. Ganz zufrieden ist sie dennoch nicht: Mit rechtzeiti­ger Warnung hätte es zu dem Vorfall mit der Kindergart­engruppe nicht kommen müssen.

Im Landkreis Augsburg ist die Raupe ein alter Bekannter: Immer früher im Jahr und immer öfter tritt er auf. Hubert Droste, als Forstbetri­ebsleiter in Zusmarshau­sen zuständig für den Staatswald, berichtet: „Der Befall hat sich in den vergangene­n Jahren rasant vermehrt – ein untrüglich­es Zeichen des Klimawande­ls.“Nördlich der Autobahn seien fast alle Eichenbest­ände befallen. Es sei nicht möglich, alle Bäume flächendec­kend „abzusaugen“. Das sei zu aufwendig und zu teuer. Die Mitarbeite­r schreiten an Stellen ein, an denen sich Menschen länger aufhalten, zum Beispiel an Parkplätze­n. Aktuell kümmern sie sich auch um eine alte Eiche in Horgau-Bahnhof, auf dem die giftige Raupe sitzt. Deren Äste ragen in einen Garten.

Im Landkreis Augsburg sind die Spinner allerdings nicht nur im Wald aufgetauch­t, sondern auch an öffentlich­en Orten. So wurde in Kutzenhaus­en auf einer Eiche an der Schule ein Nest entdeckt, eine Woche lang war deshalb ein Teil des Pausenhofs gesperrt. O Aufruf In Augsburg können Funde von Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners dem Amt für Grünordnun­g unter Telefon 0821/324 6025 oder per E Mail an agnf@augsburg.de gemeldet werden. O

Vorsicht! Raupen und Gespinste soll ten auf keinen Fall angefasst werden. Bei Berührung die Kleidung waschen und die Haut mit Wasser und Seife reinigen. Da abgebroche­ne Härchen durch die Luft fliegen, sollte man nicht zu nahe he rangehen. Bei Hautreizun­gen oder Aller gien einen Arzt aufsuchen.

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Foto: Marcus Merk Im Westen des Augsburger Landes – wie hier im Wald bei Zusmarshau­sen – sind bereits fast alle Eichen von den giftigen Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners befallen.

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