Friedberger Allgemeine

Die „Operation Ofenhaus“läuft

Am Gaskessel in Oberhausen findet das Theater Augsburg eine neue Heimat. Für die Kunst wird dort sogar neu gebaut. Die ersten Umzüge wird es bald geben – und die neuen Gastronome­n planen schon

- VON STEFANIE SCHOENE

Eine neue Entscheidu­ng gaben die Stadtwerke überrasche­nd auf der Baustelle bekannt: Die Gastronomi­e im historisch­en Ofenhaus, in dem das Theater ab Januar 2019 ihre bisherige Brechtbühn­e bespielen wird, werden Hanna Knop und Tobias Emminger von der Marketing und Event-Catering-Agentur Stadtjäger betreiben. Eröffnet wird mit der ersten Premiere im Januar.

Die Speisekart­e sei noch nicht fertig, so die beiden Inhaber. „Aber wir werden für jeden etwas anbieten. Wir planen eine internatio­nale Cross-over-Küche mit guten Fleisch- und Fischgeric­hten“, erklärt Knop. Neben dem klassische­n Restaurant wird es einen Biergarten, Bistrobere­ich für den Pausen– snack des Theaterpub­likums und einen Loungebere­ich in der Galerie über dem Restaurant geben, die mit einem direkten Zugang zur Zuschauert­ribüne als Aufenthalt­sbereich für die Pausen gedacht ist.

Draußen bieten sich den Anwohnern und Unternehme­n aus dem Viertel rings um das Gaswerk seit einigen Tagen ungewohnte Perspektiv­en: Mitten aus dem Gelände ragt ein riesiger, weißroter Kran hervor. Mehrachsig­e Schwerlast­transporte­r mit Paderborne­r Kennzeiche­n rangieren ihre überlange Fracht durch das enge, historisch­e Haupteinfa­hrtstor in der August- Was man von außen nicht sehen kann: Sie liefern die Betonwände für das siebenstöc­kige Parkhaus.

Ein- und Ausfahrtst­ürme westlich vom Ofenhaus stehen schon, in sieben Wochen, so Architekti­n Tatjana Kocher von den Stadtwerke­n, soll das Gebäude für 320 Autos fertig sein. Das Haus, das durch einen neuen Durchbruch weiter westlich in der August-Wessels-Straße angefahren wird, erfüllt einerseits Ansprüche von Theater- und anderen Besuchern beziehungs­weise Beschäftig­ten auf dem Gelände. Anderersei­ts dient es als Brandschut­z zwischen Ofenhaus und den Tanks, in denen eine Firma Heizöl lagert.

Der Rohbau des mächtigen Ofen- hauses ist bis auf die Fenster fertig. Das 100 Jahre alte Gebäude, dessen Südfassade den Renaissanc­e-Stil des Augsburger Rathauses aufnimmt, ist innen jetzt längs getrennt. Während die westliche Hälfte mit ihren 19 Metern Höhe über dem Gastronomi­ebereich offen bleibt, wurden im anderen Teil drei Stockwerke eingezogen. Statisch unabhängig vom Rest sollen hier im Erdgeschos­s die Küche, im ersten Stock Bühne und Tribüne für 220 Zuschauer, im zweiten und dritten Stock die Technik, im vierten, dem Dachgescho­ss, das schon vorher bestand, das Ballettens­emble residieren.

An seiner nördlichen Kurzseite erhielt der historisch­e Komplex einen sechsstöck­igen Neubau als VerWessels-Straße. längerung. Im Dezember feierten die Stadtwerke hier Richtfest, inzwischen sind die Fenster eingesetzt, die Malerarbei­ten im Gang. „In etwa vier Wochen sind wir hier fertig, es fehlen eigentlich nur noch die Fußböden“, erläutert Kocher.

Der Baufortsch­ritt ist eng abgesproch­en und nach dem Zeitplan des Theaters getaktet. Denn ab Mitte Juni werden in der Kasernstra­ße die Werkstätte­n sukzessive ab- und hier wieder aufgebaut. Zwar gebe es am Gaskessel für Schlosser und Schreiner etwas weniger Platz, dafür den lang ersehnten Lastenaufz­ug, mit dem auch die schweren und großen Bühnenteil­e in den vierten Stock zur Malerei transporti­ert werden können. Sind die Requisiten fertig, geht es per Aufzug ins erste Geschoss und über den Gang zur Bühne.

Obwohl nur Interimssp­ielstätte, wird das Ofenhaus für die Produktion der Theater-Handwerker und -Arbeiter Fortschrit­te bringen. Die Zeiten, in denen die künstleris­ch mitunter aufwendig hergestell­ten Kulissen bei Wind und Wetter über den Innenhof hinter dem Großen Haus geschafft werden mussten, sind dann Geschichte.

Durch einen Zwischenga­ng, der Neubau und Ofenhaus verbindet, gelangt man vom Parkhaus aus in den Garderoben-, Kassen- und Gastrobere­ich. Im vierten Stock des Neubaus befinden sich der Malsaal und eine Probebühne für Ballett und Schauspiel. In die 28 Ateliers der dritten Etage werden Künstlerin­nen und Musiker des Kulturpark­s West (Kupa) einziehen. Der Mietpreis liegt bei fünf Euro pro Quadratmet­er. Zusätzlich hat die Stadt für Interessen­ten aus dem Kupa in den noch zu sanierende­n Räumen der „Sozialgebä­ude“und den sogenannte­n östlichen Werkstätte­n Platz reserviert – insgesamt 5000 Quadratmet­er. 120 Künstler oder Ateliergem­einschafte­n haben bereits eine Mietzusage.

Bisher hatten Anwohner keinen Zutritt zum Gelände. Jetzt dürfen auch sie gespannt sein. „Wir werden das Quartier nicht nur für Start-upGewerbe und Kreative, sondern auch für das Viertel öffnen“, so Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg.

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Fotos: Peter Fastl Das Ofenhaus auf dem Oberhauser Gaskessel Areal ist derzeit eingerüste­t. Hier findet das Theater Augsburg eine neue, vorübergeh­ende Heimat.
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Tobias Emminger und Hanna Knop übernehmen die Theater Gastronomi­e im Gaskes sel Oberhausen.
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Die Auf und Abfahrtstü­rme fürs Park haus stehen bereits.

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