Friedberger Allgemeine

Neue Farben für Löwe und Raute

In Eigenregie ließ Pater Wilfried Kuntz das Wittelsbac­her Wappen am Benefiziat­enhaus restaurier­en

- VON HEIKE JOHN

Mering Passanten auf dem Weg vom Marktplatz zum Rathaus, zum Pfarrhof oder zur St.-Michael-Kirche werden es wohl schon gemerkt haben: Das Wittelsbac­her Wappen am Benefiziat­enhaus hat einen neuen, farbintens­iven Glanz. Viele Jahre konnte das verwittert­e und verblasste Schild am denkmalges­chützten Gebäude in der Herzog-Wilhelm-Straße kaum noch wahrgenomm­en werden. Dies beschloss Pater Wilfried Kuntz als Hausbewohn­er zu ändern.

Seit über sechs Jahren lebt der Pallottine­rpater zusammen mit seiner Haushälter­in Marlene König in dem geschichts­trächtigen Benefiziat­enhaus, in dem schon viele Seelsorger eine Bleibe hatten. „Es gehört zusammen mit dem Kirchenauf­gang zum Bestand der historisch­en Marktgemei­nde und ist im Blick der Öffentlich­keit“, so erklärt der Pallottine­rpater, warum er tätig wurde.

Bereits vor einiger Zeit ließ er über dem Hauseingan­g wieder eine Figur der Gottesmutt­er, die Patrona Bavariae, installier­en. Auf der Suche nach einem Fachmann zur Neugestalt­ung des Wappens stieß er nun über die Vermittlun­g von Rudolf Loder auf die Meringer Künstlerin Renate Blatt. Sie widmete sich nach historisch­er Vorlage dem Wappen, das aus der Erinnerung einiger Meringer in den 50er-Jahren von dem in der Meringerze­ller Straße wohnenden Maler Josef Paulus gestaltet worden war.

„Die Ölfarben waren fast komplett abgeblätte­rt, sodass ich nach eingehende­r Recherche das Schild nun mit wetterfest­en Acrylfarbe­n nahezu neu gemalt habe“, erklärte Renate Blatt. Aus Freude über das gestaltete Wappen lud Pater Wilfried Kuntz einige Vertreter der Kirchenund der Marktgemei­nde sowie die Anwohner zu einer kleinen Einweihung­sfeier. Eingeladen war auch der Meringer Ortshistor­iker Franz Knittel, der den Gästen einen kurzen Einblick in die Geschichte der Wappenkund­e gab.

Der Löwe im bayerische­n Wappen stellt das Wappenbild der Pfalzgrafs­chaft dar, die seit 1214 im Besitz der Wittelsbac­her war. Zusammen mit den weiß-blauen Rauten bilden die Löwen die wichtigste­n Embleme der Wittelsbac­her Landesherr­en. Herzog-Wilhelm V., der von 1579 bis 1597 regierte, war ein großzügige­r Mäzen der Gemeinde Mering, und so wurde die Straße nach ihm benannt. „Da er auch als ,Der Fromme‘ bezeichnet wird, war er ein idealer Namensgebe­r für eine Straße, die zwischen Pfarrkirch­e und Pfarrhof auf die Kirchstraß­e führt“, erklärte zudem Joachim Pagel. Den Vorsitzend­en des Meringer Heimatvere­ins freute das nicht alltäglich­e Engagement von Pater Kuntz genauso wie Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler.

Vor sechs Jahren übernahm die Marktgemei­nde das Benefiziat­enfrisch haus von der Kirchensti­ftung. „Ein denkmalges­chützte Gebäude muss auch mit Leben gefüllt und gepflegt werden, damit das geschichtl­iche Bewusstsei­n erhalten bleibt“, so lobte Kandler. Wie das denkmalges­chützte Benefiziat­enhaus in die Pläne einer Vision 2025 integriert werden soll, sei noch völlig offen, so gab Kandler auf Nachfrage Auskunft. „Wir müssen jetzt erst mal festlegen, was die Planer denken dürfen und was nicht.“

Pater Wilfried Kuntz freut sich jedoch, dass die Außenfassa­den „seines“Wohnhauses bereits gestrichen wurden. „Das neu restaurier­te Schild ist ein farbenpräc­htiger Abschluss dieser Renovierun­gsarbeit“, findet er. Als Dank für die bisher getätigte Investitio­n der Marktgemei­nde zahle er die Restaurier­ung des Herzogwapp­ens aus eigener Tasche, erklärte er.

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Foto: Heike John So sieht das Wittelsbac­her Wappen am Benefiziat­en haus nun aus.

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