Die „Operation Ofenhaus“läuft
Am Gaskessel in Oberhausen findet das Theater Augsburg eine neue Heimat. Für die Kunst wird dort sogar neu gebaut. Die ersten Umzüge wird es bald geben – und die neuen Gastronomen planen schon
Eine neue Entscheidung gaben die Stadtwerke überraschend auf der Baustelle bekannt: Die Gastronomie im historischen Ofenhaus, in dem das Theater ab Januar 2019 ihre bisherige Brechtbühne bespielen wird, werden Hanna Knop und Tobias Emminger von der Marketing und Event-Catering-Agentur Stadtjäger betreiben. Eröffnet wird mit der ersten Premiere im Januar.
Die Speisekarte sei noch nicht fertig, so die beiden Inhaber. „Aber wir werden für jeden etwas anbieten. Wir planen eine internationale Cross-over-Küche mit guten Fleisch- und Fischgerichten“, erklärt Knop. Neben dem klassischen Restaurant wird es einen Biergarten, Bistrobereich für den Pausen– snack des Theaterpublikums und einen Loungebereich in der Galerie über dem Restaurant geben, die mit einem direkten Zugang zur Zuschauertribüne als Aufenthaltsbereich für die Pausen gedacht ist.
Draußen bieten sich den Anwohnern und Unternehmen aus dem Viertel rings um das Gaswerk seit einigen Tagen ungewohnte Perspektiven: Mitten aus dem Gelände ragt ein riesiger, weißroter Kran hervor. Mehrachsige Schwerlasttransporter mit Paderborner Kennzeichen rangieren ihre überlange Fracht durch das enge, historische Haupteinfahrtstor in der August- Was man von außen nicht sehen kann: Sie liefern die Betonwände für das siebenstöckige Parkhaus.
Ein- und Ausfahrtstürme westlich vom Ofenhaus stehen schon, in sieben Wochen, so Architektin Tatjana Kocher von den Stadtwerken, soll das Gebäude für 320 Autos fertig sein. Das Haus, das durch einen neuen Durchbruch weiter westlich in der August-Wessels-Straße angefahren wird, erfüllt einerseits Ansprüche von Theater- und anderen Besuchern beziehungsweise Beschäftigten auf dem Gelände. Andererseits dient es als Brandschutz zwischen Ofenhaus und den Tanks, in denen eine Firma Heizöl lagert.
Der Rohbau des mächtigen Ofen- hauses ist bis auf die Fenster fertig. Das 100 Jahre alte Gebäude, dessen Südfassade den Renaissance-Stil des Augsburger Rathauses aufnimmt, ist innen jetzt längs getrennt. Während die westliche Hälfte mit ihren 19 Metern Höhe über dem Gastronomiebereich offen bleibt, wurden im anderen Teil drei Stockwerke eingezogen. Statisch unabhängig vom Rest sollen hier im Erdgeschoss die Küche, im ersten Stock Bühne und Tribüne für 220 Zuschauer, im zweiten und dritten Stock die Technik, im vierten, dem Dachgeschoss, das schon vorher bestand, das Ballettensemble residieren.
An seiner nördlichen Kurzseite erhielt der historische Komplex einen sechsstöckigen Neubau als VerWessels-Straße. längerung. Im Dezember feierten die Stadtwerke hier Richtfest, inzwischen sind die Fenster eingesetzt, die Malerarbeiten im Gang. „In etwa vier Wochen sind wir hier fertig, es fehlen eigentlich nur noch die Fußböden“, erläutert Kocher.
Der Baufortschritt ist eng abgesprochen und nach dem Zeitplan des Theaters getaktet. Denn ab Mitte Juni werden in der Kasernstraße die Werkstätten sukzessive ab- und hier wieder aufgebaut. Zwar gebe es am Gaskessel für Schlosser und Schreiner etwas weniger Platz, dafür den lang ersehnten Lastenaufzug, mit dem auch die schweren und großen Bühnenteile in den vierten Stock zur Malerei transportiert werden können. Sind die Requisiten fertig, geht es per Aufzug ins erste Geschoss und über den Gang zur Bühne.
Obwohl nur Interimsspielstätte, wird das Ofenhaus für die Produktion der Theater-Handwerker und -Arbeiter Fortschritte bringen. Die Zeiten, in denen die künstlerisch mitunter aufwendig hergestellten Kulissen bei Wind und Wetter über den Innenhof hinter dem Großen Haus geschafft werden mussten, sind dann Geschichte.
Durch einen Zwischengang, der Neubau und Ofenhaus verbindet, gelangt man vom Parkhaus aus in den Garderoben-, Kassen- und Gastrobereich. Im vierten Stock des Neubaus befinden sich der Malsaal und eine Probebühne für Ballett und Schauspiel. In die 28 Ateliers der dritten Etage werden Künstlerinnen und Musiker des Kulturparks West (Kupa) einziehen. Der Mietpreis liegt bei fünf Euro pro Quadratmeter. Zusätzlich hat die Stadt für Interessenten aus dem Kupa in den noch zu sanierenden Räumen der „Sozialgebäude“und den sogenannten östlichen Werkstätten Platz reserviert – insgesamt 5000 Quadratmeter. 120 Künstler oder Ateliergemeinschaften haben bereits eine Mietzusage.
Bisher hatten Anwohner keinen Zutritt zum Gelände. Jetzt dürfen auch sie gespannt sein. „Wir werden das Quartier nicht nur für Start-upGewerbe und Kreative, sondern auch für das Viertel öffnen“, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg.